Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung
Hinblick auf Emissionen – auf den Kopf zu stellen, scheinen sich hier zu rächen.
Dass man in der Zeit nach Kopenhagen in Deutschland und Europa ungerührt weiter vom 2-Grad-Ziel sprach, wird den öffentliche Glauben an die Sinnhaftigkeit der Klimarhetorik weiter gemindert haben. Die mediale Nachfrage nach „Klimaexperten“ ließ deutlich nach, und die bekannten Apokalyptiker sind kaum noch sichtbar. Die ökonomische Krise tat ein Übriges, die Aufmerksamkeit der Politik und der Öffentlichkeit zumindest vorübergehend abzuwenden. Aber das Klimaproblem ist weiter da. Dagegen hat das Interesse an der Klimaforschung zugenommen; allerdings nicht an den Ergebnissen, sondern an den internen Prozessen und ihrer Rolle im politischen Prozess und der Gesellschaft. Auch dieses Buch ist eine Reaktion auf diese Fragen.
Fehler im IPCC-Gutachten
Es kam dann aber noch schlimmer: mit der Feststellung, dass im IPCC-Sachstandsbericht Fehler aufgetaucht waren. Das ist an sich nicht überraschend, wenn man bedenkt, wie viele Details der Bericht enthält. Doch die Fehler, die erkannt wurden, befanden sich alle im Bericht der Arbeitsgruppe 2 über die Klimawirkungen, und sie wiesen alle in Richtung einer Dramatisierung der Resultate.
Bei der Ausarbeitung des Vierten Sachstandsberichts sorgte die damalige Leiterin der Arbeitsgruppe 1 Susan Salomon mit energischer Hand dafür, dass das Wissen über die Dynamik des Klimasystems umfassend, kritisch und breit aufgearbeitet wurde – wie von vielen Autoren dieser Gruppe berichtet wird. Susan Salomon versicherte sich immer wieder, dass Aussagen tatsächlich den Stand der veröffentlichten Wissenschaft widerspiegelten und dass abweichende Ergebnisse nicht einfach unter den Teppich gekehrt wurden. Weniger stringent und kritisch war aber offenbar die Arbeit in Arbeitsgruppe 2 des Vierten Sachstandsberichts.
Die gefundenen Fehler waren zwar der Sache nach meist belanglos, wie etwa die falsche Angabe der Fläche der Niederlande. Es gab aber zwei problematischere Fälle: Weniger gewichtig war eine voreilige Abschätzung von landwirtschaftlichen Folgen in Afrika, die sich im Wesentlichen auf eine einzige wissenschaftliche Analyse stützte, in der – nicht ungewöhnlich oder gar wissenschaftlich problematisch – eine Reihe von nicht-trivialen Annahmen gemacht wurde. Das bedeutet, dass man üblicherweise auch andere Annahmen machen kann, und daher ist es gut, wenn ein Komplex von einer Reihe von voneinander unabhängigen Autoren untersucht wird. Gravierender aber war eine Einschätzung, wonach die Gletscher des Himalaya mit ihrer überragenden Bedeutung für die Wasserversorgung sehr vieler Menschen „wahrscheinlich bis ins Jahr 2035 von derzeit 500.000 Quadratkilometer auf 100.000 Quadratkilometer schrumpfen” werden. Zunächst stellt sich heraus, dass 2035 ein Schreibfehler war, es hätte 2350 heißen sollen. Dann aber erwies sich, dass keine wissenschaftliche Untersuchung hinter dieser Aussage stand, sondern eine merkwürdige Abfolge von Berichten über Berichte, deren Ursprung in sogenannter „grauer Literatur“, also einer nicht-begutachteten Studie lag.Die Qualitätssicherung in dem entsprechenden Kapitel hatte nicht funktioniert; unzulässiges Material war verwendet, die Evidenz nicht wissenschaftlich korrekt abgewägt worden.
Aber es kam noch schlimmer: Ein IPCC-Leitautor hatte schon ein Jahr vor dem Bekanntwerden des Fehlers das IPCC-Büro auf das Problem aufmerksam gemacht, aber keine Reaktion erhalten. Das IPCC hatte keinen Mechanismus, der damit umgehen konnte, wenn Fehler im Bericht gefunden bzw. behauptet wurden. Man war einfach nicht darauf vorbereitet, dass es Fehler geben konnte. Im Gegenteil, der IPCC-Vorsitzende Rajendra Pachauri blockte die Kritik ab, indem er von „voodoo science“ aus Skeptikerhand sprach, die dieser zugrunde liege. Offensichtlich hatte er weder das Konzept noch die Notwendigkeit von Glaubwürdigkeit verstanden, und seine Öffentlichkeitspolitik erwies sich als katastrophal. Spiegel Online schrieb zum Beispiel am 23. Januar 2010: „Die Möglichkeit weiterer Fehler in dem Klimabericht sei ‚minimal oder gleich null‘, ließ Pachauri in einer Pressemitteilung verlauten.“ Insofern wurde klar, dass die Qualitätssicherung im IPCC nicht funktionierte und stattdessen eher ein plumpes „vertraut uns, wir sind Wissenschaftler“ gepflegt wurde.
Dass der Aufschrei in der Wissenschaft recht gedämpft blieb, lag auch daran, dass diese Fehler für
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