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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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gute Brigitte,« entgegnete Thuillier, »wir dürfen uns hier zu keinem Gewaltstreich hinreißen lassen. Ich bin fest entschlossen, falls La Peyrade sich nicht rechtfertigen kann, und zwar klar, bündig und überzeugend, mit ihm zu brechen, und ich werde dir beweisen, daß ich keine feige Memme bin; aber Cérizet selbst ist ja nicht ganz sicher, es sind ja vorläufig bloße Schlußfolgerungen, und ich kam nur, um dich zu fragen, ob ich eine Auseinandersetzung mit ihm herbeiführen soll oder nicht.«
    »Darüber kann es keinen Zweifel geben,« sagte Brigitte, »du mußt eine haben und zwar eine gründliche, oder ich verleugne dich als meinen Bruder.«
    »Das genügt mir,« sagte Thuillier, der sich mit feierlichem Schritt entfernte, »und du wirst sehen, ob wir in der Lage sind, uns zu verständigen.«
    Die Einrichtung des »Echos de la Bièvre« in der Rue Saint-Dominique d'Enfer war vorläufig noch sehr mangelhaft, da sie sehr überstürzt erfolgen mußte; das alte Lokal in der Rue des Noyers in einem überaus elenden Hause hatte sich sofort als unbewohnbar erwiesen, und bei der Aufnahme des Mobiliars, das in dem Kaufvertrage angeführt war, hatte Thuillier eine große Enttäuschung erlebt.
    Das Inventarium des Mobiliars ergab folgendes:
    1. Drei Tische aus schwarz gestrichenem Holz;
    2. Sechs Stühle, die mit Stroh oder so ähnlich wie die berühmte Laute von Bologna, die Molière unsterblich gemacht hat, bezogen waren;
    3. Ein Regal, ebenfalls aus schwarz gestrichenem Holz, das eine Sammlung der einzelnen Nummern der Zeitung enthielt;
    4. Ein Waschbecken aus Steingut mit einem Korbgeflecht, ein aus der Mode gekommenes Stück, das gut sechs Kannen Wasser fassen konnte;
    5. Drei Leuchter und eine Lichtputzschere, die Beleuchtung der bisherigen Redaktion des »Echos de la Bièvre«, die nicht einmal so viel wie das »Aurora«-Licht wert war;
    6. Eine Karaffe und zwei Gläser;
    7. Neun leere Flaschen, von denen mehrere, nach dem Etikett zu urteilen, »echten« Jamaikarum und »echten« Schweizer Absinth enthalten hatten.
    Was aber dem Etablissement seinen Stempel aufdrückte und das berühmte Wort Léon de Loras: »die Schuster tragen meistens zerrissene Stiefel« Lügen strafte, das war in einem Schrank des Redaktionsbureaus ein riesiger Vorrat von Lohkuchen größten Kalibers, trockene, feste, widerstandsfähige Lohkuchen, mit einem Wort Ware erster Güte, die bewiesen, daß die Aktionäre die Gründer des Unternehmens gewesen waren.
    Nach der ersten Viertelstunde der Enttäuschung über dieses Inventar hatte Thuillier sich überzeugt, daß es vervollständigt werden müsse und sich in einem Kabriolet nach der Rue Chapon begeben.
    Am nächsten Tage war der eine Raum der neuen Behausung, an dessen Tür ein Maler die vorschriftsmäßige Aufschrift: »Bureau und Kasse« hatte anbringen müssen, mit einem Verschlage, der in Armeshöhe ein Messinggitter hatte, abgeteilt worden; an beiden Seiten des Schalters, an dem das Geld der Abonnenten angenommen werden sollte, hingen an Stangen Gardinen aus grünem Perkal, die Brigitte besorgt hatte.
    In dem Redaktionszimmer, das gleichfalls eine Aufschrift, aber in kleineren Buchstaben, hatte: »Eintritt verboten«, befand sich ein Dutzend Stühle aus Vogelkirschenholz, ein Stehpult und ein länglicher Tisch, noch ohne die grüne Decke, die Fräulein Thuillier bei einem Gelegenheitskauf anzuschaffen übernommen hatte, ein Regal und eine an der Wand hängende Uhr, die wie eine Dorfuhr schlug; endlich vervollständigten noch zwei alte, von Samson, »dem Geographen Seiner Majestät«, gestochene Wandkarten die vorläufig vollkommen genügende Einrichtung.
    Schließlich hatte, gerade als Thuillier von seiner Besprechung mit Brigitte zurückkehrte und in das Redaktionszimmer trat, das Lokal seine letzte Weihe erhalten: ein Druckerlehrling brachte ein Ries Briefpapier, das am Kopfe Namen und Adresse des »Echos« trug. Solange nicht ein gedruckter Briefkopf vorhanden ist, kann man von der Existenz einer Zeitung noch nicht sprechen. Der Briefkopf bedeutet gewissermaßen die Taufe für sie: deshalb sind alle Gründer von Journalen bemüht, mit dieser symbolischen Handlung zu beginnen; sie sind immer in Angst, daß ihre Schöpfung sterben könne, ohne die Nottaufe empfangen zu haben.
    Thuillier fand la Peyrade auf seinem Posten als Chefredakteur; aber seit einer Viertelstunde befand sich der Advokat in ziemlicher Verlegenheit, wie er von der endgültigen Entscheidung, die er sich bezüglich

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