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Die Klassefrau

Die Klassefrau

Titel: Die Klassefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michelle
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der Befriedigung, wenn ich … na ja, nicht gerade als Rächer der Menschheit auftrete, aber doch als jemand, der sich für die Gerechtigkeit einsetzt und ihr den Platz in der Gesellschaft verschafft, der ihr zusteht.«
    Mallory schob sich ein großes Stück Pizza in den Mund.
    »Ich bin sechsunddreißig und habe keine wie auch immer gearteten genetischen Defekte«, fuhr Peter fort, ohne den Blick von ihr zu wenden. »Ich bin Einzelkind. Wenn ich mich recht entsinne, war ich dreimal verliebt, nie verheiratet und nie verlobt. Was nicht heißen soll, dass ich wie ein Einsiedler gelebt habe. Ich mag Tiere, nur Faultiere kann ich nicht leiden. Ich finde, dass Kinder das Beste sind, was einem Erwachsenen, verheiratet oder nicht, widerfahren kann. Ich glaube an meinen Job und an die menschliche Fähigkeit, sich höher und weiter zu entwickeln, als es uns bisher gelungen ist. Ich glaube an Leidenschaft, sexuelle Harmonie und die ewige Liebe. Und ich glaube, dass du und ich dazu bestimmt sind, diese drei Dinge miteinander zu teilen.«
    Sie hob abrupt den Kopf und starrte ihn an, während sich eine zarte Röte auf ihrem Gesicht ausbreitete.
    »Wie viele Schutzmauern du auch um dich herum errichtet hast, Mallory, ich will all das haben. Ich muss zugeben, ich freue mich schon sehr darauf«, lächelte er.
    »Wenn ich klug wäre, würde ich fluchtartig deine Wohnung verlassen«, murmelte Mallory und betrachtete den Rest der Pizza vor ihr auf dem Tisch. »Ach, was soll's«, sagte sie und nahm sich noch ein Stück. »Ich werde deine Hoffnungen später zerstören.«
    »Du kannst es gern versuchen«, erwiderte Peter.
    »Bestimmt mit Erfolg«, gab Mallory scharf zurück.
    »Warum so gereizt?«, grinste Peter unverfroren. »Ich scheine dir ja mächtig unter die Haut zu gehen.«
    Mallory überhörte seine letzte Bemerkung. »Dieses Esszimmer ist wirklich erstaunlich.«
    »Findest du?«, sagte Peter und vergaß in seiner Überraschung beinahe zu essen. Ihre Fähigkeit, eine Unterhaltung abzublocken und in eine andere Richtung zu lenken, verblüffte ihn immer wieder. »Wieso?«
    »Das Wohnzimmer ist so modern, und dies hier ist so … konservativ.«
    »Meine Persönlichkeit ist eben vielschichtig«, erklärte er. »Alles hier drin, bis auf die Teller und die Servietten, gehörte meiner Großmutter. Sie ist vor drei Jahren gestorben und hat es mir hinterlassen. Natürlich bin ich ihr jahrelang damit auf die Nerven gegangen.«
    »Jemandem auf die Nerven gehen ist auch ein Teil deiner Persönlichkeit«, stimmte Mallory ihm ernst zu.
    Peter verschluckte sich an einem Stück Pizza, so dass er nichts erwidern konnte.
    »Wie alt war deine Großmutter, als sie gestorben ist?«, fragte Mallory.
    »Vierundachtzig«, sagte Peter, der den Bissen inzwischen mit einem Schluck Wein hinuntergespült hatte. »In meiner Familie werden alle sehr alt.«
    »Ich wünschte, ich könnte dasselbe von meiner Familie behaupten«, murmelte Mallory. »Eltern?«
    »Zwei.«
    »Leben sie noch?«
    »Und wie. Sie feiern demnächst ihren vierzigsten Hochzeitstag und sind immer noch sehr verliebt ineinander.«
    »Nun ja, Wunder gibt es immer wieder, nehme ich an«, sagte Mallory und nahm sich ein viertes Stück Pizza.
    »Nein, nein, sie tun sehr viel für diese Liebe. So etwas kommt nicht von alleine, verstehst du.«
    »Du hast erwähnt, dass du keine Geschwister hast, richtig?«
    Das Thema Liebe, stellte Peter fest, behagte ihr nicht.
    »Genau.«
    » Das könnte eine Erklärung für dein unglaubliches Selbstbewusstsein sein«, meinte Mallory und unterstrich ihre Feststellung mit dem silbernen Tortenheber, den sie wie eine Keule gegen ihn schwang. »Geschwister hätten dich frühzeitig in die Schranken gewiesen.«
    »Und dir damit den Spaß verdorben? Nein, nein, es war das Beste, dass ich als Einzelkind aufgewachsen bin. Denk nur an die Freude, die ich dir jetzt schenken kann.«
    Wieder kroch Mallory die Röte in die Wangen, und Peter hätte einiges dafür gegeben, wenn er ihre Gedanken hätte lesen können.
    »Du hast gesagt, du hättest in Stanford studiert«, fuhr sie eilig fort und widmete sich hingebungsvoll ihrer Serviette. »Stammst du aus Kalifornien?«
    »Ich bin hier geboren und aufgewachsen«, erwiderte Peter, der zwar jedes ihrer Ausweichmanöver gespannt verfolgte, sich aber nicht das Geringste anmerken ließ. »In der vierten Generation bereits. Meine Familie lebt immer noch in Glen Park.«
    »Hat es dich jemals gereizt, die Gegend zu verlassen und anderswo

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