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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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eine Höllenangst«, fügt Lara Rossbach hinzu. »Also bin ich weggerannt und mindestens eine Stunde lang ziellos durch die Straßen gelaufen. Und als ich zurückkam, war Leon … Er lag in meiner Wanne – und Hank schlug mit einem Beil auf ihn ein!«
    »Haben Sie gesehen, ob Leon Feldgärtner da noch lebte?«, fragt der Hauptkommissar.
    Die junge Frau bricht in Tränen aus. »Nein!«, schluchzt sie. »Er war schon tot!«
    Sie schlägt die Hände vors Gesicht, ihr Körper zuckt in einem unkontrollierten Weinkrampf.
    Dominic Wittig erklärt ihr, dass sie vorläufig festgenommen sei und bis auf weiteres in Untersuchungshaft bleiben müsse.
    Oberkommissarin Lückertz weist zwei Polizistinnen an, die Beschuldigte in die JVA Moabit zu bringen. »Und sorgen Sie dafür, dass Frau Rossbach psychologisch betreut wird«, fügt sie hinzu.
    Die junge Frau ist mit ihren Nerven offenbar ziemlich am Ende.

    In den folgenden Wochen werden Hank Burren und Lara Rossbach noch mehrfach vernommen. Schritt für Schritt gelingt es Dominic Wittig und Beate Lückertz, die Ereignisse in der Nacht vom 5. auf den 6. Juli zu rekonstruieren.
    Hank Burren räumt schließlich ein, dass er Leon Feldgärtner nicht nur mit seinen Fäusten attackiert habe. »Leon ist irgendwann ins Bad abgehauen«, erklärt er. »Ich bin hinter ihm her, und irgendwie hatte ich plötzlich dieses Beil in der Hand, das sonst immer im Wohnzimmer über der Couch hing. Lara fand das dekorativ, aber es war ein richtiges Beil mit einer scharfen Schneide und einem spitz zulaufenden Eisendorn auf der Rückseite. Leon ist in die Wanne gefallen, und ich war immer noch rasend vor Wut. Mit dem Beil habe ich ihm wieder und wieder ins Gesicht und auf den Kopf geschlagen – ich wusste, dass ich dabei war, ihn zu töten, aber ich konnte einfach nicht aufhören!«
    Er unterbricht sich und schüttelt den Kopf. Mittlerweile sitzt er seit mehr als einem Monat in U-Haft, und die unfreiwillige »Entziehungskur« scheint ihm gut zu bekommen. Er wirkt weniger fahrig und zeigt keine Ausfallerscheinungen mehr.
    »Der verfluchte Alkohol!«, fügt er hinzu. »Er verwandelt dich in einen Teufel und macht dir dein Leben zur Hölle!«
    Wittigs Mitleid mit Burren hält sich in engen Grenzen. Schließlich hat der Amerikaner nicht nur sich selbst die Hölle auf Erden bereitet, sondern sehr viel mehr noch seinem Opfer Leon Feldgärtner.
    »Ihnen war also bewusst, dass Feldgärtner noch lebte, als Sie sein Gesicht und seine Schädeldecke mit dem Beil zertrümmert haben?«, fragt Dominic Wittig.
    Burren zuckt mit den Schultern. »Ich wollte, dass er endlich tot ist«, antwortet er. »Warum sonst hätte ich mit dem Beil auf ihn einschlagen sollen?«
    »Aus Grausamkeit«, gibt der Hauptkommissar zurück. »Aus Ihren Vorstrafen ergibt sich ganz klar, dass es Ihnen Spaß macht, anderen Schmerzen zuzufügen. Sie selbst haben ja zugegeben, dass Sie kein anderes Motiv hatten, Feldgärtner zu töten. Sie wollten zusehen, wie ein Mensch auf möglichst qualvolle Weise stirbt.«
    Hank Burren hebt abwehrend beide Hände. »Nein, so war das nicht!«, ruft er aus. »Wir waren beide betrunken, darum sind wir wegen irgendeinem Mist in Streit geraten. Und dann bin ich ausgerastet und wollte ihn töten, das stimmt! Aber mit dem Beil habe ich nur deshalb auf ihn eingeschlagen, weil ich es mit bloßen Händen einfach nicht geschafft habe, ihn umzubringen. Ich bin doch kein Sadist, verdammt noch mal!«
    Hauptkommissar Wittig wechselt einen Blick mit seiner Kollegin Lückertz. Stillschweigend kommen sie überein, diesen Punkt vorerst auf sich beruhen zu lassen.
    Natürlich ist ihnen beiden bewusst, was Dr. Lilienthal und ich in unserem ersten Obduktionsgutachten ausgeführt haben: Mit rechtsmedizinischen Mitteln lässt sich nicht rekonstruieren, welche Verletzung Leon Feldgärtner als Erstes zugefügt wurde. Somit ist nicht auszuschließen, dass er zuerst die Verletzung erlitten hat, die zur Zertrümmerung von Ober- und Unterkiefer, damit zur Bluteinatmung und zum Verlust des Bewusstseins führte. Das Mordmerkmal der Grausamkeit kann Hank Burren deshalb mittels der rechtsmedizinischen Untersuchungsergebnisse nicht nachgewiesen werden. Also können die Kriminalbeamten nur versuchen, Burren oder Lara Rossbach auch in diesem Punkt zu einem Geständnis zu bewegen.
    »Als Frau Rossbach zurückgekommen ist und gesehen hat, dass Sie mit dem Beil auf Feldgärtner eingeschlagen haben«, fragt die Oberkommissarin, »wie hat sie da

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