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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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Badezimmer mit einem Beil angegriffen habe. Die hochdynamischen Spritzmuster in allen drei untersuchten Bereichen gehen eindeutig auf die Einwirkung scharfer oder halbscharfer Gewalt zurück, also mit einem Messer und/oder einem Beil.

    Ende September 2011 sind die Ermittlungen im Fall des »Puzzle-Mörders« weitgehend abgeschlossen; Hank Burren und Lara Rossbach sitzen seit mehr als zwei Monaten in Untersuchungshaft und warten auf ihren Prozess.
    Doch Lara Rossbachs Verteidiger, ein erfahrener Anwalt namens Dr. Boris Glasig, hat eine erfolgversprechende Strategie entwickelt, um seine Mandantin von allen strafrechtsrelevanten Vorwürfen zu entlasten. Angeblich waren Lara Rossbach und Hank Burren zum Tatzeitpunkt förmlich »verlobt« – was bedeuten würde, dass die junge Frau nicht verpflichtet gewesen wäre, die Polizei zu rufen und damit ihren »Verlobten« zu belasten. Dr. Glasig bietet sogar einige Zeugen auf, die mehr oder weniger glaubwürdig von einer »Verlobungsfeier« der beiden Beschuldigten im vergangenen Frühjahr berichten. Er verhandelt bereits mit dem Gericht darüber, das Verfahren gegen seine Mandantin einzustellen.
    Trotz fieberhafter Bemühungen ist es der Mordkommission bis dahin nicht gelungen, Lara Rossbach zumindest eine Beteiligung an der Zerstückelung der Leiche nachzuweisen. An dem Beil, mit dem Feldgärtner getötet wurde, und an einem Hammer, der gleichfalls am Tatort sichergestellt worden ist, konnten zwar auch DNA-Spuren von Lara Rossbach festgestellt werden. Das reicht aber als Beweis für eine Tatbeteiligung nicht aus, da sich beide Gegenstände schon vorher in ihrem Besitz befanden.

    Auf Empfehlung von Hauptkommissar Wittig beauftragt uns der zuständige Staatsanwalt im Verlauf des Oktobers, ein weiteres rechtsmedizinisches Gutachten zu erstellen. Hierdurch soll die Frage beantwortet werden, »ob alle oder einige der zur Untersuchung übergebenen Werkzeuge … als Tatwerkzeuge in Betracht kommen«. Bei diesen Werkzeugen handelt es sich um eine Axt, zwei Beile, ein Messer und einen Hammer.
    Eines der Beile und die Axt haben Hank Burren und Lara Rossbach nach eigenen Angaben erst am Tag nach dem Mord gekauft, um die Leiche damit zu zerstückeln. Durch unser Werkzeuggutachten sollen wir nun also nach Möglichkeit auch klären, ob einige der Verletzungen, die Leon Feldgärtner zu Lebzeiten zugefügt wurden, durch eines der erst am 6. Juli gekauften Werkzeuge verursacht worden sind.
    Das nämlich würde bedeuten, dass die »Verlobten« bei der Tatschilderung in wesentlichen Punkten nicht die Wahrheit gesagt hätten. Insbesondere die Tatbeteiligung von Lara Rossbach würde sich dann in einem gänzlich anderen Licht darstellen. Die Glaubwürdigkeit ihrer Behauptung, dass sie weder an der Ermordung Feldgärtners noch an der Zerstückelung der Leiche mitgewirkt habe, wäre zumindest erschüttert.
    Außerdem müssen wir zu der Frage Stellung nehmen, ob der Hammer zur Zerstückelung der Leiche eingesetzt wurde – schließlich wurde an diesem Werkzeug Lara Rossbachs genetischer Fingerabdruck gefunden. Und aktive Beihilfe zur Strafvereitelung wäre auch für die »Verlobte« eines Mörders strafbar.

    Im rechtsmedizinischen Institut der Charité untersuchen wir die zur Begutachtung übergebenen Werkzeuge im postmortalen Mehrschichten-Computertomographen. Da wir Leon Feldgärtners Kopf direkt vor der Obduktion gleichfalls computertomographisch untersucht haben, können wir nun auf diesen Datensatz zurückgreifen. Mittels Computerdarstellung in einem dreidimensionalen Modell vergleichen wir die eingescannten Klingen und Oberflächen der fraglichen Tatwerkzeuge virtuell mit den Verletzungen in seinem Gesicht und im Bereich der Schädeldecke. Wir kommen zu dem Ergebnis, dass beide Beile und das Messer mit hoher Wahrscheinlichkeit als Tatwerkzeuge eingesetzt worden sind. Jedoch lässt sich nicht mehr feststellen, ob eine der Verletzungen, die Feldgärtner zu Lebzeiten erlitt, durch das zweite Beil verursacht worden ist, das angeblich erst nach der Mordtat gekauft wurde.
    »Vor allem im Bereich des rechtsseitigen Kieferwinkels und unterhalb des Ohransatzes«, stellen wir in unserem Gutachten fest, »finden sich Verletzungen mit glatten Wundrändern, die von dem Beil mit spitz zulaufendem Rückteil und messerschneidenartiger Schnittfläche hervorgerufen sein könnten«  – also von dem Beil, das am Tattag bereits an der Wohnzimmerwand hing. »Aufgrund der massiven Zerstörung von

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