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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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dieses Namens.«
    »Gerade darum habe ich dir ja zu der Sache geraten. Glaubst du, daß ich so verrückt bin, dich eine ganz neue Zeitung gründen zu lassen? Das ›Echo de la Bièvre!‹ Dieser Name bedeutet einen Schatz, wenn es sich um die Aufstellung einer Kandidatur im zwölften Bezirk handelt. Du brauchst nur ein Wort zu sagen, und ich lege diesen Schatz in deine Hände.«
    »Wie das?« fragte Thuillier neugierig.
    »Nun, indem du ihn ankaufst; er wird für ein Butterbrot zu haben sein.«
    »Du siehst,« sagte Thuillier mutlos, »nun kommen noch die Ankaufskosten hinzu, mit denen du vorhin nicht gerechnet hast!«
    »Du stößt dich an Kleinigkeiten,« sagte la Peyrade achselzuckend; »wir haben noch ganz andere Schwierigkeiten zu überwinden.«
    »Andere Schwierigkeiten?« wiederholte Thuillier.
    »Aber gewiß!« entgegnete la Peyrade. »Redest du dir vielleicht ein, daß ich, nach dem, was zwischen uns vorgefallen ist, mich munter für deine Wahl vorspannen lassen werde, ohne genau zu wissen, was ich davon habe?«
    »Aber,« sagte Thuillier etwas erstaunt, »ich dachte, Freundschaft besteht darin, daß man sich gegenseitig Dienste leistet?«
    »Gewiß; aber wenn die Gegenseitigkeit darin besteht, daß der einen Seite immer alles zugute kommt und der andern nichts, dann hört die Freundschaft bei einer solchen Verteilung auf, und man verlangt, daß ein bißchen gerechter abgewogen wird.«
    »Aber, mein Lieber, was kann ich dir denn anderes anbieten, als was du selbst zurückgewiesen hast?«
    »Ich habe es zurückgewiesen, weil es mir nicht freiwillig und mit Fräulein Brigittes Essig versetzt angeboten wurde; jeder Mann mit Selbstachtung hätte da ebenso gehandelt wie ich. Geben und festhalten, das gilt nicht, sagt ein alter Rechtsausspruch, und gerade das habt ihr getan.«
    »Ich meine, du bist sehr zu Unrecht ohne Grund böse geworden; aber schließlich läßt sich die Sache ja wieder einrenken.«
    »Gut,« sagte la Peyrade, »aber ich will weder von dem Ausfall der Wahl, noch von den Launen Fräulein Celestes abhängig sein. Ich muß auf etwas Ernsthaftem, Positivem bestehen; Zug um Zug; richtige Rechnung macht gute Freunde.«
    »Ich bin vollkommen deiner Ansicht, »antwortete Thuillier, »und habe dir gegenüber immer so sehr in gutem Glauben gehandelt, daß ich mich vor keiner der Vorsichtsmaßregeln, die du treffen willst, scheue. Aber was für Garantien meinst du?«
    »Ich meine, daß es Celestes Mann sein muß, der dir beisteht, und nicht Theodosius de la Peyrade.«
    »Selbst wenn man die Sache überstürzen wollte, wie Brigitte bemerkte, dauert es fast vierzehn Tage, und bedenke doch! Es trennen uns nur noch acht Wochen von der Wahl, und da sollen wir zwei davor Gewehr bei Fuß stehen bleiben?«
    »Übermorgen,« erwiderte der Provenzale, »können wir beim Standesamt aushängen; in der Zwischenzeit kann etwas geschehen; gewiß kann das wieder zurückgenommen werden, aber es bedeutet doch eine moralische Verpflichtung und einen wichtigen Schritt vorwärts; wir können den Ehevertrag bei deinem Notar aufsetzen lassen; schließlich, wenn du dich zum Ankauf der Zeitung entschließest, bin ich, da du doch kein Pferd unnütz im Stall wirst stehen lassen wollen, nicht in Sorge darüber, daß du mir nicht Wort halten könntest, denn ohne mich wäre das eine Waffe, die zu handhaben für dich zu schwierig sein würde.«
    »Aber, mein Lieber,« wandte Thuillier ein, »wenn das nun doch eine zu schwere Last für mich bedeuten würde?«
    »Du mußt natürlich beurteilen, ob dir die Bedingungen, die man für den Ankauf stellen wird, passen; ich habe ebensowenig wie du Lust, die Katze im Sack zu kaufen. Wenn du mich dazu autorisierst, werde ich morgen, ich sage nicht verhandeln, aber erklären, daß die Sache für dich in Frage kommen könne, werde dich mit dem Verkäufer in Verbindung bringen, und du wirst wohl nicht daran zweifeln, daß ich deine Interessen dabei wie meine eigenen wahren werde.«
    »Nun, mein Lieber,« sagte Thuillier, »dann also vorwärts!«
    »Und werden wir, sobald die Zeitung angekauft ist, den Tag für die Festsetzung des Ehekontrakts bestimmen?«
    »Wann du wünschen wirst,« sagte Thulilier, »aber verpflichtest du dich, deinen ganzen Einfluß für meinen Erfolg geltend zu machen?«
    »So, als ob ich für mich selbst handelte, und das ist nicht eine bloße Hypothese; denn ich bin schon verschiedentlich angeregt worden, selbst zu kandidieren, und wenn ich rachsüchtig wäre ...«
    »Sicher

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