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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Kopf sinken zu lassen«, antwortete die in dieser Weise Angeredete.
    »Um so besser!« sagte der Gerichtsvollzieher des Friedensgerichts; »aber Sie werden wahrscheinlich bald von dem Richter, der Ihre Angelegenheit bearbeitet, vorgeladen werden. Übrigens sind Sie hier in guten Händen, unser Freund la Peyrade wird Sie schon aufs beste beraten.«
    »Der Herr ist im Irrtum,« entgegnete das Dienstmädchen, »ich komme nicht wegen dessen, was Sie glauben, zu dem Herrn Advokaten.«
    »Na, jedenfalls halten Sie sich tapfer, meine verehrte Dame, denn ich mache Sie darauf aufmerksam, daß man Sie gründlich ausfragen wird. Die Verwandten sind wütend, auf Sie und wollen sich nicht ausreden lassen, daß Sie sehr reich sind.«
    Während er so sprach, hatte Dutocq beständig ein Auge auf Theodosius, dem dieses Anschauen unbehaglich war, und der seine Klientin aufforderte, einzutreten.
    Zwischen dieser Frau und la Peyrade hatte sich am Tage vorher folgendes abgespielt:
    Wie man sich erinnern wird, hatte la Peyrade die Gewohnheit, alle Morgen die erste Messe in seiner Pfarrkirche zu besuchen. Seit einiger Zeit hatte er bemerkt, daß er von Seiten der Frau, die wir eben bei ihm eintreten sahen, und die, um mit Dorine im »Tartüff« zu reden, »ihre fest bestimmten Stunden« hatte, mit besonderer Aufmerksamkeit, für die er in Verlegenheit gewesen wäre, eine Erklärung zu finden, verfolgt wurde.
    Eine Liebesgeschichte? Das war mit dem sehr reifen Alter und dem scheinheiligen Benehmen dieser Frommen nicht vereinbar, die mit ihrer anschließenden Haube »à la Janseniste«, an der man in dem Viertel Saint-Jacques noch einige strenggläubige Anhänger dieser Sekte erkannte, wie eine Nonne, die ihr Haar nicht sehen läßt, aussehen wollte; andererseits schlossen ihre Kleidung von fast übertriebener Sorgfalt und ein goldenes Halskreuz an einem schwarzen Sammetbande den Gedanken an eine ängstliche verschämte Bettlerin aus, die Angst hat, sich zu nähern und zu erklären. Am Morgen des Tages, an dem das Diner im »Rocher de Cancale« stattfinden sollte, war la Peyrade, dieses Gebarens, das anfing, ihn zu beunruhigen, müde, und bemerkend, daß das Rätsel mit der runden Haube sich anschickte, ihn anzusprechen, an sie herangetreten und hatte sie gefragt, ob sie ihm eine Bittschrift überreichen wolle.
    »Ist der Herr«, hatte sie in ganz geheimnisvollem Tone geantwortet, »der berühmte Herr de la Peyrade, der Armenadvokat?«
    »Ich bin la Peyrade, und ich habe in der Tat den Bedürftigen des Bezirks einige Dienste geleistet.«
    Dieses war die übliche bescheidene Redewendung des Provenzalen, der in solchen Momenten nicht sehr an sein Geburtsland erinnerte.
    »Würde der Herr dann vielleicht die Güte haben, mir eine Konsultation zu gewähren?«
    »Der Ort hier«, entgegnete la Peyrade, »ist nicht gerade sehr geeignet für eine Besprechung. Was Sie mir zu sagen haben, scheint von Wichtigkeit zu sein, denn Sie machen ja schon seit langer Zeit Versuche, mich anzusprechen; ich wohne hier in der Nähe, in der Rue Saint-Dominique-d'Enfer, und wenn Sie sich die Mühe machen wollen, in mein Bureau zu kommen ...«
    »Wird das dem Herrn nicht unangenehm sein?«
    »Nicht im geringsten; es ist ja mein Beruf, die Klienten anzuhören.«
    »Und um welche Zeit würde ich den Herrn nicht stören?«
    »Kommen Sie, wann Sie wollen; ich bin den ganzen Vormittag zu Hause.«
    »Dann will ich noch eine Messe hören und das Abendmahl nehmen; bei dieser habe ich es nicht gewagt, ich war zu zerstreut, weil ich immer an den Herrn dachte. Sobald ich meine Andacht verrichtet habe, kann ich um acht Uhr bei dem Herrn erscheinen, wenn ihm das recht ist.«
    »Aber gewiß, Sie brauchen nicht so viel Umstände zu machen«, sagte la Peyrade etwas ungeduldig.
    Vielleicht drückte sich in dieser kleinen Unmutsregung etwas von Fachneid aus, denn er hatte mit einer Gegnerin zu tun, die ihm noch einige Punkte vorgeben konnte.
    Zur verabredeten Stunde, keine Minute früher oder später, klingelte die Fromme an der Tür des Advokaten, der sie, nachdem er einige Mühe gehabt hatte, sie zum Platznehmen zu bewegen, zum Reden aufforderte.
    Die Scheinheilige hüstelte erst ein bißchen, wie man es zu tun pflegt, wenn man angesichts einer schwierigen Sache anzufangen zögert. Dann entschloß sie sich, den Anlaß ihres Besuchs zu erklären und sagte:
    »Ich möchte von dem Herrn gern erfahren, ob es wahr ist, daß ein sehr wohltätiger Mann, der jetzt schon tot ist, eine

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