Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)
Kinnbereich, im Bereich beider Schlüsselbeine, des Busens und des Rippenbogens, beider Arme und Beine. Offenbar hat der Täter sie mit großer Intensität immer wieder geschlagen und getreten.
Im weiteren Verlauf der Obduktion finden wir zusätzliche Anhaltspunkte dafür, dass Nadine Gastrow stranguliert wurde. Ihr Zungenbein ist linksseitig gebrochen, und die Frakturenden sind kräftig unterblutet. Frische Einblutungen stellen wir auch im Bereich der Kehlkopfmuskulatur fest.
Des Weiteren finden wir klare Hinweise auf heftigen vaginalen und analen Geschlechtsverkehr. Nicht nur die Schleimhaut der Scheide selbst ist eingerissen, auch das Weichgewebe zwischen hinterer Scheidenwand und vorderer Darmwand weist frische Einblutungen auf, genauso wie das Unterhautfettgewebe über dem Schambein. Weißliches Sekret um den Muttermund und im hinteren Scheidengewölbe deutet darauf hin, dass der Täter bei der vaginalen Vergewaltigung seines Opfers zum Samenerguss gekommen ist (was sich durch die spätere Analyse im Labor bestätigen wird). Der Kot im Enddarm ist auffallend stark hochgeschoben und geformt – ein deutliches Anzeichen für forcierten Analverkehr.
Der Phosphatesmo-Test des Scheidensekrets und eines Analabstrichs verläuft positiv. Die saure Phosphatase, die bei diesem Testverfahren nachgewiesen wird, ist im Sperma enthalten. Das positive Ergebnis bestätigt also, dass die junge Frau kurz vor ihrem Tod Vaginal- und Analverkehr hatte. Dass dieser Verkehr sehr gewaltsam ablief, belegen die massiven Verletzungen im Genitalbereich.
Nadine Gastrow wurde vor ihrem Tod vergewaltigt. Als Todesursache stellen wir Verbluten infolge scharfer Gewalteinwirkung fest. Der Täter hat Nadine Gastrow zweimal mit einem Messer in den Rücken gestochen. Bereits der erste Stich verletzte den Herzbeutel und drang in den rechten Herzvorhof ein, was durch den raschen und massiven Blutverlust zwangsläufig zum Tode führen musste. Der zweite Stich durchdrang die Rückenmuskulatur und endete bei der achten Rippe neben der Wirbelsäule. Nadine Gastrow verstarb innerhalb weniger Minuten, nachdem der erste Stich sie getroffen hatte, durch Verbluten.
Die Ermittler der zuständigen Mordkommission sind bei der Obduktion anwesend. Sie lassen Kevin Ferber noch am selben Tag zur erneuten Vernehmung in ihre Dienststelle bringen.
Hauptkommissar Jan Drechsler und Oberkommissar Sven Peters konfrontieren ihn mit den Widersprüchen zwischen seinen Aussagen und denjenigen seiner Arbeitskollegen. Sie erklären ihm, dass die Spezialisten der Spurensicherung die Blutspuren im Toilettenraum der Damenumkleide weitestgehend rekonstruiert haben. Auch die Obduktion des Leichnams sei mittlerweile erfolgt und habe aufschlussreiche Ergebnisse erbracht.
»Wir wissen jetzt ziemlich genau, was zwischen 22:30 Uhr und Mitternacht passiert ist«, führt der Hauptkommissar aus. »Der Täter hat Nadine Gastrow bei ihrem Spind überfallen und in den Toilettenraum gezerrt. Dort hat er sie geschlagen, stranguliert und vergewaltigt, bevor er sie mit zwei Messerstichen getötet hat. Und alles spricht dafür, Herr Ferber, dass Sie der Täter sind.«
Kevin Ferber rutscht auf seinem Stuhl hin und her, verzieht jedoch keine Miene. »Ich war’s nicht«, sagt er nur.
»Wie erklären Sie uns dann, dass Nadine Gastrow mit einem Fan-Schal um den Hals aufgefunden wurde?«, hakt Oberkommissar Peters nach. »Der Schal war fest um ihren Hals geknotet – allem Anschein nach wurde sie damit stranguliert. Und Ihre Kollegen haben übereinstimmend ausgesagt, dass Sie immer mit genau einem solchen Schal herumgelaufen sind!«
Kevin Ferber zuckt mit den Schultern. »Diese Dinger hat doch jeder Fußball-Fan.«
»Und wo ist Ihr Schal?«, will Peters wissen.
Der junge Mann starrt fast eine Minute lang vor sich hin. »Keine Ahnung«, sagt er schließlich. »Bei mir zu Hause. Oder vielleicht habe ich ihn auch verloren.«
»Hören Sie doch auf mit diesen durchsichtigen Lügen! Sie haben Nadine Gastrow mit ihrem Schal stranguliert, sie vergewaltigt und anschließend erstochen. Und dann haben Sie sie wie Abfall entsorgt!«, hält Hauptkommissar Drechsler ihm vor.
Kevin Ferber starrt Drechsler an, und sein Gesicht verzerrt sich vor Wut. Einen Moment lang sieht er so aus, als wollte er am liebsten auch dem Hauptkommissar den Hals zudrücken. Dann wendet er seinen Blick ab und steckt sich mit zitternder Hand eine Zigarette an. Tief atmet er den Rauch ein und wieder aus. Er wiederholt dieses
Weitere Kostenlose Bücher