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Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Titel: Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kraus Hans von Storch
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zur Arbeitsgruppe 2. Durch einen Beschluss des Parlaments vom 28. Januar 2010, wurde die PBL (Planbureauvoor de Leefomgeving, Netherlands Environmental Assessment Agency) mit der Aufgabe betraut. 46 Man fand, dass die Gesamtzusammenfassung zum Bericht der Arbeitsgruppe 2 gut begründet sei und keine signifikanten Fehler enthielt. Wohlgemerkt: die Zusammenfassung, nicht der Bericht als Ganzes. Man merkte aber auch an, dass die Basis für zusammenfassende Bemerkungen klarer hätte dargestellt werden sollen. In solchen bewertenden Berichten seien Experteneinschätzungen (im Gegensatz zu Aussagen, die einvernehmlich aus Daten oder Modellrechnungen abgeleitet werden) zwar unverzichtbar, aber PBL empfahl, den subjektiven Charakter dieser Einschätzungen deutlich erkennbar zu machen. Man stellte ferner fest, dass die Zusammenfassung dazu neige, die wichtigsten negativen Aspekte des Klimawandels in den Vordergrund zu stellen; vielmehr sollte die ganze Bandbreite der regionalen Wirkungen im nächsten Bericht zusammengestellt werden, einschließlich der Unsicherheiten in diesem Bereich. Und schließlich: Das IPCC sollte mehr Arbeit in die Qualitätssicherung stecken, um Fehler und Unzulänglichkeiten so weit wie möglich zu vermeiden.
    Im Rahmen des Interacademy Council (IAC), einem Zusammenschluss von wissenschaftlichen Akademien, wurde eine weitere Kommission gebildet. Der IAC untersuchte nur die Prozesse im IPCC, nahm aber keine Stellung zum Inhalt der Berichte. Zu mehreren Sitzungen wurde eine breite Palette an Personen um Stellungnahmen gebeten, diesmal auch skeptisch eingestellte Wissenschaftler. Hans von Storch wurde sowohl von IAC und PBL gehört. Der Endbericht des IAC, der im August 2010 herauskam, erkannte die Qualität der IPCC-Berichte an, forderte aber wesentliche Verbesserungen in den Prozessen, dem Management und der Kommunikation ein. Insbesondere sind zu nennen die Nachvollziehbarkeit bei der Wahl der Leitautoren, 47 die Anerkennung abweichender Meinungen, Regeln zur Verwendung nicht wissenschaftlich begutachteten Materials 48 und eine begrenzte Amtszeit von Vorsitzenden. Auch wurde empfohlen,dass die Berichte über die Dynamik und über die Wirkungen zeitversetzt realisiert werden sollten. Zudem sei das IPCC verpflichtet, konstruktiv und offen auf Anfragen aus der Öffentlichkeit zu reagieren, auch im Falle von möglichen Interessenkonflikten (wie sie im Falle Pachauri seinerzeit diskutiert wurden). Ein bemerkenswertes Zitat findet sich in der Stellungnahme des IAC:
    „Das Mandat des IPCC ist, Politik-relevant zu sein, nicht Politik vorzuschreiben. Aber Sprecher des IPCC hatten sich offensichtlich nicht immer an dieses Mandat gehalten. Eine Tätigkeit als Interessenanwalt kann nur das Vertrauen in das IPCC beschädigen. Auch sollten IPCC-Leiter öffentlich über die Bewertungen des IPCC sprechen, dabei aber vorsichtig darauf bedacht sein, keine persönlichen Meinungen einfließen zu lassen.“ 49
    Das bezog sich vor allem auf Rajendra Pachauri. Von der Umsetzung dieser Empfehlungen hängt sicherlich ab, ob das Vertrauen in diese Institution wiederhergestellt werden kann. Bisher war davon noch nicht viel zu merken.
Stagnation der Temperaturen, Abkühlung der Debatte
    Eine ganz andere Entwicklung führte zu einer weiteren Abkühlung der öffentlichen Debatte – die Stagnation der globalen Erwärmung. Seit 1998 ist die globale Lufttemperatur, als deutlichster Indikator des menschengemachten Klimawandels, zumindest bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt (die Daten für 2011 liegen vor) nicht mehr nennenswert angestiegen. Nun kann man einwenden, dass 1998 tatsächlich außergewöhnlich warm war, was durch ein starkes ENSO-Ereignis (El Niño im Pazifik) erklärt wurde, und insofern könnte man dieses Jahr eigentlich aus der Statistik nehmen. Das ist ein valides Argument, nur leider nicht sehr tauglich, weil eben besagtes Jahr vorher als massiver Beleg für die Deutlichkeitder globalen Erwärmung im Zusammenhang mit der Hockeyschlägerdebatte ins Feld geführt worden war. Die professionellen, besonneneren „Detektive“ 50 sind dieser Argumentation nie gefolgt, hatten aber auch nicht lautstark Einspruch eingelegt, und so muss man sich wohl das gleiche falsche Argument (die Außergewöhnlichkeit eines Einzelfalls anstatt einer veränderten Statistik) auch von der Gegenseite anhören.
    Ob mit oder ohne 1998: Eine vieljährige Stagnation ist festzustellen, die seit 13 oder 14 Jahren anhält. Ob nun gar keine Erwärmung

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