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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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reagiert?«
    Burren stöhnt auf und rauft sich den Bart. »Sie hat geschrien: ›Hör auf! Hör verdammt noch mal auf!‹«, murmelt er. »Da erst bin ich zu mir gekommen und habe gesehen, dass Leon längst tot war. Sein Gesicht und sein Schädel waren völlig zerstört.«
    »Und was haben Sie dann gemacht?«, fragt Hauptkommissar Wittig.
    Hank Burren ballt seine Rechte zur Faust und schlägt sie sich wuchtig gegen die Stirn. »Was ich dann gemacht habe? Ich bin mit Lara in die Kneipe Zum Scharfrichter und habe erst mal ein paar doppelte Wodka gekippt. Lara hat die ganze Zeit geheult und immer wieder gesagt, dass sie zur Polizei gehen muss. Ich habe sie beschworen: ›Geh nicht zur Polizei! Sonst bin ich erledigt!‹ Irgendwann hatte ich sie so weit. Sie war damit einverstanden, dass wir die Leiche verschwinden lassen würden. Und sie hat mir versprochen, niemandem etwas zu verraten. Schon gar nicht der Polizei!«

    Es war bereits vier Uhr früh, als Hank Burren und Lara Rossbach in die Dachwohnung in der Alesundstraße zurückkehrten. Die junge Frau stand immer noch unter Schock – jedenfalls sagt sie das bei ihrer nächsten Vernehmung aus. Und zumindest in diesem Punkt glauben ihr die Kriminalbeamten uneingeschränkt.
    Ganz anders sieht es jedoch mit der Frage aus, ob und inwiefern Lara Rossbach ihrem Freund geholfen hat, die Leiche zu beseitigen und damit die Tat zu vertuschen. Nach übereinstimmenden Aussagen der beiden Beschuldigten gingen sie am frühen Morgen des 6. Juli folgendermaßen vor: Zurück in der Wohnung, begab sich Hank ins Badezimmer, wo er den Toten bis auf die Unterhose entkleidete. Erneut schlug er mit dem Beil auf den Körper von Leon Feldgärtner ein – diesmal jedoch in der Absicht, ihn in transportable Stücke zu zerteilen.
    Doch er musste feststellen, dass das Beil für diesen Zweck nicht geeignet war. Er brauchte eine größere Axt, ein schärferes Beil oder irgendein anderes geeignetes Werkzeug, um Kopf, Arme und Beine vom Rumpf zu trennen.
    Mit einem Hammer und einem Fleischermesser aus Laras Haushaltsbeständen versuchte er, die Zähne aus Ober- und Unterkiefer des Toten herauszubrechen, um die Identifizierung zusätzlich zu erschweren.
    »Aber auch das hat nicht richtig funktioniert«, gibt er bei seiner vierten Vernehmung durch Hauptkommissar Wittig zu Protokoll. »Ich war vollkommen fertig. Lara war mit ihren Nerven sowieso am Ende. Mittlerweile war es sieben Uhr früh. Wir beschlossen, erst einmal ein paar Stunden zu schlafen.«
    Vorher rief Lara noch bei dem Dentallabor in Wedding an und meldete sich für diesen Tag krank. Dann gingen sie ins Bett.

    Am späten Vormittag des 6. Juli fuhr Hank Burren zu einem nahe gelegenen Shoppingcenter und kaufte alles ein, was er zur Beseitigung der Leiche und der Blutspuren brauchte: ein großes Beil, eine Axt, die beiden Rollkoffer, Abfallsäcke und ein ganzes Sortiment starker Reinigungsmittel.
    Anschließend zerhackte er in Lara Rossbachs Badezimmer die Leiche in insgesamt sieben Teile. Zusammen mit Lara verpackte er den Kopf in einen Plastikbeutel, Arme und Unterschenkel in zwei weitere Plastiksäcke. Den Torso und den unteren Teil des Rumpfs verstauten sie in den beiden Rollkoffern, nachdem sie auch diese Körperteile in Müllsäcke verpackt hatten.
    Leon Feldgärtners Kleidung entsorgten sie im Hausmüll, genauso wie den größten Teil seiner Organe, die aus dem zerhackten Rumpf hervorgequollen waren.
    »Haben Sie Ihrem Freund auch geholfen, die Leiche zu zerstückeln?«, wird Lara Rossbach von den Ermittlern gefragt.
    Sie verneint entschieden. Das Zerteilen der Leiche habe Hank ganz allein besorgt. Sie habe nur den Kopf des Toten am nächsten Tag in ihrem Rucksack mitgenommen und auf dem Weg zur Arbeit im Schäfersee versenkt. Die anderen Körperteile habe Hank allein nach draußen geschafft und unweit ihrer Wohnung in die Spree geworfen. Zusammen hätten sie am Abend dann noch das Bad, den Flur und das Wohnzimmer geputzt. Alles sei voller Blut gewesen.
    Hank habe sie nochmals angefleht, nicht die Polizei zu informieren. Sie habe es ihm versprochen. »Er war meine große Liebe«, erklärt sie unter Tränen. »Wir wollten nächstes Jahr heiraten. Ich fand es schrecklich, dass er einen Menschen getötet hat – aber ich konnte doch nicht zur Polizei gehen und ihn anzeigen!«
    Auch Hank Burren erklärt bei jeder Vernehmung aufs Neue, dass Lara Rossbach keinerlei Schuld treffe. Er allein habe Leon Feldgärtner getötet und die Leiche

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