Die Klassefrau
sagte sie und wandte sich ab.
»Gern«, sagte Jerry. »Und was ist mit Ihnen, Mr. … Mr. …?«
»Drake. Ich nehme ein Dutzend.«
»Ein Dutzend?!«, fragten Mallory und Jerry wie aus einem Munde.
»Man kann nie genug Veilchen haben«, belehrte Peter und hob einen Veilchentopf hoch, um ihn von allen Seiten zu betrachten. »Hm, ich glaube, du bist eher ein Gersh-win-Typ, nicht wahr?« Amüsiert betrachtete er Mallory, die vor Wut kochte. Doch das störte ihn nicht im Mindesten, im Gegenteil, wenn er sie so leicht auf die Palme bringen konnte, dann konnte er ihr alles andere als gleichgültig sein. Er versuchte es erneut mit seinem gewinnenden Lächeln. »Was passt am besten zu Veilchen? Ein Ficus oder Tulpen?«
Zu seiner Verblüffung lachte sie plötzlich schallend und musste sich Hilfe suchend gegen die Regale lehnen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Mein Gott, Drake«, stieß sie atemlos hervor, »haben Sie auch nur die leiseste Ahnung von Pflanzen?«
»Nein«, gab er grinsend zu. »Aber ich weiß, welche ich mag.«
Jerry, der ihm Anweisungen zum richtigen Licht, dem richtigen Dünger und das Gießen gab, half Peter sein Dutzend Veilchen zu seinem Wagen zu tragen, aber Peter hörte ihm nicht zu. Sein Blick folgte Mallory, die ihre beiden Veilchen zu ihrem Mercedes trug, sie vorsichtig in den Kofferraum stellte und die Wagentür aufschloss.
Peter dankte Jerry eilig, schwor ihm, ihn zum Patenonkel des ersten Babyveilchens aus seiner Züchtung zu machen, schlug den Kofferraumdeckel zu, setzte sich hinters Steuer und folgte Mallory unauffällig auf ihrem Weg zurück zu ihrem Haus. Er musste lächeln, als sie in die Clement Street einbog. Aha, die Buchhandlung!
Sie fand ohne größere Mühe einen Parkplatz. Peter hatte weniger Glück und musste dreimal um den Block fahren, bevor er einen Chevy erspähte, der sich wieder in den Verkehr einfädelte. Schnell fuhr er in die Parklücke, lief im Zickzack über die verkehrsreiche Straße und betrat Cannibal Books. Er sah Mallory praktisch sofort. Sie war in der Fantasy-Abteilung. Das wurde ja immer besser!
Lächelnd ging er durch den Gang und griff nach einem Dick Francis, zwei Romanen von Martha Grimes sowie einer gebundenen Ausgabe von Lawrence Block. Er hielt sich ganz rechts, ehe er sich abrupt umwandte, so dass sie gegen ihn stieß.
»Tut mir Leid, ich -«, fing sie an, unterbrach sich aber sofort und kniff ihre grünen Augen zusammen. »Sie schon wieder!«
»Ms. Atkinson«, sagte Peter unschuldig, »wie nett Sie hier zu sehen. Ich hätte Sie längst in Ihrem Garten vermutet.«
Sie öffnete schon den Mund für eine scharfe Erwiderung, verkniff sie sich jedoch. Er konnte die Unsicherheit in ihren Augen sehen. Sie fragte sich offenbar, ob er sie reingelegt hatte. Sein Lächeln wurde noch breiter. Er neigte den Kopf, um den Titel des Buches, das sie in der Hand hielt, lesen zu können.
»Sie sind also auch ein Fan von Sue Grafton? Ich liebe ihre Bücher. Für meinen Geschmack hätte sie allerdings etwas weniger Sexualforschung à la Kinsey betreiben und sich die Todesfälle nicht bis zum Schluss aufheben sollen. Na ja, aber irgendwie muss sie wohl die Spannung aufbauen. Der Roman K würde Ihnen gefallen. Ich habe ihn auf einmal durchgelesen. Sie scheint mit jedem neuen Krimi besser zu werden. Ich kann es kaum erwarten, was ihr zum Buchstaben Z einfällt. Z wie Zebra vielleicht?«
»Ich bin sicher, sie hat etwas mehr Fantasie«, antwortete Mallory und eilte an ihm vorbei zur Kasse.
Peter heftete sich an ihre Fersen. »Und was macht sie mit Y ? Y wie Yeti? Darauf wäre ich auch neugierig.«
»Ich dachte immer«, meinte Mallory, während sie der Kassiererin eine Zwanzigdollarnote reichte, »dass Polizisten nicht gern Krimis lesen.«
»Natürlich lesen wir gern Krimis! Am liebsten solche, in denen Detectives die Hauptrolle spielen. Warum haben wir uns Ihrer Meinung nach wohl für diesen Beruf entschieden?«
»Vielleicht aus Todessehnsucht?«, fragte Mallory zynisch und steckte ihr Wechselgeld ein.
»Polizeiarbeit ist nur im Fernsehen gefährlich.«
»Erzählen Sie das mal Ihrem BMW.«
»Vandalismus kann jedem passieren«, erwiderte Peter und reichte der Kassiererin seine Bücher. Langsam entwickelte sich das Ganze zu einem ziemlich teuren Samstag. »Schullehrern, Bibliothekaren, Mechanikern.«
»Das war wirklich eine interessante kleine philosophische Unterhaltung, Drake, aber jetzt muss ich nach Hause und meine Veilchen umtopfen. Ich schlage vor,
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