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Die Klassefrau

Die Klassefrau

Titel: Die Klassefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michelle
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danken. Habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie froh ich bin, dich kennen gelernt zu haben?«
    Mallory wandte den Blick ab, und ihre Hand, die das Weinglas umschloss, zitterte leicht. »Ich kann dasselbe nicht von mir behaupten, Drake.«
    »Den Eindruck hatte ich leider auch.«
    Ah, da war doch ein widerwilliges Lächeln zu sehen. Wunderbar! Es wärmte ihm Herz und Seele.
    »Keine Sorge«, beruhigte Peter sie, »das kommt schon noch.«
    Mallory musste lachen, presste sich aber hastig die Hand vor den Mund. Sie sah ihn argwöhnisch an. »Du hast immer schon dieses Problem mit deinem Selbstbewusstsein, hab ich Recht, Drake?«
    Peter senkte den Kopf. »Das liegt in der Familie. Meine Mutter hat meinem Vater zwei Wochen lang wie ein schamloses Flittchen nachgestellt, bevor er sich schließlich von ihr einfangen ließ. Und schon am nächsten Tag waren sie unterwegs in die Flitterwochen.«
    »Zwei Wochen?! Sie kannten sich erst zwei Wochen und haben geheiratet?«
    »Mom sagt, sie hätte schon nach zwei Minuten gewusst, dass er der Richtige für sie war. Dad brauchte etwas länger. Zwanzig Minuten, sagt er.«
    Mallory sah ehrlich verblüfft aus. »Das verstehe ich nicht. Haben sie auch übersinnliche Fähigkeiten?«
    Mauern sind doch etwas Schreckliches, dachte Peter. Durch sie dringt weder die Wahrheit noch die Gefahr.« Jeder hat diese Fähigkeit, Mallory, und das weißt du auch. Manche Menschen nutzen sie eben und entwickeln sie weiter, die meisten aber nicht. Ich nehme an, dass meine Eltern sich ihrer Intuition einfach bewusster waren und ihr eher trauten als viele andere, aber, um deine Frage zu beantworten, nein, sie haben ihre Fähigkeiten nie trainiert. Sie wussten einfach, dass sie den richtigen Partner gefunden hatten und heiraten mussten, um ihr Glück zu finden. So etwas geschieht häufiger, als die meisten für möglich halten.«
    »Mein Dad musste meiner Mom drei Jahre lang den Hof machen, bevor sie schließlich kapitulierte«, sagte Mallory und grinste.
    »Die Dickköpfigkeit ist also vererbt, wie?«
    Ihr Lächeln wurde noch eine Spur breiter. »Höchstwahrscheinlich.«
    »Warum hat sie ihn so lange hingehalten?«
    Mallory schob sich einen großen Bissen Pizza in den Mund. »Sie wollte erst ihr Studium beenden und dachte, dass sie das als Ehefrau und Mutter nicht schaffen würde. Wir reden hier vom Anfang der sechziger Jahre. Aber sofort nach ihrem Abschluss haben sie geheiratet. Dann hat sie einige Jahre als Journalistin für die Oakland Tribune gearbeitet. Und irgendwann sagte sie sich wohl ›Ach, was soll's‹ und bekam mich. Einen ihrer besten Artikel schrieb sie zwei Stunden, bevor sie sie auf die Entbindungsstation gebracht haben. Dafür hätte sie beinahe den Pulitzerpreis bekommen.«
    »Klingt nach einer ziemlich willensstarken Frau«, murmelte Peter. »Und wie hat dein Vater das überlebt?«
    Mallory lachte, und Peter hielt den Atem an. Ob sie eine Ahnung hatte, wie bezaubernd sie aussah, wenn sie lachte?«
    »Normalerweise reichte es schon«, sagte Mallory und kämpfte gegen ihren Lachanfall an, »wenn Dad sie mit diesem bekümmerten Gesicht ansah und ›Oh, Edna‹ sagte. Wenn das nicht half, hat er sie gepackt und so lange geküsst, bis sie Wachs in seinen Händen war.«
    »Ein Mann genau nach meinem Geschmack.« Peter schwieg einen Augenblick. »Edna?« , fragte er dann.
    »Nach Edna St. Vincent Millay.«
    »Oh, eine sehr poetische Familie.«
    »Meine Mutter konnte jedenfalls sehr gut schreiben, während ich eine herbe Enttäuschung für sie war. Und Jenny …«
    »Ja?«
    Obwohl sie sich nach Kräften bemühte, konnte Mallory den Schalk in ihren grünen Augen nicht verbergen. »Jenny wollte unbedingt Polizistin werden.«
    »Wie grauenhaft!«
    »Das fand meine Mutter auch. Dad hatte nur vor, Jen in einen Elfenbeinturm zu sperren, den er extra dafür bauen wollte. Mein alter Dad war sehr geschickt. Er war so eine Art Tischler.«
    »Eine Art?«
    »Er hat Schränke gebaut, und das in der Plastikgeneration.«
    »Und wie war das mit unseren früheren Leben?«
    »Dieser Kerl kann es einfach nicht lassen«, brummte Mallory, lehnte sich seufzend zurück und trank einen Schluck Wein. »Im Großen und Ganzen waren sie recht angenehm«, begann sie, »bis auf die Tatsache, dass einer von uns immer kurz vor oder kurz nach der Hochzeit starb.«
    »Ich fand immer schon, dass man schlechte Angewohnheiten auch ablegen kann«, beruhigte Peter sie. »Waren wir Antonius und Kleopatra? Tristan und Isolde?

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