Die Klassefrau
fuhr Mallory ihn in diesem Tonfall an, den er inzwischen so liebte. »Ich hätte dir einen Tritt geben können, wenn ich es gewollt hätte.«
Seine Finger verharrten einen Moment. »Mein messerscharfes Urteilsvermögen sagt mir, dass du mir also … kein Tritt geben wolltest.«
Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Ich weiß nicht, was es ist, Drake – dein dämlicher Humor, dein Fanatismus, was diesen BMW betrifft, dein unglaubliches männliches Selbstbewusstsein – aber was es auch immer sein mag, ich scheine dich unwiderstehlich zu finden.«
Sein freudiges Lachen war ansteckend. »Du nimmst wirklich kein Blatt vor den Mund, Mallory.«
Sie grinste ihn an und bog in die Diamond Street ein.
Nach einigen weiteren Beinahe-Unfällen blieb sie auf dem Parkplatz hinter seinem Apartmentgebäude stehen, zog die Handbremse an, stellte den Motor ab und lehnte sich seufzend zurück.
»Nicht zu fassen, dass wir noch leben.«
»Du solltest meinen Fähigkeiten trauen, Mallory. Wieso sollten wir in einem Autowrack sterben, wenn wir dazu bestimmt sind, unsere goldene Hochzeit zu feiern?«
»Stur wie ein Pitbull und genauso bezaubernd«, brummte Mallory und stieg aus.
Augenblicklich war Peter an ihrer Seite, nahm ihre Hand und zog sie die drei Stockwerke zu seinem Apartment hinauf. Er trat die Tür hinter sich zu, warf sein Jackett über einen Sessel und wollte gerade ins Schlafzimmer eilen, als das Telefon klingelte. Im Vorbeigehen nahm er den Hörer ab.
»Hallo, Mom.«
»Nur ein Wort, du Hellseher: Enkelkinder .«
»Ich arbeite daran, Mom.«
Verblüfftes Schweigen. »Wie bitte?«
»Ich sagte, ich arbeite daran, Mom.«
»Peter, du willst doch wohl deine alte Mutter nicht auf den Arm nehmen, oder?«
»Nein, Ma«, sagte Peter, musterte Mallory von oben bis unten und bemerkte zufrieden, dass sie tief errötete. »Das ist mein Ernst. Für die Erhaltung der Spezies Mensch zu sorgen steht definitiv auf meiner Tagesordnung. Und zwar mit allem Drum und Dran: bis sechs Uhr abends arbeiten, die Wochenenden sind frei, Urlaub wird mit der Familie gemacht.«
»Wer ist diese Zauberin, und wann kriegen wir sie zu sehen?«
»Bald, Mom. Bald«, lachte Peter.
»Ich bin schon ganz aufgeregt. Ich muss sofort einen Strampelanzug und einen Kinderwagen kaufen. Oder lieber zuerst ein Gitterbettchen?«
»Da sind noch ein paar … äh … Dinge, die ich vorher erledigen muss, Mom. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
»Endlich wird doch noch ein ordentlicher Sohn aus dir. Ich wusste es, Peter. Bis dann.«
»Bye, Mom«, sagte Peter und grinste. Er musterte Mallory erneut. »Zuerst die Rasur, dann die Dusche«, verkündete er und ging wieder in Richtung Schlafzimmer, »und dann locke ich dich in meine Liebesfalle.«
»Drake«, sagte Mallory, »du hast noch nicht gefrühstückt, und ich habe noch nichts zu Mittag gegessen. Keine Falle auf der Welt ist verlockend genug, um mich von meinen regelmäßigen Mahlzeiten abzuhalten.«
»Verdammt«, knurrte Peter, packte ihre Hand und zerrte sie ins Schlafzimmer. »Na gut, zurück zu Plan A. Ich rasiere und dusche mich, und du suchst was zum Anziehen aus.«
»Drake, ich bin Automechanikerin, keine Modeberaterin.«
»Du kannst nicht einfach hier herumsitzen und Däumchen drehen. Du brauchst was zu tun. Such einfach etwas aus, was dir an mir gefallen würde.«
Verdutzt bemerkte er, wie Mallorys grüne Augen sich vor Schreck weiteten.
Ihr war gerade aufgegangen, was ihr am besten gefallen würde: Peter, der gar nichts anhatte und sie mit offenen Armen in seinem Bett erwartete.
»Hast du zufällig irgendwelche Donald-Duck-T-Shirts?«, fragte sie und drehte sich hastig zu seinem Kleiderschrank um.
»Ah … nein, aber ein Sweatshirt mit Pooh, dem Bären.«
»Geh dich rasieren, Drake, ich werde schon irgendwas finden.«
»Okay«, sagte Peter ein wenig verwirrt, ging ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
Mallory lehnte sich gegen die Kleiderschranktür. Wie machte er das nur? Wie hatte er es geschafft, eine gewöhnliche Automechanikerin innerhalb von zwei Wochen in eine wahre Sexbesessene zu verwandeln? Sie hörte, wie der elektrische Rasierer hinter der Badezimmertür surrte, und drehte sich um, um die ordentlich aufgehängten Sachen in Peters Kleiderschrank zu begutachten. Aber sie hatte Mühe, sich zu konzentrieren.
Was war bloß mit ihr los? Sie hatte noch nie zuvor dieses Verlangen gespürt, sich so verzweifelt nach der Berührung eines Mannes gesehnt. Und dabei
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