Die Kleptomanin
Rucksack einpackte.
»Es wohnen ja auch ziemlich viele Studenten hier in der Gegend, nicht wahr?«
»Ja. Hier in der Gegend gibt es eine Menge Studenten.«
»Da gibt es auch ein Studentenwohnheim in der Hickory Road, soweit ich weiß?«
»O ja. Ich habe schon so manchen von diesen Rucksäcken an die jungen Herren dort verkauft. Und an die jungen Damen. Sie kommen gewöhnlich hierher, um sich für ihre Touren auszurüsten. Meine Preise sind niedriger als in den Warenhäusern, und das sage ich ihnen auch. So, das ist Ihr Rucksack, mein Herr, und ich bin sicher, Ihr Neffe wird entzückt sein, wie praktisch er ist.«
Poirot bedankte sich und ging mit seinem Paket nach draußen. Er war erst einen oder zwei Schritte gegangen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Es war die Hand von Inspektor Sharpe.
»Genau der Mann, den ich jetzt brauche«, sagte Sharpe.
»Haben Sie Ihre Durchsuchung beendet?«
»Ja, wir haben das Haus durchsucht, aber ich weiß nicht, ob wir viel erreicht haben. – Ein Stück weiter von hier kann man ein anständiges Sandwich und eine Tasse Kaffee bekommen. Kommen Sie doch mit, wenn es Ihre Zeit erlaubt. Ich würde gern mit Ihnen sprechen.«
Der Imbiss war fast leer. Die beiden Männer trugen ihre Teller und Tassen zu einem kleinen Tisch in der Ecke. Hier fasste Sharpe die Ergebnisse seiner Befragung der Studenten zusammen.
»Der Einzige, gegen den wir irgendwelche belastenden Tatsachen herausgefunden haben, ist Nigel Chapman«, sagte er. »Und auch das ist nicht allzu viel. Drei Sorten Gift sind durch seine Hände gegangen! Aber es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er irgendwelche Animositäten gegen Celia Austin gehegt hat, und ich bezweifle, dass er sich so freimütig über seine Aktivitäten geäußert hätte, wenn er wirklich schuldig wäre.«
»Allerdings ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten.«
»Ja – das ganze Zeug einfach in die Schublade zu packen. Dieser Kindskopf!«
Er fuhr fort mit seinem Bericht über Elizabeth Johnston und wiederholte ihre Darstellung dessen, was Celia ihr gesagt hatte. »Wenn das wahr ist, ist es natürlich sehr wichtig.«
»Sehr wichtig«, stimmte Poirot zu.
Der Inspektor zitierte: »Morgen werde ich mehr darüber wissen.«
»Und das Ergebnis war, dass es für das arme Mädchen kein Morgen mehr gegeben hat. – Ihre Haussuchung – ist dabei irgendetwas herausgekommen?«
»Nun ja, es gab ein oder zwei Dinge, die – wie soll ich sagen – uns etwas überrascht haben.«
»Und was war das?«
»Elizabeth Johnston ist Mitglied der Kommunistischen Partei. Wir haben ihre Mitgliedskarte gefunden.«
»Ja«, sagte Poirot nachdenklich. »Das ist interessant.«
»Das hätte ich nicht erwartet«, sagte Inspektor Sharpe. »Jedenfalls nicht, bevor ich sie gestern vernommen habe. Sie ist eine starke Persönlichkeit, dieses Mädchen.«
»Ich würde meinen, sie ist sicher eine wertvolle Errungenschaft für die Partei«, sagte Hercule Poirot. »Sie ist eine junge Frau von ganz ungewöhnlicher Intelligenz.«
»Ich fand das sehr interessant«, sagte Inspektor Sharpe, »weil sie diese Sympathien offenbar nie gezeigt hat. Sie hat in der Hickory Road mit niemandem darüber gesprochen. Ich sehe allerdings nicht, dass das irgendeine Bedeutung hat im Zusammenhang mit dem Mord an Celia Austin – aber es ist ein Punkt, den man natürlich im Auge behalten muss.«
»Was haben Sie noch gefunden?«
Inspektor Sharpe zuckte mit den Schultern. »Miss Patricia Lane, in ihrer Schublade haben wir ein Taschentuch gefunden, das ziemlich stark mit grüner Tinte befleckt war.«
Poirot hob die Augenbrauen. »Grüne Tinte? Patricia Lane! Also könnte sie es gewesen sein, die die Tinte genommen und über Elizabeth Johnstons Aufzeichnungen gegossen hat, und hinterher hat sie ihre Hände abgewischt. Allerdings …«
»Allerdings würde sie wohl kaum gewollt haben, dass ihr lieber Nigel in Verdacht gerät«, beendete Sharpe den Satz für ihn.
»Das sollte man denken. Natürlich könnte auch jemand anders das Taschentuch in ihre Schublade getan haben.«
»Das ist gut möglich.«
»Noch irgendetwas?«
»Nun ja«, Sharpe überlegte einen Augenblick. »Es scheint, Leonard Batesons Vater ist in der Psychiatrischen Anstalt in Longwith Vale als Patient. Ich nehme nicht an, dass das irgendeine besondere Bedeutung hat …«
»… aber Len Batesons Vater ist geisteskrank. Wahrscheinlich ohne Bedeutung, wie Sie sagen, aber auch das ist etwas, was man im Gedächtnis behalten sollte.
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