Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)
Gastrow, gegen die das von Kevin Ferber geführte Messer beim zweiten Stich stieß.
Dr. Hoppedahl entnimmt überdies Abstriche aus der Harnröhre und im Bereich der Umschlagfalte der Vorhaut von Kevin Ferber. Als mein Kollege ihn fragt, ob er wisse, wofür diese Abstriche verwendet werden könnten, zeigt sich der Verdächtige durchaus orientiert.
»Das könnt ihr euch sparen«, antwortet er. »Ich hab ja schon gesagt, wie mein Saft in Nadine reingekommen ist.«
Bei der nächsten Vernehmung konfrontieren die Kriminalbeamten den Tatverdächtigen mit weiteren Widersprüchen zwischen seiner Aussage und den mittlerweile vorliegenden Erkenntnissen.
»Wenn Sie Frau Gastrow angeblich im Streit erstochen haben«, will Oberkommissar Peters von ihm wissen, »wann und warum haben Sie sie dann gefesselt?«
Kevin Ferber starrt mindestens eine halbe Minute lang vor sich hin. »Ich habe sie erst gefesselt, als sie schon tot war«, sagt er schließlich. »Damit ich sie leichter in den Plastiksack schieben konnte.«
Hauptkommissar Drechsler sieht ihn kopfschüttelnd an. »Es wird Zeit für ein Geständnis, Herr Ferber«, sagt er in mahnendem Tonfall. »Mit solchen durchsichtigen Lügen bringen Sie das Gericht nur gegen sich auf. Machen Sie reinen Tisch! Wenn Sie jetzt gestehen, kann Ihnen das noch strafmildernd angerechnet werden.«
Kevin Ferber starrt vor sich hin. In seinem Gesicht zuckt es. Er knetet seine Hände ineinander. Die Zigarette, die er sich anzünden will, zerknickt er versehentlich zwischen seinen stark zitternden Fingern.
Hauptkommissar Drechsler sieht seinen Kollegen bedeutungsvoll an. Der Oberkommissar nickt. Diesmal wird Kevin Ferber nicht die halbe Nacht brauchen, bis er sich zu einem weiteren Geständnis durchgerungen hat.
»Sie hatten keinen einvernehmlichen Sex mit Nadine Gastrow«, hakt Peters nach. »Sie haben sie in der Damenumkleide überrascht und gefesselt, um sie zu vergewaltigen. Das können wir beweisen! Also geben Sie es endlich zu!«, herrscht der Oberkommissar ihn mit erhobener Stimme an.
»Nein, so war es nicht!«, antwortet Kevin Ferber.
»Also wie war es sonst?«, fragt Drechsler.
Kevin Ferber zerknüllt das leere Zigarettenpäckchen in seiner linken Hand.
»Ich hatte mich gleich zu Anfang der Schicht hier am Ringfinger geschnitten!«, stößt er hervor und hält anklagend seine rechte Hand hoch. Sein Gesicht ist plötzlich wieder vor Wut verzerrt. »Und da kam mir die Idee«, fährt er fort, »dass mir das irgendwer büßen muss! Ganz egal wer! Töte jemanden!, hab ich mir gesagt. Es hat richtig klick in meinem Kopf gemacht. Klick! Klick! Klick! Und das hieß eben: Mach irgendwen kalt! Jetzt! Dann bist du supergut drauf!«
Einigermaßen flüssig berichtet er nun, wie er erst in Halle 3, dann in der Herrenumkleide nach einem potenziellen Opfer gesucht hatte. Erst als er dort niemanden antraf, entschloss er sich, in der Damenumkleide nachzusehen.
Er schildert den Kommissaren, wie er Nadine Gastrow überfiel und fesselte. Wie er sie in der Toilette versteckte, weil sein Kollege Jan Friedrich nach ihm rief. Wie er sich dann zurückschlich und sie mit zwei Stichen in den Rücken tötete. Wie er die Leiche unter dem Pappestapel versteckte und den Tatort säuberte. Wie er später in der Nacht mit dem Radlader die Leiche zum Drahtcontainer brachte und dort verschwinden ließ.
»Nur eins haben Sie bei Ihrem Geständnis vergessen«, sagt Drechsler schließlich. »Nachdem Sie Nadine gefesselt und bevor Sie sie erstochen haben – da haben Sie die junge Frau mehrfach vergewaltigt!«
Kevin Ferber schüttelt den Kopf. »Wie oft soll ich das noch sagen«, beharrt er. »Ich hab sie nicht vergewaltigt! So was habe ich nicht nötig!«
Der Hauptkommissar atmet tief durch. »Schauen Sie, Herr Ferber«, sagt er. »Sie haben uns ja von dem angeblich einvernehmlichen Sex zwischen Ihnen und Nadine erzählt. Wann soll der denn aber bitte schön stattgefunden haben? In die Tatschilderung, die Sie uns eben geliefert haben, passt er jedenfalls nicht mehr hinein. Außerdem hat die Obduktion eindeutige Beweise dafür erbracht, dass Nadine Gastrow brutal vergewaltigt worden ist – und nicht mit einem Finger befriedigt, wie Sie uns weismachen wollen!«
Kevin Ferber zuckt mit den Schultern. »Sie kapieren es nicht«, sagt er. »Ich wollte irgendwen töten, also hab ich sie abgestochen und in den Container geschmissen. Aber vergewaltigt habe ich sie nicht.«
Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre Kevin
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