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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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auszuweichen, der sich ihr bedrohlich genähert hatte. Kein Zweifel, ihr war ein bisschen schwindlig. Vielleicht, wenn sie sich nur einen Augenblick gegen diese Mauer hier lehnte? Wenn sie die Augen einen Moment lang schloss…
     
    Wenig später wurde Constable Bott, der gerade seine Streife ging, von einem schüchtern aussehenden Passanten angesprochen: »Da ist eine Frau, Constable. Ich weiß nicht – ihr ist vielleicht schlecht geworden oder so. Sie ist zusammengesackt.«
    Constable Bott ging energischen Schrittes in die angegebene Richtung und beugte sich über die zusammengesunkene Gestalt. Ein starker Schnapsgeruch bestätigte seine erste Vermutung.
    »Völlig weggetreten«, sagte er. »Betrunken. Machen Sie sich keine Sorgen, Sir, wir werden uns darum kümmern.«
     
     

II
     
    Hercule Poirot hatte sein Sonntagsfrühstück beendet. Er wischte sorgfältig alle Spuren seiner Frühstücks-Schokolade vom Schnurrbart und ging dann hinüber ins Wohnzimmer.
    Auf dem Tisch lagen vier Rucksäcke ausgebreitet, jeder mit der zugehörigen Rechnung – so wie er es George gesagt hatte. Poirot packte den Rucksack aus, den er am Vortag erworben hatte, und legte ihn zu den anderen. Das Ergebnis war überraschend. Der Rucksack, den er bei Mr Hicks gekauft hatte, sah in keiner Weise schlechter aus als diejenigen, die George in verschiedenen Kaufhäusern erstanden hatte. Aber er war entschieden billiger gewesen.
    »Interessant«, sagte Hercule Poirot.
    Er starrte die Rucksäcke an.
    Dann untersuchte er sie genauer. Von innen und außen, indem er sie umkrempelte, die Nähte abtastete, die Taschen, die Tragriemen. Dann stand er auf, ging ins Bad und kam mit einem kleinen, scharfen Messer zurück. Er drehte bei dem Rucksack, den er bei Mr Hicks gekauft hatte, das Innere nach außen und attackierte den Boden mit dem Messer. Zwischen dem Innenfutter und dem eigentlichen Boden fand er ein schweres Stück gewellten Verstärkungsmaterials, eine Art Wellkarton. Poirot sah den zerstörten Rucksack mit großem Interesse an.
    Dann nahm er sich die anderen Rucksäcke vor.
    Am Ende setzte er sich und betrachtete das Werk der Zerstörung, das er soeben vollendet hatte.
    Dann zog er das Telefon zu sich heran, und nach kurzer Verzögerung gelang es ihm, sich mit Inspektor Sharpe verbinden zu lassen.
    »Ecoutez, mon cher«, sagte er. »Ich möchte gern zwei Dinge wissen.«
    Inspektor Sharpe lachte. »Zwei Dinge weiß, ich von dem Pferd, doch eins davon ist gar nichts wert«, sagte er.
    »Bitte?«, sagte Hercule Poirot überrascht.
    »Ach, nichts. Das ist nur so ein Reim. Was sind das für zwei Dinge, die Sie wissen möchten?«
    »Sie haben gestern einige polizeiliche Besuche in der Hickory Road erwähnt, die in den letzten drei Monaten erfolgt sind. Können Sie mir die genauen Daten sagen, und zu welcher Tageszeit sie gemacht wurden?«
    »Ja – nun – das sollte einfach sein. Das muss alles in den Berichten stehen. Warten Sie, ich sehe rasch nach.«
    Nach kurzer Zeit war der Inspektor wieder am Telefon. »Der erste Besuch stand im Zusammenhang mit einem indischen Studenten, der subversive Schriften verteilt hat. Das war am 18. Dezember letzten Jahres – um 15.30 Uhr.«
    »Das ist zu lange her.«
    »Dann Ermittlungen in Sachen Montague Jones, Eurasier, gesucht im Zusammenhang mit dem Mord an Mrs Alice Combe in Cambridge – 24. Februar – 17.30 Uhr. – Und schließlich Ermittlungen in Sachen William Robinson – aus Westafrika, auf Ersuchen der Polizei in Sheffield – 6. März, 11 Uhr.«
    »Aha. Danke.«
    »Aber wenn Sie glauben, dass einer dieser Fälle in irgendeinem Zusammenhang mit…«
    Poirot unterbrach ihn. »Nein, da gibt es keinen Zusammenhang. Ich interessiere mich nur für die Tageszeit der Besuche.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Poirot?«
    »Ich zerschneide gerade Rucksäcke, mein Freund. Das ist sehr interessant.« Sanft legte er den Hörer auf.
    Dann entnahm er seinem Notizbuch die erweiterte Liste, die Mrs Hubbard ihm am Vortag gegeben hatte. Sie sah so aus:
     
    Rucksack (Len Bateson)
    Glühbirnen
    Armband (Genevieve)
    Diamantring (Patricia)
    Puderdose (Genevieve)
    Abendschuh (Sally)
    Lippenstift (Elizabeth Johnston)
    Ohrringe (Valerie)
    Stethoskop (Len Bateson)
    Badesalz (?)
    Halstuch zerschnitten (Valerie)
    Hose (Colin)
    Kochbuch (?)
    Borax (Chandra Lal)
    Modeschmuck (Sally)
    Tinte auf Elizabeths Aufzeichnungen
    (Genauer weiß ich es nicht. Es ist nicht völlig richtig. L. Hu b bard.)
     
    Poirot starrte geraume Zeit

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