Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Titel: Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Husmann , Sonja Schönemann
Vom Netzwerk:
bis sie mir eine reingehauen haben. Einfach so. Obwohl ich bei Ballerspielen auf der Playstation gute Reflexe habe, hab ich nicht nennenswert reagiert.
    Ramona hat mich gefragt, warum ich mich nicht gewehrt habe, und ich hab gesagt, weil ich echte Gewalt nicht gut finde. Ich kann ja wohl schlecht auf der einen Seite gegen den Krieg sein, mich aber auf der anderen Seite hier mit Ausländern prügeln. Ramona hat verständnisvoll genickt und »Hmm« gesagt. »Hmm« ist diese Art von Verständnis, die Frauen auch bei Impotenz an den Tag legen. »Hmm« heißt: »Ist doch nicht schlimm …«, aber »Ist doch nicht schlimm …« heißt »Wenn das noch ein Mal vorkommt, such ich mir ’nen andern, du Nulpe!« Es ist im Prinzip eine ähnliche Reaktion, als wenn sich herausstellt, dass man handwerklich nicht so begabt ist. Da kommt von Frauen auch oft so ein: »Ist ja süß. So was kannst du gar nicht, ne?«
    Dabei müsste das ja auch einer Frau einleuchten: Man kann nicht automatisch einen Teppichboden verlegen, nur weil man einen Penis hat.
    Dafür kann ich kochen und Ramona nicht. Die kann nicht mal eine Vitamintablette auflösen. Da sag ich ja auch nichts. Aber sie kommt immer mit dieser Pseudo-Verständnis-Nummer. »Hmm …« Dieses »Hmm …« heißt, sie hat grad überhaupt keinen Respekt. Nur weil ich mich aus Prinzip nicht mit Ausländern prügel.
    Ich hab Ramona gesagt, dass ich es politisch natürlich auch viel besser gefunden hätte, wenn mich wenigstens zwei Deutsche überfallen hätten, damit es eben nicht so eine Klischeegeschichte ist. Aber von ihr kam nur »Hmm …«, und gleichzeitig hat sie mir Jodtinktur auf die Schläfe geträufelt. Sie hat absichtlich zu viel genommen, da bin ich mir ganz sicher, mir ist jedenfalls Jod ins Auge gelaufen. Und das brennt. Und wenn’s im Auge brennt, hält das Auge mit Augenflüssigkeit dagegen, also mit Tränen. Das ist ein ganz normaler Prozess, der sich im Laufe der Evolution bewährt hat. Das hat überhaupt nichts mit Heulsuse zu tun. Das hab ich Ramona dann auch erklärt. Von ihr kam aber nur »Hmm …«
    Ramona hat studiert und findet es toll, dass ich kochen kann und etliche Designer mit Namen kenne und trotzdem nicht schwul bin. Aber tief in ihrem Innersten will sie offenbar, dass ich in heiklen Situationen so reagiere wie jeder x-beliebige volltätowierte Kirmesheini. »Hätte Sartre mal ’n paar Kneipenschlägereien gewonnen«, hab ich zu Ramona gesagt, »dann hätte Simone de Beauvoir ihn womöglich geheiratet oder sogar geduzt!« Von Ramona kam aber nur wieder »Hmm …« Seit der ersten Steinzeithöhle wollen Frauen, dass der Mann dem Mammut eins mit der Keule überbraten kann. Evolutionär scheint sich das für die Frauen bewährt zu haben. Nur, erstens hat Ramona, wie gesagt, studiert, und wir leben zweitens eben nicht mehr in einer Höhle, sondern in einer Eigentumswohnung.
    Und ich hab zum Beispiel auch aus Überzeugung Zivildienst gemacht und nicht, weil ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren konnte, mich fünfzehn Monate lang zu besaufen. So lange musste man damals, zu meiner Zeit, nämlich zur Bundeswehr. Fünfzehn Monate. Der Zivildienst war sogar noch länger. Der Zivildienst war so lang, dass man als Zivi im Anschluss gleich im Altenheim bleiben konnte. Ich hab trotzdem Zivildienst gemacht. Ich hatte eben damals auch schon eine sehr klare Haltung zum Thema Gewalt.
    Es ist ja völlig klar, dass Gewalt in manchen Zusammenhängen nötig ist. Wenn der Torero den Stier totquatscht, würde da kein Mensch hingehen, und wäre Jesus mit 83 an Darmverschlingung gestorben, gäbe es heute die ganzen Kirchen nicht, aber im Alltag hat Gewalt nichts zu suchen, nur so differenziert sieht Ramona das offenbar nicht.
    Die Polizei auch nicht. Der Beamte auf dem Revier, der meine Anzeige aufnahm, hatte die ganze Zeit so ein Grinsen im Gesicht. Ja, die beiden Jungs, die mich überfallen hatten, waren ungefähr fünfzehn. Aber in dem Alter sind Südländer schon voll ausgewachsen, das weiß man doch! Und man weiß auch, dass türkische Jugendliche Messer haben. Das gehört in der Türkei zur Folklore. Da brauch ich die Messer gar nicht zu sehen. Zwei ausgewachsene türkische Jugendliche mit Messern, die mich zusammenschlagen und meinen Brustbeutel mit allen Ausweisen und über 120 Euro klauen, sollten für einen übergewichtigen Hauptwachtmeister, der nicht zuletzt von meinen Steuern bezahlt wird, kein Grund sein, mich zu behandeln, als wäre ich gerade von

Weitere Kostenlose Bücher