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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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seinen Gast hinaus, den er für mehr eingebildet als gewandt hielt.
    An der Art, wie der Provenzale den Vorschlag, den Vermittler bei Thuillier zu spielen, aufnahm, wird der Leser bemerkt haben, daß sich bei ihm ein schneller Umschwung seiner Ansichten vollzogen hatte. Selbst wenn er die beunruhigende Epistel des Vorsitzenden der Advokatenkammer nicht erhalten hätte, würde ihm die neue Situation, die jetzt für Thuilliers parlamentarischen Ehrgeiz geschaffen war, zu denken gegeben haben. Sicherlich mußte »Freundchen« sich wieder an ihn wenden, und seine Sehnsucht, Deputierter zu werden, würde ihn an Händen und Füßen gebunden ausliefern. War das nicht ein Anlaß, unter Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln, die die Erinnerung an das Vergangene nötig erscheinen ließ, in bezug auf seine Heirat mit Celeste wieder einer Anknüpfung näherzutreten? Weit entfernt davon, ein Hindernis für seine besseren Entschlüsse zu sein, die er im Anschluß an seine Liebesenttäuschung und sein Gehirnfieber gefaßt hatte, würde eine solche Lösung im Gegenteil deren erfolgreiche Durchführung sichern; und wenn er, was zu befürchten war, von seiner Kammer einen Verweis erhielt, der seine ganze Karriere vernichten konnte, da war es offenbar natürlich, daß er seine Rettung dort suchte, von wo sein Unglück veranlaßt worden war; er hatte den Anspruch und das Recht, bei den Thuilliers, seinen Mitschuldigen und den Urhebern seines Mißgeschicks, ein Unterkommen zu beanspruchen.
    Während er alle diese Erwägungen sich durch den Kopf gehen ließ, begab sich la Peyrade zu dem Vorsitzenden in das Gerichtsgebäude.
    Er hatte richtig vermutet: in einem sehr geschickt und sehr eingehend abgefaßten Bericht war die Hausangelegenheit der Aufmerksamkeit seiner Standesgenossen empfohlen worden, und wenn man auch zugeben muß, daß eine anonyme Denunziation immer nur mit äußerstem Mißtrauen aufgenommen werden darf, so verkündete der hohe Würdenträger der Kammer dem Angeschuldigten doch, daß er bereit sei, seine Aufklärungen entgegenzunehmen.
    La Peyrade wagte nicht, sich auf ein völliges Ableugnen einzulassen; die Hand, die, wie er annehmen mußte, den Schlag geführt hatte, schien ihm zu entschlossen und zu geschickt zu sein, als daß sie sich nicht mit Beweisstücken versehen haben sollte. Aber während er die zugrundeliegenden Tatsachen anerkannte, versuchte er, ihnen eine annehmbare Deutung zu geben. Er merkte aber wohl, daß seine Erklärung nicht als durchschlagend angesehen wurde, denn die Entschließung des Vorsitzenden lautete folgendermaßen:
    »Gleich nach Ablauf der Ferien werde ich den Disziplinarrat von der Denunziation und dem was Sie dagegen einzuwenden haben, Kenntnis geben. Ihm allein steht es zu, in einer Sache von solcher Bedeutung ein Urteil zu fällen.«
    In dieser Weise entlassen, fühlte la Peyrade sich in seiner Advokatenkarriere bedroht; aber es war ihm ein Aufschub gewährt, und falls er verurteilt werden würde, hatte er sich ja überlegt, wo er ein Unterkommen finden würde. Er zog also seine Robe an, die er noch das Recht hatte zu tragen, und begab sich in die fünfte Kammer, wo er zu plädieren hatte.
    Als er die Sitzung verlassen hatte, beladen mit einem Haufen von Akten, die mit einem Leinenstreifen zusammengebunden waren, und die, weil sie zu voluminös waren, um unter den Arm genommen zu werden, in der Hand oder auf dem Arm gegen die Brust gedrückt getragen werden müssen, durchschritt der Provenzale die Vorhalle mit der Eile eines Advokaten, der so beschäftigt ist, daß er sich am liebsten vervielfachen möchte. Sei es, daß er sich bei seinem Plädoyer wirklich erhitzt hatte oder daß er nur so tat, als ob er »in Schweiß gebadet« sei, um jedem zu zeigen, daß seine Robe nicht, wie bei vielen seiner Kollegen ein Paradekostüm sei, sondern eine Kampfeswaffe, – er trocknete sich im Gehen mit dem Taschentuche die Stirn ab, als er in einiger Entfernung »seinen« Thuillier wahrnahm, der ihn eben in dem großen Saal entdeckt hatte und sich nach ihm hinschob.
    Er war über dieses Zusammentreffen nicht erstaunt. Als er von Hause fortging, hatte er Frau Coffinet gesagt, daß er bis drei Uhr im Justizpalast sein würde, und daß sie die Leute, die nach ihm fragen sollten, dorthin schicken möchte.
    Da er Thuillier die Annäherung nicht zu leicht machen wollte, drehte sich la Peyrade, als ob irgend etwas, woran er sich erinnerte, ihn zur Umkehr veranlaßt hätte, unvermittelt um und setzte sich

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