Die Klassefrau
Sommersprossen – mit anderen Worten, genau die Art Mann, die Frauen gern an ihre Brust drücken. Peter konnte ihn von der ersten Sekunde an nicht leiden. »Wie schön, Sie wieder einmal zu sehen.«
»Hallo, Jerry«, sagte Mallory und kehrte Peter demonstrativ den Rücken zu. »Ich habe von den Angeboten gehört und konnte nicht widerstehen.«
»Ich dachte mir schon, dass Ihnen diese Veilchen gefallen«, sagte Jerry, nahm ihr die Topfpflanze aus der Hand und drehte sie bewundernd hin und her. »Ich meine mich zu erinnern, dass Sie vor einigen Wochen erwähnt haben, dass Sie gern noch einige Veilchen in Ihrem Esszimmer hätten.«
»Kommen Sie häufig hierher?«, fragte Peter Mallory höflich und zwang sich, jede Art von Mordgelüsten an einem Verkäufer aus seinen Gedanken zu verbannen.
Sie ignorierte ihn. Jerry nicht.
»Ms. Atkinson ist wahrscheinlich unsere beste Kundin«, erklärte er eifrig. »Es ist toll, eine Kundin zu haben, die sich nicht nur mit Pflanzen auskennt, sondern ihre Schönheit und Vielfalt wirklich zu schätzen weiß. Die meisten, die hierher kommen, suchen nur Dekorationsmaterial.«
Peter zuckte zusammen, fuhr aber tapfer fort. »Ms. Atkinson ist also eine echte Pflanzenliebhaberin?«
»Mehr als das«, erwiderte Jerry, während Mallory im Stillen vor Wut schäumte. »Sie vollbringt wahre Wunder bei Pflanzen. Sie schafft es nicht nur, eine kranke Pflanze wieder aufzupäppeln, sondern hat den berühmten grünen Daumen und bringt einfach alles zum Wachsen. Alles. Ohne Treibhaus. Sie ist wirklich unglaublich.«
»Sie deckt sie zweifellos liebevoll mit Tüchern zu«, sagte Peter, »gibt jedem einen Namen wie Percy oder Annabel und singt ihnen jeden Abend Schlaflieder vor. Ich habe von solchen Leuten schon gehört. Wahrscheinlich fällt es ihr leichter, mit Pflanzen eine Beziehung aufzubauen, als mit Menschen.«
»Ein Blumenbeet ist eine sehr viel angenehmere Gesellschaft«, schoss Mallory mit gerecktem Kinn zurück. »Und ich gebe ihnen keine Namen!«
Peter grinste sie an. »Sie überprüfen jeden Morgen den Zustand Ihrer Erde und lassen den Fernseher an, damit Sie sich tagsüber nicht so allein fühlen.«
»Das tue ich nicht, Sie – Sie -«
»Flegel?«, kam Peter ihr zur Hilfe.
»Ich hatte etwas wesentlich Derberes im Sinn.«
»Lassen Sie nicht zu, dass Ihr wunderbares Temperament, das wir alle kennen und lieben, mit Ihnen durchgeht. Also, Jerry«, sagte Peter zu dem Verkäufer, »sind Ms. Atkinson und ihr grüner Daumen der Stolz des örtlichen Gartenclubs?«
»Das könnte sie sein«, antwortete Jerry. »Sie könnte mit einigen ihrer Pflanzen an jedem Wettbewerb teilnehmen und würde den ersten Preis gewinnen. Sie hat mir einmal eine ihrer Rosenzüchtungen mitgebracht. Rosen zu züchten ist fast unmöglich in San Francisco, müssen Sie wissen.«
»Tatsächlich?«
»O ja. Aber Ms. Atkinson spazierte eines Tages mit der größten und schönsten Madame Isaac Pereire herein, die ich je gesehen habe.«
»Mit wem?«
»Das ist eine spezielle Rosensorte«, klärte Jerry ihn grinsend auf. »Sie hat auch fantastische Veilchen Blau.«
»Das glaube ich gerne«, gab Peter zurück und musterte Mallory von oben bis unten und weidete sich daran, dass sie errötete. »Und was ist nun Ihr Geheimnis?«, fragte er sie.
»Musik«, sprang Jerry ein.
»Verzeihung?«
»Pflanzen lieben Musik«, erklärte Jerry. »Ms. Atkinson und ich haben uns einen ganzen Nachmittag darüber unterhalten, welche Pflanzen welche Musik bevorzugen. Es gibt sogar wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema.«
»Und welche Art von Musik mögen Ihre Pflanzen, Ms. Atkinson?«, erkundigte sich Peter. »Richard Wagners Ring ?«
»Sie sind ganz verrückt nach Ravel«, antwortete Mallory schnippisch. »Insbesondere nach Bolero. «
»Ah. Summen Sie es ihnen vor?«
»Ich habe Stereo-Lautsprecher im Garten.«
»Oho!«
»Was wollen Sie mit diesem ›Oho‹ andeuten?«, erkundigte sich Mallory, die ihn mit verschränkten Armen wütend anfunkelte.
»Dass Sie Ihre Pflanzen verhätscheln.«
»Lebewesen das zu geben, was sie brauchen, hat nichts mit verhätscheln zu tun!«
»Angenommen, Ihre Theorie stimmt«, sagte Peter ruhig, ohne den Blick von ihren funkelnden Augen zu nehmen, »dann ist zum Beispiel das Verleugnen des menschlichen Bedürfnisses nach Wärme und Gesellschaft gleichbedeutend mit Körperverletzung.«
Einen Moment lang musterte sie ihn verwirrt, ehe sie den Blick senkte. »Ich nehme zwei hiervon, Jerry«,
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