Die Klassefrau
machten sie sich über das Essen her. Ihr erstes Stück Pizza verschlangen sie in einträchtigem Schweigen, ehe sie sich etwas langsamer einem zweiten widmeten.
»Jetzt mal ehrlich, Drake«, sagte Mallory, die ungeniert einen Käsefaden in die Länge zog und in ihren weit geöffneten Mund bugsierte, »woher wusstest du, dass ich für eine Pietros Prima jede Räuberhöhle, sogar deine, betreten würde?«
»Ganz einfach, meine liebe Miss Atkinson. Ich bin Detective. Meine Schlussfolgerung war, dass die perfekte Frau für mich natürlich alles mögen muss, was es bei Pietro gibt. Da du die perfekte Frau für mich bist , musstest du auch Pietros Pizza mögen. Also nur eine simple logische Schlussfolgerung.«
Mallory verschluckte sich beinahe an ihrem Käse. »Du bist ein hoffnungsloser Fall, Drake.«
»Unsinn. Sagtest du nicht, dass wir uns schon seit Ewigkeiten kennen, uns schon früher begegnet sind? Na ja, jetzt tun wir es wieder. Gib mir bitte noch ein Stück.«
Mallory gab noch ein Stück auf seinen Teller und trank einen Schluck Wein. »Ich dachte, du hättest beschlossen, dich zurückzuhalten«, sagte sie.
»Ich habe meine Meinung geändert.«
»Warum?«
Peter lächelte sie an. »Erstens war da Bertoch und sein Messer. Zweitens habe ich nachgedacht, und dann waren da noch meine Träume. Du warst ohnehin schon ein Teil meines Lebens, deshalb erschien es mir nur logisch, dass du auch körperlich anwesend sein solltest.«
Warum wurde sie denn schon wieder so rot?
»Und was ist, wenn ich kein Teil deines Lebens sein will?«, erkundigte sie sich.
»Du hast keine andere Wahl. Ich Tarzan, du Jane, wie in Tarzan und seine Frau. Schneidest du mir bitte noch ein Stück ab?«
»Wieso habe ich eigentlich das Gefühl, ganz dicht vor einem Becken zu stehen, in dem es vor Krokodilen nur so wimmelt?«, murmelte Mallory, während sie ein drittes Stück Pizza auf seinen Teller gab. »Hast du noch nie etwas davon gehört, dass man nicht immer alles bekommt, was man haben möchte?«
»Nein.«
»Dann wird es höchste Zeit.«
»Oh, ich bekomme, was ich haben möchte«, sagte Peter leichthin.
»Und zwar?«
»Dich vor den Altar zu führen und danach glücklich bis an unser Lebensende mit dir zu leben.«
»Bist du vielleicht auf Drogen?«, konterte Mallory scharf und trank eilig noch einen Schluck Wein.
»Natürlich nicht, obwohl ich zugeben muss, dass ich nach deinem ätzenden Humor süchtig werden könnte.«
»Dich hätte man schon vor langer Zeit einweisen müssen.«
»Um dir damit das Vergnügen meiner Gesellschaft vorzuenthalten? Nicht doch!«
Sprachlos starrte Mallory ihn einen Augenblick lang an. »Du bist ein arroganter Mistkerl, weißt du das?«
»Oberflächlich betrachtet mag das so aussehen. Aber in Wirklichkeit bin ich ein toller Bursche. Du wirst es schon noch merken, sobald du mich ein wenig besser kennst.«
»Ich will dich aber nicht besser kennen!«
»Unsinn. Natürlich willst du das. Ich wollte immer schon Polizist werden«, wechselte Peter unvermittelt das Thema.
Sie sah ihn überrascht an.
»Schon als kleiner Junge wollte ich immer nur Räuber und Gendarm spielen«, fuhr Peter fort, »oder den Sheriff, der im Wilden Westen die Städte von hinterhältigen Banditen befreit. Am liebsten wäre ich Sheriff von Dogde City geworden, mit einem Revolver mit Elfenbeingriff im Halfter. Na ja, aber dann bin ich erwachsen geworden, habe artig Petitionen gegen den Handel mit Elfenbein unterschrieben und nach dem Abschluss an der Universität von Stanford die Polizeiakademie besucht. Ich habe einen Magister in Psychologie, falls es dich interessiert.«
»Tut es nicht«, sagte Mallory und schenkte sich Wein nach.
Peter grinste. Mann, diese Frau war wirklich einzigartig! »Den meisten Menschen fällt es ziemlich schwer, sich vorzustellen, dass ich meinen Job liebe«, fuhr er fort, als hätte er ein Publikum vor sich, das ihm förmlich an den Lippen hing. »In der Mordkommission zu arbeiten ist ziemlich anstrengend, weil man überdurchschnittlich viel von menschlichen Abgründen, Grausamkeiten und Elend zu sehen bekommt. Aber der eigentliche Grund, warum ich jeden Morgen wieder gern zur Arbeit gehe, ist die Chance, und sei sie auch noch so gering, etwas Gutes zu bewirken. Ich glaube allen Ernstes an die Gerechtigkeit. An das Recht jedes Einzelnen, ein Leben in Sicherheit und Frieden zu führen. Wenn eine Kugel, ein Messer, ein Auto oder eine Faust diese Gerechtigkeit gefährden, gibt es mir ein tiefes Gefühl
Weitere Kostenlose Bücher