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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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nicht schon in den ersten Tagen Thuillier diese Eröffnung machen; sie muß mit langer Hand vorbereitet werden, und die Hinterlegung der Kaution ist fast unmittelbar schon jetzt erforderlich.« »Hören Sie mal, Herr Cérizet,« sagte du Portail in befehlendem Ton, »wenn die Ehe zwischen la Peyrade und meinem Mündel zustande kommt, habe ich die Absicht, mich für Ihre Dienste erkenntlich zu zeigen, und eine Summe von dreißigtausend Franken soll für Sie ein Ansporn sein. Also auf der einen Seite dreißigtausend, auf der andern fünfundzwanzigtausend Franken, das sind volle fünfundfünfzigtausend Franken, die Ihnen die Kombinationen, Ihren Freund la Peyrade zu verheiraten, einbringen würden. Aber ebenso wie in den Jahrmarktsbuden beabsichtigte ich erst beim Weggehen zu bezahlen. Wenn Sie die Kaution aus eigenen Mitteln stellen, so bin ich nicht beunruhigt darüber, daß Sie nicht einen Weg finden sollten, sie vor den Krallen Ihrer Gläubiger zu retten. Wenn aber im Gegenteil mein Geld dabei in Frage käme, so würden Sie wohl nicht den gleichen Eifer und die gleiche Schlauheit entwickeln, um es vor der Gefahr zu behüten. Sehen Sie also zu, wie Sie sich bezüglich der dreiunddreißigtausend Franken arrangieren; haben Sie Erfolg, so ist das eine Kapitalsanlage zu hundert Prozent. Das ist mein letztes Wort und ich wünsche keine Einwendungen dagegen zu hören.«
    Cérizet hatte auch keine Zeit mehr, solche zu machen, denn in diesem Augenblick wurde die Tür zu du Portails Arbeitszimmer, in dem sich diese Szene abspielte, plötzlich geöffnet, und eine schlanke blonde Dame mit einem Gesicht von engelhafter Sanftmut trat eilig herein.
    Auf ihren Armen, über die schöne weiße Wäschestücke ausgebreitet waren, ruhte die Form eines Wickelkindes.
    »Da!« sagte sie: »diese böse Kate behauptet, es sei nicht der Doktor; ich wußte doch, daß ich ihn hereinkommen sah! Hören Sie, Herr Doktor,« wandte sie sich an Cérizet, »ich bin mit dem Befinden der Kleinen nicht zufrieden, gar nicht; sie ist so blaß und so stark abgemagert. Ich glaube, es sind die Zähnchen.«
    Du Portail machte Cérizet ein Zeichen, daß er die Rolle, die ihm so plötzlich aufgedrängt war, und die ihn an die erinnerte, die er eine Zeitlang in der berühmten Affäre Cardinal zu spielen beabsichtigt hatte, übernehmen solle.
    »Natürlich sind es die Zähne,« antwortete er daher, »dabei leiden die Kinder immer ein wenig; aber, verehrte gnädige Frau, es zeigt sich kein Symptom, das Sie beunruhigen dürfte.«
    »Meinen Sie, Herr Doktor?« bemerkte die Irre (der Leser wird in ihr schon Lydia, du Portails Mündel, erkannt haben); »aber sehen Sie doch seine elenden kleinen Ärmchen an, wie dünn sie geworden sind.«
    Und die Nadeln aus den Windeln herausziehend zeigte sie Cérizet ein Paket Flicken, das für die arme Irrsinnige ein schönes weißes und rosiges Kind darstellte.
    »Aber nein, aber nein,« sagte Cérizet, »es ist ein bißchen abgemagert, aber das Fleisch ist fest und das Aussehen vorzüglich.«
    »Mein armes Süßes!« sagte Lydia und küßte ihr Traumgebilde leidenschaftlich; »ich finde es wirklich seit heute morgen besser. Was soll ich ihm geben, lieber Doktor? Milchbrei mag es nicht und fette Bouillon auch nicht.«
    »Dann geben Sie ihm etwas Brotsuppe. Liebt es Süßigkeiten?«
    »Oh,« sagte die Irre, und ihr Gesicht verklärte sich, »leidenschaftlich; würde etwas Schokolade ihm gut sein?«
    »Sicher,« sagte Cérizet, »aber keine mit Vanille, die erhitzt.«
    »Also das, was man Gesundheitsschokolade nennt,« sagte Lydia, wie eine Familienmutter, die auf den Arzt wie auf einen Gott hört, der sie beruhigt. »Lieber Onkel,« wandte sie sich an du Portail, »klingeln Sie doch nach Bruneau, daß er mir gleich ein paar Pfund von Marquis holt.«
    »Bruneau ist eben weggegangen,« erwiderte der Rentier; »aber es eilt ja nicht, er wird es im Laufe des Tages besorgen.«
    »Sehen Sie, es schläft schon ein,« sagte Cérizet, der der Szene gern ein Ende gemacht hätte, die ihm trotz seiner harten Haut ein bißchen peinlich war.
    »Richtig,« sagte die Irre, stand auf und brachte die Windeln in Ordnung, »ich werde es schlafen legen. Adieu, lieber Doktor, es ist sehr nett von Ihnen, daß Sie auch manchmal, ohne daß wir Sie holen lassen, herkommen; wenn Sie wüßten, wie unglücklich so eine arme Mutter ist, und wie man sie mit ein paar Worten aufrichten kann! ... Ach, jetzt schreit es wieder ...«
    »Es ist ganz einfach

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