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Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Titel: Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Husmann , Sonja Schönemann
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je erzählt, dass ich Musik doof finde. Ich war früher mit auf Konzerte gegangen, wenn es sich nicht vermeiden ließ, und hatte bald eine sehr innige Beziehung zu Ohrstöpseln. Ich erfand sogar die Ausrede von einem »Loch im Trommelfell«, um mein Verhalten so cool wie möglich zu erklären.
    Als Birgit vor Monaten begeistert von »unserer Band« berichtete, war es also für mich einfacher, große Freude zu heucheln und Tickets für Rainer und mich zu bestellen, als zwanzig Jahre zu spät die Wahrheit zu beichten.
    Rainer dagegen hatte wirklich gute Laune, im Gegensatz zu mir kannte er die Band sogar. Ich hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Vielleicht hatte ich ihm durch meine Konzertverweigerungshaltung einen Teil seines Freizeitvergnügens genommen. Ich nahm mir vor, überzeugend so zu tun, als wären The Cambricks meine Helden und Konzerte das beste Entertainment seit den Gladiatorenkämpfen. Ich hatte vorher sogar im Internet Best Of The Cambricks runtergeladen, damit ich wenigstens ein paar Refrains mitsingen konnte. Grundsatzregel für Aktivitäten mit Männern: Gute Vorbereitung ersetzt echtes Interesse. Immer.
    Als wir ankamen, war der Saal noch ziemlich leer. Offenbar waren The Cambricks einen noch weniger erfolgreichen Karriereweg gegangen als all die anderen Bands, denen ich früher nicht zugehört hatte. Die Musik ging los, und ich war wieder verlogene 16 und jubelte in Richtung Bühne. Sekunden später fiel mir auf, dass mich alle, inklusive Rainer, merkwürdig anguckten und etwas von »selten dämlicher Vorband« brummten. Nun, ich hatte über ein Vierteljahrhundert in Bezug auf Musik gelogen, da konnte ich jetzt nicht damit aufhören, schon aus Prinzip nicht. Also verteidigte ich die Vorgruppe aufs Heftigste und stürmte mit einem »Ihr habt ja alle keine Ahnung von Musik!« nach vorne, wo ich die nächste halbe Stunde so tat, als wäre ich Fan. Der einzige Fan, wohlgemerkt. Der Sänger war sich nicht ganz sicher, ob er von mir verarscht oder angehimmelt wurde, aber wir machten beide weiter mit unserer jeweiligen Show: Er tat so, als wäre er Musiker, und ich tat so, als wäre mir das nicht egal. Ich hatte schon etlichen Männern vorgemacht, dass sie spitze im Bett sind, dagegen war das hier Pillepalle.
    Es wurde voller, die unbekannte Vorgruppe ging, die unbekannte Hauptgruppe kam. Es wurde laut, alles »rockte«, und ich tat weiter so, als würde ich dazugehören. Ich fand mich zwischen Rainer und meinen Leuten von früher wieder, die wippten, rauchten, abwechselnd Bier holten und zwischendurch riefen: »Hammer, oder? Wie früher, voll geil!« Birgit fand sogar, der Sänger sei »eine noch coolere Sau« als damals. Ich tat so, als fände ich das auch, und sang die zwei Sätze Liedtext mit, die ich auswendig gelernt hatte. Birgit hielt anerkennend beide Daumen hoch, und ich wollte schrecklich gern nach Hause. Die Bässe taten mir in den Ohren weh, der Sänger hatte eine Wampe, und alles grölte, tanzte und stank vor sich hin. Es war wirklich genau wie früher. Nur dieses Mal ohne Ohrenstöpsel.
    »Ich guck mal, wo mein Macker mit dem Bier bleibt!«, brüllte ich Birgit ins Ohr und kämpfte mich zurück durch die kleine Menge. Hoffentlich war er noch da und stand nicht mit einer der Thekenschlampen im Kloflur! Ich hatte wirklich nicht die Kraft, mir jetzt auch noch eine Eifersuchtsszene für sein Ego aus den Rippen zu lügen. Stattdessen lehnte Rainer an der Wand und sah cool aus. Ich war unglaublich stolz auf ihn. MEIN Kerl! Steht nicht mitten im Mob und tut so, als ob er gleichzeitig stinken und tanzen kann. Mein Kerl steht einfach nur da und ist cool. Rainer grinste mich an, und ich schrie ihm entgegen, dass wir von mir aus auch nach Hause fahren könnten.
    Auf der Rückfahrt nahm ich mir vor, Rainer zuliebe in Zukunft wenigstens zweimal im Jahr mit ihm auf ein Konzert zu gehen. Die Dankbarkeit in seinen Augen nach dem Konzert hatte mir zu verstehen gegeben, wie viel ihm Musik bedeutete: So etwas gehört einfach zu einer guten Beziehung: die Interessen des Partners auch mal hemmungslos über die eigenen stellen.

Okay, das mag jetzt eine seltsame Frage sein, auf die es aber hoffentlich eine ganz logische Antwort gibt: Wieso ist mein Impfpass hier in der Kiste? Ramona?
    Ou. Ach, guck. Da ist der …
    Ja, hier ist der … ich hatte den schon gesucht. Was macht der in unserer Kiste? Ist da zufällig auch mein Sozialversicherungsausweis drin? Den such ich nämlich auch schon seit

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