Die Klassefrau
brauchte er sie noch nicht einmal zu berühren. Allein der Klang seiner Stimme weckte ihre Lust. Nein, nicht einmal das war nötig. Es genügte schon ein Blick in seine blauen Augen, und sie hatte das unwiderstehliche Bedürfnis, ihm die Kleider vom Leib zu reißen. Nein, in Wahrheit war es noch viel schlimmer. Es reichte, nur an ihn zu denken , und ihre Hormone spielten verrückt.
»Was gefunden?«, rief Peter über das surrende Geräusch des Rasierers hinweg.
»Hm, wie wäre es mit dem dunkelgrauen Anzug von Brooks Brothers?«
»Nein.«
»Grüne Hosen und ein orangefarbenes Sweatshirt?«
»Nein!«
»Dann suche ich noch weiter.«
»Tu das bitte.«
Als Nächstes hörte Mallory, wie die Dusche aufgedreht wurde und sich die Tür zur Duschkabine schloss.
Höchstens drei Meter von ihr entfernt stand Peter Drake nackt unter der Dusche, warmes Wasser floss über sein dichtes blondes Haar, über seine breiten Schultern, seine muskulöse glatte Brust, seine sehnigen Arme, hinunter zu seinem flachen Bauch …
Plötzlich gaben Mallorys Beine nach, und sie ließ sich auf die Kante von Peters breitem Messingbett sinken. Es würde nicht lange dauern. Sie müsste nur ihre eigenen Sachen ausziehen, diese drei Meter zurücklegen, die Tür zur Dusche öffnen und könnte die Arme um Peters starken, nassen Körper legen. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihre Rippen. Eine Flut der Begierde breitete sich in ihr aus. Sie wollte nichts weiter, als Peter in den Armen halten und mit ihm herausfinden, wohin es sie führen würde.
Das Schockierende daran war, dass sie bereits die eine oder andere Idee hatte. Sie kannte ihn gerade mal zwanzig Tage und mochte ihn bereits, liebte ihn sogar. Diese Tatsache konnte sie notfalls noch vor ihm verbergen. Aber in nur zwanzig Tagen hatte ihr Körper eine Sehnsucht nach Peter Drake entwickelt, die sich jenseits von purer Lust zu einem alles überwältigenden Verlangen gesteigert hatte. Sie wollte mehr als nur seine Küsse, mehr als nur seine Zärtlichkeiten. Sie wollte ihn, wollte ihn in sich spüren, wollte, dass er sich in ihr bewegte, mit ihr verschmolz, bis sie eins waren.
Das war das Erschütternde daran. Mallory hatte keine Schutzmauern mehr um sich. Keine einzige. Dieses Bedürfnis, Peter Drake in jede Faser ihres Lebens eindringen zu lassen, hatte auch noch ihren letzten Schutzwall in Schutt und Asche gelegt, und jetzt saß sie hier, auf seinem Bett und verzehrte sich nach ihm. Sie hatte sich verwundbar gemacht, hatte sich geöffnet für jede Art von Schmerz, Verletzung … und Freude. Wann hatte sie sich jemals so offen gefühlt? Nicht bei Carlo, nein, niemals. Sie waren zwei Jahre zusammen und davon sechs Monate verlobt gewesen, aber sie war stets ein wenig auf Distanz geblieben, um sich vor seiner Arroganz und seiner Herablassung zu schützen, die er im Hinblick auf ihre übersinnlichen Wahrnehmungen an den Tag gelegt hatte.
Zwischen ihr und Peter existierte so etwas nicht, sondern nur ihre Liebe und das Verlangen, das sie dazu brachte, sich in ihrer Fantasie hundert verschiedene Möglichkeiten auszumalen, wie sie sich ihm hingab.
Obgleich sie ihm gelegentlich noch immer irgendwelche Beleidigungen an den Kopf warf, war Peter weder herablassend, noch hielt er sich für unfehlbar. Er war einfach nur ein lebensfroher, humorvoller, zutiefst ehrlicher Mensch, der sie begehrte. Er hatte es gesagt, und ihr auf jede nur erdenkliche Art und Weise bewiesen, aber in diesen zwanzig Tagen war er keinen Schritt weiter gegangen. Und warum nicht? Weil er darauf wartete, dass sie ihn ebenso begehrte wie er sie.
Na schön, das tat sie. Sie wollte seine Hände überall an ihrem Körper spüren. Sie wollte, dass er ihre Brüste küsste, wollte die Härchen seiner Beine auf ihrer Haut spüren, wollte ihn in sich fühlen und ihn nie wieder frei geben.
Angst und Verwundbarkeit und Schmerz durften keine Rolle spielen. Nicht mehr. Sie wollte ihn. Brauchte ihn. Und er stand nur drei Meter von ihr entfernt, nackt und nass, und obgleich sie heftig zitterte, streifte sie ihre Schuhe ab, stand auf und ging auf die Badezimmertür zu.
Die sich in diesem Moment öffnete. Sie hatte nicht registriert, dass die Dusche inzwischen abgedreht worden war.
Peter stand im Türrahmen, das nasse Haar aus dem Gesicht gekämmt. Er trug einen dicken, weißen Frotteebademantel, der ihm bis zu den Knien reichte. Knapp.
»Mallory, Liebes, geht es dir gut?«, fragte er und blickte sie besorgt an.
Sie fuhr sich zitternd
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