Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)
beseitigen kann. Dann bin ich losgegangen und habe eine Axt und ein Beil, zwei Rollkoffer und stabile Müllsäcke gekauft. Anschließend habe ich die Leiche zerteilt, die Einzelteile verpackt und fortgeschafft.«
Dominic Wittig beschließt, das Verhör an dieser Stelle zu unterbrechen. Er ist vollkommen übernächtigt, und auch der Beschuldigte scheint am Ende seiner Kräfte zu sein. Immerhin hat Burren ein Teilgeständnis abgelegt. Mit den Widersprüchen zwischen seiner Tatschilderung und dem Obduktionsgutachten können sie den Beschuldigten auch morgen noch konfrontieren.
Eines will Wittig aber doch noch wissen, bevor er Burren in seine Zelle zurückbringen lässt.
»Das Ganze hat sich in der Wohnung Ihrer Freundin abgespielt«, sagt er. »Was hat denn Lara dazu gesagt?«
Hank Burren reißt sich sichtlich noch einmal zusammen. »Lara war nicht dabei und hat von der ganzen Sache nichts mitbekommen«, behauptet er. »Gleich nachdem ich mit Leon bei ihr angekommen war, ist sie weggegangen. Sie hat bei einer Freundin übernachtet, und als sie am nächsten Tag nach der Arbeit wieder in ihre Wohnung kam, hatte ich schon alle Spuren beseitigt.«
Dominic Wittig denkt an den Putzmittelgeruch, der Lara Rossbach bei ihrer Vernehmung wie eine Wolke umhüllt hat. Sie war dabei, das sagt ihm sein Bauchgefühl. Die Frage ist aber, ob die junge Frau ihrem Freund geholfen hat, Feldgärtner zu töten, oder ob sie sich nur an der Beseitigung und vielleicht auch an der Zerkleinerung seiner Leiche beteiligt hat.
Am nächsten Tag wird Lara Rossbach erneut in die Dienststelle der Mordkommission gebracht. Dominic Wittig konfrontiert sie mit dem Geständnis, das Hank Burren am Wochenende abgelegt hat.
Oberkommissarin Lückertz weist sie darauf hin, dass sie nicht mehr als Zeugin, sondern als Beschuldigte vernommen werde, da sie bei ihrer ersten Vernehmung in wesentlichen Punkten nicht die Wahrheit gesagt habe.
»Ihr Freund Hank hat angegeben«, fährt Beate Lückertz fort, »dass Sie Ihre Wohnung verlassen hätten, kurz nachdem er mit Leon Feldgärtner bei Ihnen eingetroffen sei. Sie hätten die Nacht bei einer Freundin verbracht und seien erst am nächsten Tag nach der Arbeit zurückgekehrt. Trifft das zu?«
Lara Rossbach bejaht zögernd.
»Dann nennen Sie uns den Namen der Freundin, bei der Sie übernachtet haben«, fordert die Oberkommissarin sie auf.
Die junge Frau schaut mit ängstlichem Gesichtsausdruck von Beate Lückertz zu Dominic Wittig. »Wofür soll das gut sein?«, fragt sie. »Sie glauben doch nicht etwa, dass ich diesen Leon umgebracht habe?«
Dem Hauptkommissar platzt der Kragen. »Es geht hier nicht um Glauben, sondern um Fakten!«, fährt er Lara Rossbach an. »Wir werden die Freundin, bei der Sie übernachtet haben wollen, befragen, wann genau Sie am Abend des 5. Juli bei ihr eingetroffen sind. Und wir werden Ihren Arbeitgeber befragen, ob und wann Sie am nächsten Tag zur Arbeit erschienen sind. Wenn Sie von beiden ein Alibi bekommen, sind Sie aus dem Schneider – wenn nicht, wird gegen Sie wegen Beihilfe zum Mord und wegen Strafvereitelung ermittelt. So einfach ist das!«
Lara Rossbach lässt den Kopf hängen und schweigt.
»Also was ist nun mit dem Namen der Freundin?«, beharrt Beate Lückertz.
Die junge Frau streicht sich mit einer fahrigen Handbewegung eine türkisfarbene Haarsträhne aus der Stirn. »Ich … ich war bei keiner Freundin«, bringt sie stockend hervor. »Hank ist plötzlich mit diesem Leon bei mir aufgetaucht, und ich hatte schon geschlafen. Sie sagten, sie wollten nur noch ein paar Gläser trinken, und ich sollte mich zu ihnen setzen. Also habe ich Wodka und Orangensaft geholt, und wir haben ein paar Gläser gekippt. Aber Hank war schon ziemlich hinüber, und wie immer, wenn er zu viel getrunken hat, wurde er …«
Sie beißt sich auf die Unterlippe und verstummt erneut.
»Sie wollen sagen, dass Ihr Freund aggressiv wird, wenn er getrunken hat. Ist das korrekt so?«, fragt Beate Lückertz.
Lara Rossbach nickt. »Der andere – also, dieser Leon – hatte auch schon einiges intus. Plötzlich haben sie beide herumgeschrien, sind aufgestanden und mit den Fäusten aufeinander losgegangen. Ich wollte dazwischengehen und habe einen ziemlich heftigen Schlag von diesem Leon abbekommen. ›Schaff den Kerl hier raus!‹, habe ich Hank angeschrien. ›Geh mal eine Runde um den Block!‹, hat Hank geantwortet. ›Wenn du zurück bist, ist der Typ weg! Ich verspreche es!‹ Ich hatte
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