Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
Fingernägel über die Hoden ziehe.
Rainer sagt: »Kannst du so um eins am Ostpark sein? An der großen Platane? … Ich muss jetzt los!« und geht.
Mir tut alles weh. Innen und außen. Und in einer halben Stunde muss ich in Konfi 3 eine Präsentation vor der Geschäftsführung halten. Seit vier Monaten bereite ich mich darauf vor. Das Leben ist eins der beschissensten.
Das heißt also, wenn es draußen jetzt nicht aus Eimern schütten würde –
… säßen wir jetzt bei Sekt und Käse und beim Walter.
Werner.
Wie auch immer.
…
…
Du wolltest mir einen Heiratsantrag machen?
Du wolltest dich von mir trennen?
…
…
Aber doch nur, weil du dich so scheiße verhalten hast.
Weil ich was Romantisches geplant hatte! Der Weg auf den Gipfel führt immer durch schwieriges Gelände!
Soll das heißen, je beschissener ein Mann sich verhält, umso romantischer ist das, was er vorhat!? Was ist das denn für ’ne Theorie?! Je mehr ich dir mit dem Hammer ins Gesicht schlage, umso schöner wirst du, sobald der Schmerz nachlässt? Ist das die Männerlogik?
Wieso bin ich immer gleich »alle Männer«?
Kannst du zukünftig einfach die Finger von Romantik lassen?
Das heißt, es gibt eine Zukunft?
…
…
Hast du eigentlich den ganzen Sekt im Ostpark versteckt, oder gibt’s hier noch irgendwas?
Alles bei der Platane.
Natürlich.
Ein Bier kannst du haben …
Ja BITTE …
Einige Bier später
Ramona?
Rainer?
Angenommen, unsere Kiste wär ’ne Zeitmaschine, in die du reinpasst, weil du dünner wärst …
Sag mal –
Mit dünner mein ich kleiner, viel kleiner, und ich auch, so dass wir damit einfach vier Wochen zurückfahren könnten … und angenommen, ich würde mich dann in den nächsten vier Wochen anders verhalten, als ich mich in den letzten vier Wochen verhalten habe …
Was ist los?
Jetzt hör mir doch mal zu!
Ist noch Bier da?
Nein, ist alle. Also, wenn wir einfach so tun würden, als wäre zwischen uns alles so wie an dem Tag, als wir den Glückskekszettel aus der Kiste gezo–
Und Schnaps? Wir haben doch bestimmt noch irgendwo Schnaps?
Ich weiß, dass man der Frau, die man liebt, normalerweise verspricht, dass man sein ganzes Leben damit verbringen will, sie glücklich zu machen … das ist vor dem aktuellen Hintergrund jetzt für dich wahrscheinlich ziemlich schwer zu glauben …
Im Keller ist noch Jägermeister! Ha! Hab ich letztens erst gesehen, als wir sortiert haben! Den hol ich jetzt!
Jetzt hör mir doch mal zu! Mann! Ich will dich was fragen.
Ich dich auch! Ist dir schlecht? … Bist du umgefallen?
Ramona, ich will dich was anderes fra–
Bin gleich wieder da!
Einige Jägermeister später
Was ist das?
Für die Kiste!
Ein Brief?
So ähnlich …
»Was immer du machen willst, im Rest deines Lebens«, da kommt aber kein Komma nach ›willst‹ …
Jesus Christus! Man streicht doch in einem Abschiedsbrief keine Rechtschreibfehler an …!
Das ist kein Rechtschreibfehler, das ist ein Gramma–
Aaaah!
Wieso eigentlich Abschied? Das ist ein Abschiedsbrief?
NEIN! Sack und Asche …
Warte, ich les’ noch mal … »Was immer du machen willst, im Rest deines Lebens, mache ich mit, wo immer du hingehst geh –
Komma, ich weiß …
Pssst!!
Wo immer du hingehst …
»geh ich hinterher, oder besser noch neben dir. In all deinen Tagen und Nächten wär ich gern an deiner Seite. Klammer auf, Ding, Klammer zu
Ring.
Hm?
Ring, nicht Ding.
Du hast aber auch eine Sauklaue.
An der Stelle hätte ich dir dann den provisorischen Ring gegeben.
Gott, wär das schön gewesen!
Jetzt »schön« im Sinne von Scheiße oder schön im Sinne von schön?
Schön …
Und was hättest du da dann gesagt?
Ja.
Ja im Sinne von »Ja, nee, lass mal gut sein« oder ja im Sinne von ja?
Ja.
…
…
Kann ich die Braut dann jetzt küssen?
Ja. Und bevor du fragst: Das war jetzt ein Ja im Sinne von »Ja, nee, lass mal gut sein«, du hast nämlich ’ne ziemliche Fahne.
…
Nee, Quatsch natürlich nicht … komm her!
…
…
Komm, wir tun den Zettel in die Kiste und machen den Deckel zu …
Und zur Hochzeit wünschen wir uns eine neue.
Unbedingt, aber eine große, die muss ja jahrelang halten.
In guten wie in schlechten –
Komm, hier, einen Jäger meistern wir noch: Auf die nächste Kiste!
Auf die nächste Kiste!
Die Autoren danken:
Florian Boitin,
der die Idee zur
PLAYBOY Kolumne hatte;
Volker Jarck und Julia Schade,
für Schnitzel,
Kommas und Vertrauen;
allen
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