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Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition)

Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition)

Titel: Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Coetzee
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Grobheit und Behaarung. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie zu verhindern versuchen würde, dass David zum Mann heranwächst.«
    »Vaterschaft ist kein Beruf, Simón. Und auch kein metaphysisches Schicksal. Du musst die Frau nicht gern haben, sie muss dich nicht gern haben. Du hast Geschlechtsverkehr mit ihr, und siehe da, neun Monate danach bist du Vater. So einfach ist das. Jeder Mann kann das.«
    »Dem ist nicht so. Vaterschaft bedeutet nicht nur Geschlechtsverkehr mit einer Frau zu haben, wie auch Mutterschaft nicht nur daraus besteht, ein Gefäß für den männlichen Samen zu sein.«
    »Hm, was du beschreibst, zählt in der realen Welt als Vaterschaft und Mutterschaft. Du kommst nicht auf die reale Welt, wenn du nicht aus dem Samen irgendeines Mannes gezeugt und im Schoß irgendeiner Frau getragen wurdest und durch den Geburtskanal ebendieser Frau herabkommst. Du musst von Mann und Frau geboren werden. Ausnahmslos. Entschuldige meine deutliche Sprache. Frage dich nun:
Wird es mein Freund Señor Daga sein, der seinen Samen in Inés pflanzt, oder werde ich es sein?
«
    Er schüttelt den Kopf. »Das reicht, Elena. Können wir das Thema wechseln? David hat mir erzählt, dass Fidel gestern einen Stein nach ihm geworfen hat. Was ist los?«
    »Es war kein Stein, es war eine Murmel. Auf so etwas muss David gefasst sein, wenn seine Mutter ihn nicht mit anderen Kindern Umgang haben lässt, wenn sie ihn anstiftet, sich als eine Art höheres Wesen zu betrachten. Andere Kinder werden sich gegen ihn zusammenrotten. Ich habe mit Fidel gesprochen, ich habe ihn ausgeschimpft, aber es wird nichts nützen.«
    »Sie waren einmal beste Freunde.«
    »Sie waren beste Freunde, bevor du Inés auf die Bildfläche gebracht hast, mit ihren seltsamen Vorstellungen von Kindererziehung. Das ist noch ein Grund, warum du dich wieder in den Haushalt einbringen solltest.«
    Er seufzt.
     
    »Können wir miteinander unter vier Augen sprechen?«, sagt er zu Inés. »Ich habe dir etwas vorzuschlagen.«
    »Kann es warten?«
    »Was flüstert ihr?«, ruft der Junge aus dem Nachbarzimmer.
    »Geht dich nichts an.« Und zu Inés: »Bitte, können wir nur für eine Minute nach draußen gehen?«
    »Flüstert ihr über Señor Daga?«, ruft der Junge.
    »Das hat nichts mit Señor Daga zu tun. Es ist etwas Privates zwischen deiner Mutter und mir.«
    Inés trocknet sich die Hände ab und zieht die Schürze aus. Sie gehen zusammen aus der Wohnung, über den Spielplatz in den Park. Vom Fenster aus beobachtet sie der Junge.
    »Was ich zu sagen habe, betrifft Señor Daga.« Er macht eine Pause, holt tief Luft. »Ich habe gehört, dass du ein weiteres Kind haben möchtest. Stimmt das?«
    »Wer hat dir das gesagt?«
    »David sagt, du wirst ihm einen Bruder schenken.«
    »Ich habe ihm seine Gutenachtgeschichte erzählt. Das wurde dabei am Rande erwähnt; es war nur so eine Idee.«
    »Gut, Ideen werden zur Realität, wie auch Samen zu Fleisch und Blut werden kann. Inés, ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen, ich will mit dem größtmöglichen Respekt sagen, wenn du dir überlegst, eine Beziehung zu einem Mann einzugehen, für den Zweck des Kindergebärens, dann kannst du mich in Betracht ziehen. Ich bin bereit, die Rolle zu spielen. Die Rolle zu spielen und mich dann zurückzuziehen, während ich weiterhin euer Beschützer bin und für dich und alle deine Kinder sorge. Du kannst mich ihren Paten nennen. Oder, wenn dir das lieber ist, ihren Onkel. Ich werde vergessen, was zwischen uns gewesen ist, zwischen dir und mir. Es wird aus meinem Gedächtnis getilgt sein. Es wird sein, als wäre es nie geschehen.
    So. Jetzt habe ich es gesagt. Bitte, antworte nicht sofort. Denke darüber nach.«
    Schweigend kehren sie in der einbrechenden Dunkelheit zur Wohnung zurück. Inés geht mit großen Schritten voran. Sie ist deutlich verärgert oder aufgebracht – sie will ihn nicht einmal ansehen. Er gibt Elena die Schuld, weil sie ihn dazu angestiftet hat, er gibt auch sich selbst die Schuld. Was für eine rohe Art, sich aufzudrängen! Als böte er an, Installationsarbeiten auszuführen!
    Er schließt zu ihr auf, ergreift ihren Arm, dreht sie zu sich. »Das war unverzeihlich«, sagt er. »Ich entschuldige mich. Bitte, verzeih mir.«
    Sie sagt nichts. Sie steht wie aus Holz geschnitzt da, mit herabhängenden Armen, und wartet darauf, dass er sie loslässt. Er lässt los und sie entfernt sich stolpernd.
    Vom Fenster hoch oben hören sie den Jungen rufen: »Inés!

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