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Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition)

Titel: Die Kiste der Beziehung: Wenn Paare auspacken (Populäres Sachbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Husmann , Sonja Schönemann
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Mann will ein Schwiegermuttertyp sein – außer wenn der erste Besuch bei der potentiellen Schwiegermutter ansteht.
    Wir waren schon über ein halbes Jahr zusammen, als Ramona meinte, es sei Zeit, mich ihren Eltern vorzustellen. Nach allem, was sie über ihre Eltern erzählt hatte, waren die für mich wie Sissi -Filme: Es reicht mir zu wissen, dass es sie gibt, ich muss sie aber nicht zwingend sehen, oder wenn, dann höchstens zu Weihnachten.
    Ramona ließ das nicht gelten, schließlich waren wir auch schon bei meinen Eltern gewesen. Aber Frauen haben es viel leichter. Es gibt aus gutem Grund keine weibliche Entsprechung zu Kai Pflaume. Niemand spricht von Schwiegervatertypen. Väter ticken bei ihren Söhnen nämlich ganz einfach: Hauptsache, der Junge hat eine Frau gefunden, die bereit ist, sich mit seinem Sohn abzugeben. Fertig.
    Wenn es um Töchter geht, reagieren Väter natürlich ganz anders. Das Arschloch, das es gewagt hat, ihnen den Premiumplatz in der Wertschätzung ihres Augensterns wegzunehmen, hat auf jeden Fall verschissen. Es geht nur noch darum, wie sehr. Deswegen ist die Kai-Pflaume-Fähigkeit so wichtig: Man muss wenigstens bei der Mutter einen guten Eindruck machen.
    Moderne Ratgeber raten, sich bei Vorstellungsgesprächen im Job nicht zu sehr zu verstellen und halbwegs »authentisch« zu bleiben. Ramona riet mir vor dem Vorstellungsgespräch bei ihren Eltern von »authentisch« ab. Erstens weil sie mich authentisch kennt, und zweitens ihre Mutter ebenfalls. Kai Pflaume ist auch nicht authentisch. Ich würde also auf Teufel komm raus Mutters Kuchen loben, ihren Garten schön finden und möglichst nicht »ficken« sagen. Ihre Mutter, schien mir, hatte einen längeren Beipackzettel als handelsübliche Anabolika.
    Ich zog meinen guten Anzug an und wieder aus (es bestand die Gefahr, völlig overdressed zu sein, denn »Papa« könnte im Trainingsanzug erscheinen, aus Trotz oder Ruhrgebietstradition), ich packte Pralinen ein und wieder aus (»Mama macht seit zwanzig Jahren Diät«), ich erwog, Blumen zu kaufen, Ramona riet ab (»Mama hat doch den Garten!«), am Ende war ich so nervös wie zuletzt vor dreißig Jahren, als ich bei der Schulaufführung vom Besuch der alten Dame sechs Sätze als Pfarrer hatte.
    Die Begrüßung durch Ramonas Mutter war ausgesprochen herzlich und klang so echt, als sei sie von Siri in meinem iPhone gesprochen. Wir standen noch im Flur, als ich schon den Garten lobte; Ramonas Vater trug Hemd, Hose und Krawatte und nannte mich Janosch, weil er mich offenbar noch für Ramonas letzten Freund hielt.
    Die Veranstaltung war so verkrampft wie die Waden eines Joggers beim ersten Marathon.
    »Hmm, der schmeckt aber schön selbstgemacht!«, lobte ich aufs Dämlichste die Käse-Sahne, die Ramonas Mutter beim Bäcker geholt hatte, wie sich zu spät herausstellte. »Das schmeckt man gleich«, erwiderte ich jetzt völlig sinnentleert und schob nach, wie seltsam es doch sei, dass sich ja offenbar die Haarfarbe vererbe, nicht aber die Fähigkeiten in der Küche. Es folgte eine Litanei von Ramona über meine fehlende Mitarbeit im Haushalt, assistiert von ihrer Mutter, die erklärte, es gebe Wichtigeres für eine Frau, als gut in der Küche zu sein.
    »Mir ist auch lieber, sie ist gut im Schlafzimmer«, lachte Ramonas Vater. Ramona an dieser Stelle zu loben war aber auch falsch, wie ich schnell an seinem noch schneller ersterbenden Lachen feststellte. Mein Respekt vor Kai Pflaume wuchs sekündlich. Frauenschwarm und Weiberheld sind leichte Aushilfsjobs. Schwiegermuttertyp ist dagegen ist harte Arbeit
    Ich hielt mich also an Ramonas Vater. Und lernte im Laufe des Nachmittags, dass sich folgende Themen nicht für ein »Gespräch« mit ihm eignen:
Politik (weder Innen- noch Außen- und schon gar nicht Finanz-),
Bayern München (es sei denn, man wäre der einzige andere Bayern-Fan im Ruhrgebiet),
Kunst (gemeint ist die Kunst zu grillen, die weltweit nur von einem einzigen Menschen beherrscht wird: ihm),
Musik (gemeint ist Musik aus den Jahren zwischen 1960, wo sie erfunden wurde, und 1975, wo sie starb; seither gibt es nur noch unterschiedlich lauten Krach)
    Ein sehr schönes Gesprächsthema hingegen ist Bier. Wo es herkommt (»aus dem Schuppen hinter dem Komposthaufen«), wo es hingeht (»Das Klo ist gleich links«), wie man es aufmacht (»Solange ich noch gesunde Zähne habe, kommt mir kein Öffner ins Haus!«) und wie man es genießt (»Nich lang schnacken, Kopp in’ Nacken!«). Endlich konnte

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