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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gerade ins Gesicht. Als sie sprach, geschah das mit einer gewissen Abruptheit. »Lassen Sie uns zur Sache kommen, Monsieur Poirot«, bat sie. »Ich weiß wirklich nicht, worauf Sie hinaus wollen.«
    »Aber gewiss doch, Miss Hobhouse.« Er zog ein kleines Paket aus der Tasche. »Sie können sich vielleicht vorstellen, was ich hier drin habe?«
    »Ich bin keine Hellseherin, Monsieur Poirot. Ich kann nicht durch Papier und Verpackungen hindurchsehen.«
    »Ich habe hier«, sagte Poirot, »den Ring, der Miss Patricia Lane gestohlen worden ist.«
    »Den Verlobungsring? Ich meine, den Verlobungsring ihrer Mutter? Aber wieso haben Sie den?«
    »Ich habe sie gebeten, ihn mir für ein paar Tage zu leihen.«
    Wieder zog Valerie überrascht die Augenbrauen hoch. »Tatsächlich?«, sagte sie.
    »Ich habe mich für den Ring interessiert«, sagte Poirot. »Besonders für sein Verschwinden, sein Wiederauftauchen und für noch etwas anderes. Deshalb habe ich Miss Lane gebeten, ihn mir zu leihen. Sie hatte keine Einwände. Ich bin damit direkt zu einem befreundeten Juwelier gegangen.«
    »Ja?«
    »Ich habe ihn gebeten, den Diamanten zu begutachten. Ein ziemlich großer Stein, wie Sie sich vielleicht erinnern, der auf beiden Seiten von einer Gruppe kleinerer Steine flankiert wurde. Erinnern Sie sich – Mademoiselle?«
    »Ich glaube. Aber so genau weiß ich das nicht mehr.«
    »Aber Sie haben ihn doch in der Hand gehabt, nicht wahr? Er war in Ihrem Suppenteller.«
    »Auf diese Weise ist er ja wieder aufgetaucht! Ja, natürlich, daran erinnere ich mich. Ich hätte ihn ja fast verschluckt.« Valerie lachte kurz auf.
    »Wie gesagt, ich habe den Ring also zu einem befreundeten Juwelier gebracht und ihn um seine Meinung über diesen Diamanten gebeten. Und wissen Sie, was er geantwortet hat?«
    »Wie sollte ich das wissen?«
    »Seine Antwort war, dass es gar kein Diamant ist. Sondern nur ein Zirkon. Ein weißer Zirkon.«
    »Oh!« Sie starrte ihn an. Dann fuhr sie mit etwas unsicherer Stimme fort: »Wollen Sie damit sagen, dass – Patricia gedacht hat, es sei ein Diamant, aber in Wirklichkeit war es nur ein Zirkon oder…«
    Poirot schüttelte den Kopf. »Nein, das will ich damit nicht sagen. Es war, soweit ich verstanden habe, der Verlobungsring von Patricia Lanes Mutter. Miss Patricia Lane ist eine junge Dame aus guter Familie, und ihre Angehörigen sind ganz sicher finanziell sehr gut gestellt gewesen, zumindest vor dem Krieg. In diesen Kreisen, Mademoiselle, wird für einen Verlobungsring wirklich Geld ausgegeben – man nimmt einen Diamantring oder einen Ring mit einem anderen wertvollen Stein. Ich bin ganz sicher, dass der Papa von Miss Lane ihrer Mama auf jeden Fall einen wertvollen Verlobungsring gegeben hat.«
    »In dieser Hinsicht kann ich Ihnen nur zustimmen«, sagte Valerie. »Patricias Vater war wohl so etwas wie ein kleiner Landedelmann.«
    »Und deshalb«, sagte Poirot, »deutet alles darauf hin, dass der Stein in diesem Ring nachträglich durch einen anderen ersetzt worden ist.«
    »Ich nehme an«, sagte Valerie langsam, »dass Pat vielleicht den Stein verloren hat und sich nicht leisten konnte, ihn durch einen Diamanten zu ersetzen, und dass sie deshalb einen Zirkon hat einsetzen lassen.«
    »Das wäre möglich«, sagte Poirot, »aber ich glaube nicht, dass es so gewesen ist.«
    »Nun, Monsieur Poirot, wenn wir schon beim Raten sind, was glauben Sie denn, was geschehen ist?«
    »Ich glaube«, sagte Poirot, »dass Mademoiselle Celia den Ring genommen hat, und dass der Diamant absichtlich entfernt und durch den Zirkon ersetzt wurde, bevor der Ring zurückgegeben worden ist.«
    Valerie setzte sich sehr aufrecht. »Sie glauben, dass Celia den Diamanten absichtlich gestohlen hat?«
    Poirot schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Ich glaube, dass Sie ihn gestohlen haben, Mademoiselle.«
    Valerie Hobhouse atmete tief ein: »Also wirklich!«, rief sie aus. »Was fällt Ihnen ein? Dafür gibt es auch nicht den geringsten Hinweis.«
    »Doch«, unterbrach sie Poirot. »Den gibt es. Der Ring wurde in einem Suppenteller zurückgegeben. Nun habe ich ja einen Abend am Essen teilgenommen. Daher weiß ich, wie die Suppe serviert wird. Sie wird von einer Terrine am Nebentisch ausgeteilt. Wenn also jemand einen Ring in seiner Suppe findet, dann kann nur entweder die Person, die die Suppe ausschenkt (in diesem Fall Geronimo), oder derjenige, dessen Teller es ist, den Ring in die Suppe getan haben. Nämlich Sie! Ich glaube nicht, dass es

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