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Die Klaue des Schlichters

Die Klaue des Schlichters

Titel: Die Klaue des Schlichters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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er aber mit der richtigen Handhabung eines so langen Schwertes nicht vertraut war – man mußte die Parierstange mit der einen, das Mundblech der Scheide mit der anderen Hand ergreifen und die Klinge durch das Öffnen der Arme nach links und rechts lösen – versuchte er, es herauszuziehen, als würde er ein Kraut aus dem Boden reißen. Bei diesem plumpen Unterfangen wurde er von einem der wiegenden Schritte des Baluchitheriums überrascht, so daß er gegen den Mann mit dem Narbengesicht torkelte. Die Schneiden der Klinge, die so scharf waren, daß sie ein Haar gespalten hätten, schnitten sie beide; der Mann mit dem Narbengesicht wich erschrocken zurück, und Jonas, der einen Fuß um denjenigen des narbigen Mannes hakte und mit der Schuhsohle des anderen gegen sein Bein drückte, beförderte ihn über den Rand der Reitkanzel.
    Währenddessen hatte der Schwarzbärtige Terminus Est fallengelassen und starrte auf seine Wunde, die sehr lang, wenn auch gewiß nicht tief war. Ich kannte diese Waffe wie die eigene Hand, und im Nu hatte ich mich gedreht und gebückt und das Heft gepackt, das ich mir dann zwischen die Absätze klemmte, um die Fesseln um meine Handgelenke zu durchtrennen. Der Schwarzbärtige zückte ein Messer und wollte mich erstechen, hätte ihm Jonas nicht einen Tritt zwischen die Beine versetzt.
    Er beugte und krümmte sich, und bevor er sich wieder aufrichten konnte, war ich längst aufgesprungen und stand mit Terminus Est bereit.
    Durch eine Muskelkontraktion hat er sich krampfhaft aufgebäumt, wie man es oft erlebt, wenn man das Opfer nicht hat niederknien lassen; ich glaube, das spritzende Blut ist für den Tierbändiger das erste Anzeichen gewesen (so schnell ist alles gegangen), daß etwas nicht gestimmt hat. Er blickte über die Schulter, und ich erwischte ihn recht ordentlich mit einem waagrechten Schwertstreich, den ich, aus der Kanzel gelehnt, einhändig führte.
    Sein Kopf war kaum auf den Boden gefallen, als das Baluchitherium zwischen zwei große Bäume trat, die so eng beieinander standen, daß es sich anscheinend hindurchzwängen mußte wie eine Maus durch einen Mauerspalt. Dahinter erstreckte sich eine freie Lichtung, wie ich sie in diesem Wald noch nicht gesehen hatte – bewachsen mit Gras und Farnen und übersät mit sonnigen Flecken, die ohne grüne Schattierung hell wie Königsgelb funkelten. Hier hatte unter einem Baldachin aus blühendem Rankengeflecht Vodalus seinen Thron errichten lassen; und hier saß er, wie es sich fügte, als wir eindrangen, an der Seite von Chatelaine Thea und richtete und belohnte seine Anhänger.
    Jonas bemerkte nichts von alledem, da er noch auf dem Boden der Kanzel lag, wo er sich mit dem Messer die Hände freischnitt. Ich hingegen sah um so besser, aufrecht und angelehnt auf dem schaukelnden Rücken des Baluchitheriums stehend, das Schwert, das nun rot bis zum Heft war, erhoben. Hundert Gesichter wandten sich uns zu, darunter das Gesicht des Beglückten auf dem Throne und das herzförmige Gesicht seiner Gefährtin; und in ihren Augen sah ich, was sie in diesem Moment sehen mußten: das gewaltige Tier, von einem kopflosen Mann geritten, mit blutüberströmten Flanken; mich selbst in stolzer Pose obenauf, mit Schwert und rußschwarzem Mantel.
    Wäre ich abgesprungen, um zu fliehen, oder hätte ich versucht, das Baluchitherium zu einem schnelleren Gang anzutreiben, wäre ich umgekommen. Bestärkt vom Geist, der über mich gekommen war, als ich die uralten, sorgsam konservierten Leichen im Schutt der Minen und die ewigen Bäume sah, blieb ich, wie ich war, und das nun führungslose Baluchitherium schritt unentwegt voran (Vodalus’ Anhänger wichen zur Seite um ihm Platz zu machen), bis es an das Podest, das den Thron und den Baldachin trug, gelangte. Dort hielt es an, und der Tote kippte nach vorne und fiel vor Vodalus’ Füße aufs Podest. Ich beugte mich aus der Kanzel und schlug dem Tier mit der flachen Klinge an das eine und das andere Bein, so daß es niederkniete.
    In Vodalus’ Miene trat ein feines Lächeln, das viele Dinge barg, aber Belustigung war auch darunter und vielleicht das Ausschlaggebende. »Ich schickte meine Männer, den Scharfrichter zu holen«, sagte er. »Ich sehe, es ist gelungen.«
    Ich salutierte, indem ich das Schwertheft vor meine Augen hielt, wie wir es zu tun gelehrt worden waren für den Fall, daß ein Beglückter einer Hinrichtung auf dem Großen Platz beiwohnte. »Sieur, sie haben Euch das Gegenteil eines Scharfrichters

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