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Die Klaue des Schlichters

Die Klaue des Schlichters

Titel: Die Klaue des Schlichters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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bis vierzig Menschen bestand, wie ausgeschnitten aus Papier und wie eine Spielzeugkrone verbogen. Vodalus zu meiner Linken und Jonas zu meiner Rechten machten einen normalen Eindruck; aber sowohl der Waffenträger als auch Thea erschienen schon halb wie ein Büd.
    Als der Mann in Livree zu ihr gelangte, erhob sich Vodalus und schwebte mit so freien und grazilen Bewegungen, als hätte ihn der Nachtwind getragen, zur orangefarbenen Laterne. Im orangefarbenen Licht wirkte er weit entfernt, dennoch spürte ich seinen Blick, wie man die Hitze der Kohlenpfanne, in der die Brandeisen vorglühen, spürt.
    »Es ist ein Eid zu schwören vor der Teilnahme«, sagte er, und die Bäume über uns nickten feierlich. »Beim zweiten Leben, das ihr erhaltet, schwört ihr, daß ihr die hier Versammelten nie verraten werdet? Und daß ihr ohne Zögern oder Bedenken bis in den Tod, wenn’s sein muß, Vodalus als eurem erwählten Führer zu gehorchen bereit seid?«
    Ich wollte mit den Bäumen nicken, aber als dies nicht ausreichend schien, sagte ich: »Ich bin bereit«, und Jonas: »Ja.«
    »Und daß ihr wie Vodalus jedem gehorcht, den Vodalus über euch stellt?«
    »Ja.«
    »Ja.«
    »Und daß ihr diesen Eid über jeden Eid setzt, den ihr geschworen habt oder noch schwören werdet?«
    »Ja«, antwortete Jonas.
    »Ja«, sagte ich.
    Der Wind hatte sich gelegt. Es war, als hätte ein rastloser Geist die Versammlung heimgesucht, um sogleich wieder zu verschwinden. Vodalus saß abermals auf dem Stuhl neben mir. Er beugte sich zu mir. Falls er lallte, fiel es mir nicht auf; in seinen Augen jedoch las ich, daß er unter dem Einfluß des Alzabos stand, vielleicht ebenso stark wie ich.
    »Ich bin kein Gelehrter«, begann er, »aber ich weiß, es ist gesagt worden, daß sich zum höchsten Zweck oft das gemeinste Mittel gesellt. Nationen vereint der Handel, das schöne Elfenbein und erlesene Holz von Altären und Reliquien das gekochte Gedärm niedriger Tiere, Männer und Frauen die Ausscheidungsorgane. So sind auch wir vereint – du und ich. So werden wir beide sogleich mit einem Mitmenschen vereint, der – einstweilen wieder stark – in uns aufleben wird durch den Saft, den man aus dem Bregen eines der schmutzigsten Tiere preßt. So treibt auch Mist Blüten.«
    Ich nickte.
    »Dies haben uns unsere Verbündeten gelehrt, die warten, bis die Menschheit wieder geläutert ist und bereit, sich ihnen zur Eroberung des Universums anzuschließen. Es wurde gebracht von den anderen mit niederträchtigen Absichten, die sie zu verbergen trachteten. Ich sage dir das, weil du, wenn du zum Haus Absolut gehst, diesen vielleicht begegnest, welche das Volk Cocogens nennt und der Gebildete Extrasolarianer oder Hierodulen. Sei auf der Hut, diesen auf keine Weise aufzufallen, denn wenn sie dich genauer besehen, erkennen sie an gewissen Zeichen, daß du Alzabo benutzt hast.«
    »Zum Haus Absolut?« Der Gedanke verwehte den Nebel der Droge, wenn auch nur für einen Augenblick.
    »Gewiß! Ich habe dort einen Gefährten, dem ich bestimmte Instruktionen übermitteln muß, und ich habe erfahren, daß die Schauspielertruppe, zu der du einst gehört hast, dort in ein paar Tagen auftreten darf. Ihr wirst du dich wieder anschließen und bei dieser Gelegenheit das, was ich dir gebe«, er kramte in seiner Tunika, »übergeben an jemand, der zu dir sagt: ›Die pelagische Argosie sieht Land.‹ Und sollte er dir seinerseits eine Botschaft mitteilen, kannst du sie demjenigen anvertrauen, der zu dir sagt: ›Ich bin vom eichenen Penetralium.‹«
    »Herr«, versetzte ich, »in meinem Kopf dreht sich alles.« (Dann, lügend:) »Ich kann mir diese Worte nicht merken –ehrlich, ich hab’ sie schon vergessen. Habe ich richtig gehört, daß Dorcas und die anderen im Haus Absolut sein werden?«
    Vodalus drückte mir nun einen kleinen Gegenstand in die Hand, der die Form eines Messers hatte, aber kein Messer war. Ich sah ihn mir an; es war ein Stahl, wie man ihn zusammen mit Flint zum Feuerschlagen benutzt. »Du wirst sie dir merken«, sagte er. »Und du wirst niemals deinen Eid für mich vergessen. Viele von denen, die du hier siehst, sind, wie sie glauben, nur einmal gekommen.«
    »Aber, Sieur, das Haus Absolut …«
    Die Flötenklänge einer Upanga klangen von den Bäumen jenseits des Kreises herüber.
    »Ich muß bald gehen, um die Braut zu führen, aber fürchte dich nicht. Vor einiger Zeit bist du einem bestimmten Dachs von mir begegnet …«
    »Hildegrin! Sieur, ich verstehe

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