Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)
super, weil das Elend ja zusammenschweißte. Ich kann Pärchenurlaub also nur empfehlen.
Wenn mir jemand erzählt, dass er zum ersten Mal mit seinem Partner und einem befreundeten Pärchen in Urlaub fährt, habe ich offen Verständnis und heimlich Mitleid. Wenn mir jemand erzählt, dass er das bereits zum zweiten oder dritten Mal macht, habe ich von da an mit der betreffenden Person nichts mehr zu tun. Daran sind Carina und Tom schuld.
Carina und Tom waren zuerst Rainers Freunde und damals für mich so ziemlich das vorbildlichste Pärchen von allen. Schon neun Jahre zusammen, und trotzdem gingen sie immer liebevoll und mit dem größten Respekt miteinander um. Das beeindruckte mich, schließlich waren Rainer und ich erst knapp ein Jahr zusammen, und »Respekt« hieß für Rainer, dass er mich beim Essen vor dem Rülpsen gestisch warnte, damit mir nicht jedes Mal vor Schreck die Gabel auf den Teller fiel. Was schon mehrfach vorgekommen war. Wir gingen zu der Zeit öfter mit Carina und Tom weg, und ich hatte noch nie, nicht ein einziges Mal mitbekommen, dass der eine schlecht über den anderen geredet hätte. Oder auch nur einen Witz auf seine Kosten gemacht. Wenn Rainer und ich beim Weggehen keine Witze übereinander machen würden, würden wir vermutlich überhaupt nicht sprechen. Das war für mich eigentlich immer ein gutes Zeichen gewesen: Übereinander lachen ist besser als gar kein Spaß in der Beziehung. Aber als Rainer gerade gegen Tom beim Billard verlor und Carina mich besorgt fragte, »ob bei uns eigentlich alles in Ordnung ist«, bekam ich trotzdem sofort Zweifel.
Auf mein ängstliches »Ja klar, wieso?« nickte Carina und meinte »Nee, nichts, nur so, schon gut.« Im Frauengespräch heißt »Nee, nichts, nur so, schon gut …« übersetzt: »Sag mal, MERKST du noch was?!« Ich hatte plötzlich durchaus begründete Angst davor, dass meine Beziehung schon im ersten Jahr den Bach runterging und ich die Einzige war, die davon nichts mitbekam. Ich hakte also bei Carina nach, meinem erklärten Beziehungs-Vorbild. »Ja nee, wieso, jetzt sag doch, was meinst du?«
Es sei nichts Konkretes, und wahrscheinlich solle sie auch einfach ihre Klappe halten, es gehe sie ja überhaupt nichts an, aaaber – und dann kam’s: Wenn wir zusammen weg sind, fassen wir uns nie an. Und sie meint damit nicht, dass wir übereinander herfallen sollen oder uns ständig die Zunge ins Gesicht stecken, aber nicht mal eine kurze liebevolle Berührung …? Nach nicht mal einem Jahr Beziehung …? Außerdem würden wir mehr übereinander lachen als miteinander, wir würden oft mehr trinken, als wir vertragen, und nie würde bei uns einer dem anderen sagen, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen, was ja normal wäre, nach nicht mal einem Jahr Beziehung …
Als ich mich im Kopf schon darauf vorbereitete, dass Rainer und ich uns vermutlich extremst zeitnah wieder trennen würden, setzte Carina noch nach, dass Rainer ja zum Beispiel genau jetzt schon wieder nicht bei mir wäre, sondern mit Tom am Billardtisch. Ich warf ein, dass ihr Tom ja nun auch genau jetzt nicht bei ihr ist, aber Carina unterbrach meinen hilflosen Versuch, meine Beziehung zu verteidigen, sofort und erklärte mir, dass sie Tom darum gebeten hätte, mit Rainer eine Runde alleine zu spielen, damit sie bei mir nachfragen kann, was bei uns nicht in Ordnung ist.
Mir wurde schlecht. »Du hast das mit Tom im Vorfeld geplant?!«, hauchte ich, entsetzt allein über die Vorstellung, dass es Paare wie Carina und Tom überhaupt gibt. Ein Paar, das sich gemeinsame Strategien für andere ausdenkt, sollte entweder mindestens zehn Jahre verheiratet sein oder in der Mafia. »Ja sicher, Ramona, wir können euch gut leiden, und da macht man sich eben Gedanken. Aber«, fügte sie hinzu und fasste mich dabei so liebevoll am Arm, wie Rainer und ich es in der Öffentlichkeit nie tun, »wenn ihr wollt, kommt doch mit uns nach Dänemark! Einfach mal raus aus dem ganzen Alltag, wir haben da ein Ferienhaus gemietet, urgemütlich, und eine Sauna ist auch drin! Das tut euch bestimmt gut!«
Auf dem Heimweg war ich stocknüchtern und überredete Rainer in Rekordzeit zum Pärchenurlaub mit Carina und Tom. Währenddessen fasste ich ihn überall an, um Carina nachträglich und in Abwesenheit zu beweisen, dass bei uns noch nicht alles verloren war. Ich erreichte mit meinem Getatsche, dass Rainer in der Seitengasse vor unserer Straße rattig wurde. Wenn man als Frau einen Man anfasst, heißt das für
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