Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
auf die Liste. Er seufzte und murmelte: »Ja – keine Frage – wir müssen alles ausschließen, was keine Rolle spielt…«
    Und er wusste auch schon, wer ihm dabei helfen könnte. Es war Sonntag. Die meisten Studenten würden wahrscheinlich zu Hause sein.
    Er wählte die Nummer der Hickory Road 26 und bat, mit Miss Valerie Hobhouse verbunden zu werden. Jemand mit einer kräftigen, kehligen Stimme bezweifelte, dass sie bereits aufgestanden sei, sagte aber, er werde gehen und nachsehen.
    Wenig später hörte er eine leise, heisere Stimme: »Ja? Hier ist Valerie Hobhouse.«
    »Hier spricht Hercule Poirot. Erinnern Sie sich an mich?«
    »Natürlich, Monsieur Poirot. Was kann ich für Sie tun?«
    »Wenn das möglich ist, würde ich mich gern einmal kurz mit Ihnen unterhalten.«
    »Gern.«
    »Kann ich gleich jetzt zu Ihnen in die Hickory Road kommen?«
    »Ja. – Ich werde Geronimo anweisen, dass er Sie in mein Zimmer führt. Sonst kann man hier kaum irgendwo ungestört sprechen an einem Sonntag.«
    »Vielen Dank, Miss Hobhouse.«
     
    Geronimo öffnete schwungvoll die Tür, dann beugte er sich vor und erklärte Poirot auf seine übliche verschwörerische Art:
    »Ich bringe Sie gleich zu Miss Valerie nach oben. Ganz, ganz leise.«
    Er legte einen Finger auf die Lippen und führte Poirot in ein großes Zimmer im ersten Stock, das zur Hickory Road hinausging. Es war ein geschmackvoll und mit einem Hauch von Luxus möbliertes Wohn-Schlaf-Zimmer. Der Divan war mit einem abgenutzten, aber wunderschönen Perserteppich bedeckt, und auch der attraktive Queen-Anne-Sekretär aus Nussbaumholz dürfte wohl kaum zur Originaleinrichtung der Hickory Road 26 gehören.
    Valerie Hobhouse stand bereit, Poirot zu begrüßen. Sie sah müde aus, fand er, und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    »Mais vous êtes très bien ici«, sagte Poirot, als er sie begrüßte. »Es ist chic. Es hat Atmosphäre.«
    Valerie lächelte. »Ich wohne schon eine ganze Weile hier«, sagte sie. »Zweieinhalb Jahre. Fast drei. Ich habe mich inzwischen ziemlich eingelebt, und ich habe einige meiner eigenen Sachen hergebracht.«
    »Aber Sie sind keine Studentin, Mademoiselle?«
    »O nein. Ich bin rein kaufmännisch tätig. Ich habe einen Job.«
    »In einer – Kosmetikfirma, glaube ich?«
    »Ja. Ich bin Einkäuferin für Sabrina Fair – das ist ein Schönheitssalon. Um ehrlich zu sein, ich habe einen kleinen Anteil an der Firma. Wir betreiben auch noch einige Nebengeschäfte neben der Schönheitspflege. Modeschmuck und solche Sachen. Modische Kleinigkeiten aus Paris. Das ist mein Ressort.«
    »Dann fahren Sie sicher ziemlich oft nach Paris und auf den Kontinent?«
    »O ja, etwa ein Mal im Monat, manchmal auch öfter.«
    »Verzeihen Sie bitte«, sagte Poirot, »wenn ich neugierig erscheinen mag…«
    »Warum nicht?«, unterbrach sie ihn. »Unter den gegebenen Umständen müssen wir uns alle damit abfinden. Ich habe gestern bereits eine ganze Menge Fragen von Inspektor Sharpe beantwortet. – Sie sehen aus, als ob Sie lieber einen richtigen Stuhl haben würden, Monsieur Poirot, als diesen tiefen Sessel.«
    »Sie haben eine gute Beobachtungsgabe, Mademoiselle.« Poirot setzte sich sorgfältig und sehr aufrecht auf einen Stuhl mit einer hohen Rückenlehne.
    Valerie setzte sich auf den Divan. Sie bot ihm eine Zigarette an, nahm selbst eine und zündete sie an. Er studierte sie mit einiger Aufmerksamkeit. Sie war von einer nervösen, ziemlich müde wirkenden Eleganz, die ihn stärker ansprach, als ein konventionelleres gutes Aussehen. Eine intelligente und attraktive junge Frau, dachte er. Er fragte sich, ob ihre Nervosität ein Ergebnis der jetzigen Ermittlungen war oder ein natürlicher Bestandteil ihres Wesens. Er erinnerte sich, dass er sich das schon an dem Abend gefragt hatte, als er zum Abendessen hier gewesen war.
    »Inspektor Sharpe hat Ihnen Fragen gestellt, nehme ich an?«
    »Ja, das hat er.«
    »Und Sie haben ihm alles erzählt, was Sie wissen?«
    »Natürlich.«
    »Ich frage mich«, sagte Poirot, »ob das stimmt.«
    Sie sah ihn mit einem ironischen Lächeln an. »Da Sie nicht gehört haben, was ich Inspektor Sharpe geantwortet habe, werden Sie das wohl kaum beurteilen können«, sagte sie.
    »Natürlich nicht. Das ist nur einfach so eine meiner kleinen Ideen. Ich habe sie manchmal, wissen Sie – diese kleinen Ideen. Sie sitzen hier drin.« Er tippte an seinen Kopf.
    Poirot spielte absichtlich den Narren. Aber Valerie lächelte nicht. Sie sah ihm

Weitere Kostenlose Bücher