Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)
unterrichten.
GIACOMO PUCCINI, MAILAND, AN DEN DIREKTOR
DES TECHNIKUMS MITTWEIDA, 4. April 1906
Sehr geehrter Herr Director!
Wollen Sie mir gütigst umgehend mitteilen, wie mein Sohn Anton die Jahresprüfungen bestanden hat und ob es zur Fortsetzung seines Studiums in Mittweida notwendig ist, daß er ein Jahr in einer Maschinenfabrik praktisch tätig ist. – Ich verhehle Ihnen nicht, daß mein Sohn mir die Unterbrechung des theoretischen Studiums durch ein Jahr praktischer Tätigkeit als notwendig darstellt, was ich, ohne Ihre Ansicht darüber zu kennen, einigermaßen bezweifle. Außerdem möchte ich überhaupt gerne wissen, ob Sie meinen Sohn für geeignet zur Fortsetzung des Studiums halten. Ich hoffe, daß er nicht ungeeignet ist – es würde das ein großer Schmerz für mich sein.
In Erwartung Ihrer geflissentlichen Erwiderung bin ich mit dem Ausdruck der vollsten Hochachtung
Ihr ergebener
Giacomo Puccini, Via Verdi 4, Milano
Antonio lebt in Untermiete bei deutschen Familien, wechselt in wenigen Jahren fünfmal die Wohnung, ohne seinen Eltern hierfür Gründe mitzuteilen. Dem Institut teilt er hingegen sofort Gründe mit, warum man auf ihn besondere Rücksicht nehmen müsse.
ATTEST EINES ARZTES FÜR DAS TECHNIKUM MITTWEIDA
Herr Stud. Puccini leidet seit dem Unfall mit Automobil vielfach an nervösen Kopfschmerzen und wird jetzt von mir behandelt.
Mittweida, den 11. Dez. 1905,
Dr. Hortschansky, prakt. Arzt.
TECHNIKUM MITTWEIDA AN GIACOMO PUCCINI, MAILAND
(Durchschrift),
6. April 1906
Herrn Giacomo Puccini
Mailand
Auf Ihr gefl. Schreiben vom 4. ds. Mts. teilen wir Ihnen mit, daß Ihr Sohn bei Zulassung zur Ingenieur-Hauptprüfung allerdings den Nachweis über eine mindestens einjährige Praxis erbringen muß. Er braucht dieselbe aber nicht jetzt zu erwerben, sondern es geschieht dies am zweckmäßigsten nach dem 2. Semester. Auf Wunsch kann die praktische Ausbildung Ihres Sohnes in den mit unserem Technikum verbundenen Lehrfabrikwerkstätten erfolgen. Die näheren Bedingungen fügen wir in der Anlage bei.
Über Fleiß und Leistungen im vergangenen Semester wird Ihnen die umstehende Zusammenstellung seiner Zensuren Auskunft geben, wir bemerken hierbei, daß in dem Fache »Deutsche Sprache« die Zensur noch aussteht.
Ihr Sohn hat den Unterricht sehr wenig besucht. Er versäumte 117 Doppelstunden, von denen nur 47 entschuldigt sind. Trotzdem kann er aufgrund der von ihm abgelegten Prüfungen in die nächsthöhere Abteilung aufrücken, was wohl der beste Beweis dafür ist, daß er eine gute Veranlagung besitzt und bei größerem Fleiße viel bessere Resultate hätte erzielen können. Im nächsten Semester wird er sich aber bedeutend mehr anstrengen müssen, wenn er das Ziel desselben erreichen und die bei Semesterschluß abzulegende I. Ingenieur-Vorprüfung bestehen will.
Hochachtungsvoll
Die Direktion
I.V.: Keßler
Fleiß :
Leistungen :
Repet. der Algebra:
3,0
2,5
Stereometrie:
2,5
2,5
Trigonometrie:
2,5
2,5
Physik:
2,0
3,0
Allg. Elektrotechnik:
2,0
3,0
Elementar-Mechanik:
4,0
3,0
Festigkeitslehre:
2,0
keine Prüfung abg.
Maschinen-Elemente:
3,0
keine Prüfung abg.
Darstellende Geometrie:
2,0
3,0
Entwerfen v. Masch.-Elem.:
3,0
3,0
Rundschrift:
3,0
3,0
GIACOMO PUCCINI, MAILAND, AN DEN DIREKTOR
DES TECHNIKUMS MITTWEIDA,
Mailand 14. April 1906
Sehr geehrter Herr Director!
Ich danke Ihnen bestens für die mir zuteil gewordene Aus-kunft. Ich will Ihrem Rate folgen und meinen Sohn erst das 2. Semester in Ihrem Technikum absolvieren lassen, bevor er zur praktischen Arbeit in einer Maschinenfabrik übergeht. Ich bitte Sie dringend, mir in Zukunft wöchentlich eine kurze Mitteilung über Fleiß und Schulbesuch meines Sohnes zugehen zu lassen, da ich dort sonst niemanden zu seiner Überwachung habe, und ich glaube, daß nur auf diese Weise der von Ihnen mit Recht verlangte größere Eifer in ihm rege gehalten werden kann. In der Hoffnung, daß Sie diesem dringenden Wunsch eines Vaters Rechnung tragen werden, sehe ich Ihrer gefl. Antwort entgegen und bin mit der vorzüglichsten
Hochachtung
Ihr ergebener
Giacomo Puccini
TECHNIKUM MITTWEIDA AN GIACOMO PUCCINI, MAILAND
(Durchschrift),
18. April 1906
Herrn
Giacomo Puccini
Mailand
Wir bestätigen Ihnen den Empfang Ihres gefl. Schreibens vom 14. ds. Mts., bedauern aber sehr, Ihrem Wunsche nicht entsprechen zu können, da eine allwöchentliche Berichterstattung aus praktischen Gründen nicht durchführbar ist. Wir sind aber gern
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