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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Geronimo gewesen ist. Ich glaube, dass Sie die Rückgabe des Rings in der Suppe inszeniert haben, weil Sie das amüsant fanden. Sie haben, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, einen zu humorvollen Sinn für Dramatik. Den Ring hoch zu halten! Der Ausruf der Überraschung! Aber ich denke, Sie haben ihrem Sinn für Humor hier zu sehr nachgegeben, Mademoiselle, und nicht bedacht, dass Sie sich damit selbst verraten.«
    »Ist das alles?«, sagte Valerie verächtlich.
    »O nein, das ist noch längst nicht alles. Sehen Sie, als Celia an jenem Abend gestanden hat, für die Diebstähle hier verantwortlich gewesen zu sein, da sind mir ein paar Kleinigkeiten aufgefallen. Zum Beispiel, als sie von dem Ring sprach, da sagte sie: ›…der Ring war nichts als ein Irrtum. Als ich erfahren habe, dass er wertvoll war, habe ich ihn gleich zurückgegeben.‹ Wie hat sie das erfahren, Miss Valerie? Wer hat ihr erzählt, wie wertvoll der Ring war? Und dann wiederum im Zusammenhang mit dem zerschnittenen Seidenschal, da hat Miss Celia so etwas gesagt wie: ›Valerie hat das ja nichts ausgemacht…‹ Warum hat es Ihnen nichts ausgemacht, dass Ihr guter Seidenschal zerschnitten wurde? – Ich hatte gleich den Eindruck, dass diese ganze Idee, Sachen zu stehlen, sich zur Kleptomanin zu machen und so die Aufmerksamkeit von Colin McNabb zu erregen, dass die nicht von Celia ausging, sondern dass jemand anders sich das für sie ausgedacht hatte. Jemand mit erheblich größerer Intelligenz als Celia Austin und mit guten psychologischen Kenntnissen. Sie haben ihr erzählt, dass der Ring wertvoll war, Sie haben ihn ihr weggenommen und seine Rückgabe arrangiert. Und es war Ihr Vorschlag, Ihren Seidenschal zu zerschneiden.«
    »Das sind alles Theorien«, sagte Valerie, »ziemlich weit hergeholte Theorien. – Der Inspektor hat auch schon gefragt, ob ich nicht vielleicht Celia dazu gebracht habe, diesen Trick anzuwenden.«
    »Und was haben Sie ihm geantwortet?«
    »Ich habe gesagt, dass das völliger Unsinn sei«, sagte Valerie.
    »Und was werden Sie mir sagen?«
    Valerie sah ihn einen Augenblick prüfend an. Dann lachte sie kurz auf, drückte ihre Zigarette aus, lehnte sich zurück, nachdem sie ein Kissen in den Rücken geschoben hatte und sagte: »Sie haben ganz Recht. Ich habe ihr das vorgeschlagen.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    Valerie sagte ungeduldig: »Ach, nichts als pure Gutmütigkeit. Alles nur zu ihrem Besten. Celia ist ja nur noch trübselig herumgeschlichen wie ein kleines Gespenst und hat sich vor Sehnsucht nach Colin verzehrt, und der hat sie überhaupt nicht angeguckt. Es war alles so dumm. Colin ist einer von diesen eingebildeten, rechthaberischen jungen Leuten, völlig verstiegen in seine Psychologie und Komplexe und Hemmungen und dieses ganze Zeug, und ich dachte, es wäre wirklich lustig, ihm einen Streich zu spielen und ihn hereinzulegen. Überhaupt gefiel es mir nicht, dass Celia so unglücklich aussah, und so habe ich sie mir vorgenommen, ihr ein wenig gut zugeredet, ihr den ganzen Plan in groben Zügen erläutert und sie gedrängt, ihn auszuführen. Sie war wohl ein bisschen nervös, glaube ich, aber andererseits auch fasziniert von der Idee. Und was tut das kleine Dummchen gleich als Erstes? Sie stahl den Ring von Pat, den sie im Badezimmer gefunden hat – ein wirklich wertvolles Stück. Das hätte garantiert jede Menge Aufregung ausgelöst, die Polizei wäre gerufen worden, und das Ganze hätte eine ernste Wendung genommen. So habe ich ihr den Ring abgenommen und ihr gesagt, dass ich ihn irgendwie zurückgeben würde. Und ich habe ihr klar gemacht, dass sie in Zukunft nur Modeschmuck und Kosmetika nehmen darf, und sie sollte zur Sicherheit auch irgendetwas von meinen Sachen beschädigen, so dass wir nicht in Schwierigkeiten kommen würden.«
    Poirot atmete tief durch. »Das ist genau, was ich gedacht hatte«, sagte er.
    »Heute wünschte ich natürlich, dass ich das nicht getan hätte«, sagte Valerie düster. »Aber ich habe es wirklich nur gut gemeint. Es ist scheußlich, das so zu sagen, und es klingt genau wie einer der Sprüche von Jean Tomlinson, aber so ist es eben.«
    »Und wie ging es dann weiter mit Patricias Ring?«, fragte Poirot. »Celia hat ihn Ihnen gegeben. Sie sollten ihn irgendwo finden und Patricia zurückgeben. Aber bevor Sie ihn Patricia zurückgegeben haben«, er machte eine Pause. »Was geschah da?«
    Er sah, wie ihre Finger nervös die Fransen ihres Schals, den sie um den Hals trug, flochten

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