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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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an,« erwiderte Brigitte; »aber Sie selbst haben uns doch gesagt: ›Ich befand mich in der Gesellschaft von ...‹.«
    »Das habe ich nicht gesagt,« unterbrach sie Minard, »ich habe nur erklärt, daß ich Frau von Godollo, die Frau Komorn heißt und ebensowenig Gräfin ist wie Sie und Frau Colleville, in Gesellschaft der gemeinen Kreatur gesehen habe, mit der mein Sohn sein Geld und seine Zeit durchbringt. Soll ich Ihnen nun noch Näheres über das Wie und Warum dieser Begegnung berichten?«
    »Aber gewiß,« sagte Brigitte in ungläubigem Tone, »eine solche Erklärung halte ich nicht für überflüssig.«
    »Also um Ihnen zu zeigen, wie ich über die Ausschweifungen meines Sohnes denke, muß ich Ihnen mitteilen, daß ich, durch einen anonymen Brief davon in Kenntnis gesetzt, sofort Schritte tat, um mich mit eigenen Augen von der Richtigkeit zu überzeugen, denn im allgemeinen weiß ich wohl, was man von anonymen Briefen zu halten hat.«
    »Merkwürdig,« wandte sich Brigitte mit einer Zwischenbemerkung an la Peyrade, »daß wir noch keine über Sie, Herr Advokat, erhalten haben!«
    »Wenn Sie mir nicht zuhören wollen,« sagte Minard, durch dieses Unterbrechen verletzt, »dann hätten Sie mich nicht nach den Einzelheiten zu fragen brauchen.«
    »Gewiß,« erwiderte Brigitte, »aber ich höre zu. Sie wollten sich also mit eigenen Augen überzeugen ...«
    »Ja,« begann Minard wieder, »und an dem Tage, wo Sie bei Ihrem Diner auf mich warteten, war ich in die Folies Dramatiques gegangen, dem Schauplatz der Verirrungen Julians, wo das Debüt seines Frauenzimmers stattfinden sollte. Ich wollte mich vergewissern, ob der Bursche, der angeblich krank war, nicht gleich nach uns das Haus verlassen hatte, um auf seinem Posten bei der Claque zu sein; es ist wirklich traurig, wenn man konstatieren muß, wie tief diese Unsinnigen sinken können, wenn sie sich in eine Person vom Theater verlieben.«
    »Und er war dort?« fragte Brigitte, die sehr wenig Anteil an dem väterlichen Schmerz des Herrn Bürgermeisters zu nehmen schien.
    »Nein, mein Fräulein, er war nicht da. Im Zuschauerraum habe ich ihn nicht bemerkt; aber als der Vorhang aufging, und ich infolge einer Bewegung auf der Bühne mein Auge dorthin richtete, erblickte ich meinen Jungen, die Schande meines Alters, wie er in der gemütlichsten Weise mit einem Feuerwehrmann plauderte und dabei soweit aus der Kulisse heraustrat, daß einer der groben Stammgäste des Parterres ihm zurief: ›Nimm doch deine Visage zurück, du Störenfried!‹ Sie können sich vorstellen, wie erfreut mein väterliches Herz über diese freundliche Aufforderung war.«
    »Ja,« sagte Brigitte, »Sie haben ihn zu sehr verwöhnt, den lieben Herrn Julian.«
    »Ich verwöhne ihn so wenig,« fuhr Minard fort, »daß ich ohne die dringenden Vorstellungen seiner Mutter schon die schärfsten Maßregeln gegen ihn ergriffen hätte; nachdem ich aber gestern die verständigen und so toleranten Worte des Abbés Gondrin mit angehört hatte, kam ich auf den Gedanken, seinen Rat einzuholen, dementsprechend ich dann folgendermaßen vorging ...«
    »Verstehen sich denn Geistliche auch auf solche Sachen?« bemerkte Brigitte verächtlich.
    »Der Beweis, daß sie sich darauf verstehen, ist, daß das, was mir der Herr Vikar vorgeschlagen hatte, vollkommen geglückt ist. Ich ging zu der Mutter dieser gefährlichen Person und sagte ihr, daß ich, um ein Ende mit dieser garstigen Sache zu machen, über die sie gewiß ebenso traurig sei wie ich, mich zu einem Opfer entschließen wolle; daß ich bis zu einer Rente von fünfzehnhundert Franken, oder einem Kapital von dreißigtausend Franken, das, auf einmal ausbezahlt, eine Mitgift für ihre Tochter sein würde, gehen wolle, und fügte hinzu, daß sie von meinem Sohne nichts zu erwarten hätte, da ich ihm nichts mehr geben würde. ›Das trifft sich gut‹, antwortete mir die Frau, ›da ist gerade ein Sekretär beim Friedensrichter des zwölften Bezirks, der ein Auge auf Olympia geworfen und der jetzt eben wieder eine Anknüpfung versucht hat‹.«
    »Hat sie Ihnen nicht den Namen dieses Sekretärs genannt?« fragte la Peyrade.
    »Ich glaube nicht,« antwortete Minard; »jedenfalls weiß ich ihn nicht mehr; alles wurde in einem Augenblick mit der Mutter geordnet, die mir eine sehr ordentliche Frau zu sein scheint.«
    »Aber bei alledem«, bemerkte Brigitte, »sehe ich immer noch nichts von Frau von Godollo.«
    »Haben Sie nur Geduld,« sagte Minard, »›das einzige,

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