Die Klimaprioritaeten
Emissionen freigesetzt werden. Das erste Kraftwerk, gleichzeitig weltweit das größte mit vier Gigawatt, nahm im November 2007 seinen Betrieb auf, nutzt deutsche Kraftwerkstechnik und erreicht einen Wirkungsgrad von 45 Prozent.
Während China bei der Kohleverstromung immer mehr auf moderne Technik setzt, geht es allerdings in der Kohleförderung oft noch mittelalterlich zu. Der Bergbau ist verantwortlich für Tausende Tote jährlich, er setzt das Grubengas Methan frei, das um ein Vielfaches klimaschädlicher ist als Kohlendioxid und, wenn nicht fachgerecht in den Stollen abgefangen, lebensgefährlich sein kann.
China hat weltweit die gefährlichsten Kohlegruben. 2006 starben |46| offiziell 4 750 Kohlekumpel in den chinesischen Bergwerken, das sind 80 Prozent der weltweit registrierten Todesfälle. 2007 wurden 3 780 tote Bergleute gemeldet. In den vergangenen zwei Jahren hat die Regierung bereits Hunderte alter unsicherer Gruben geschlossen. Weitere 5 000 Kohleminen sollen folgen, die immerhin rund 8 Prozent der landesweiten Förderung ausmachen. Bis 2010 soll zudem bei 40 Prozent der Zechen das Grubengas aufgefangen werden, so zumindest der Plan der Regierung. 400 Millionen US-Dollar sollen in Pipeline-Systeme investiert werden, die das Methan abtransportieren können.
Björn Odenbro entwickelt und co-finanziert
Klimaschutzprojekte
, die Grubengas auffangen, in Generatoren leiten, die in die Kohleschächte gebracht werden und dort Strom erzeugen, der direkt ins Stromnetz eingespeist wird. Das rettet Leben, hilft dem Klima und liefert Energie. »Der Kohlebedarf ist enorm, Strom wird immer wieder rationiert, und die Kohlereserven sind auf einem niedrigen Stand – alles Gründe, dass viele unsichere und illegale Minen weiter genutzt werden«, berichtet er.
Odenbro arbeitet für die schwedische Firma Tricorona, ein ehemaliges Bergbauunternehmen, das vor wenigen Jahren in den Emissionshandel eingestiegen ist. Er studierte daheim Wirtschaft, packte seinen Koffer und ging nach China, weil er beim »neuen Goldrausch« dabei sein will. Mit 29 Jahren leitet er bereits das Büro in Peking, beschäftigt 13 Mitarbeiter und braucht für das schnell wachsende Geschäft schon wieder sieben neue Leute. Aus seinem Bürofenster blickt man auf ein stattliches Kohlekraftwerk, das vor wenigen Jahren noch am Rande des Stadtzentrums lag, heute aber von Shopping Malls und Hochhäusern umstellt ist. »Als wir hier einzogen, kam grauer, schwarzer Qualm aus dem Schornstein. Heute ist es nur noch weißer Dampf«, erzählt er.
|47| Grubengas unschädlich zu machen ist Neuland für Odenbro. Tricorona investierte bislang überwiegend in erneuerbare Energien, meist Wasserkraft. 85 Projekte hat das Unternehmen in China mit auf den Weg gebracht. Für die eingesparten
Treibhausgasemissionen
solcher Vorhaben können Emissionsgutschriften ausgestellt werden, die von Tricorona zunächst aufgekauft und dann an Unternehmen in Europa und Japan verkauft werden.
China ist weltweit der größte Markt für solche
Klimaschutzprojekte
, möglich gemacht durch den Clean Development Mechanism (CDM) des Kyoto-Protokolls (siehe das Kapitel »Wandel durch Handel«). Nach dem Prinzip, Emissionen zu senken, wo es preiswerter ist, und dabei nachhaltige Entwicklung zu fördern, kann Vattenfall so zum Beispiel Wind- und Solaranlagen oder nun auch sauberere Kohlekraftwerke in China co-finanzieren und die dadurch erreichten Emissionseinsparungen sich selbst anrechnen lassen. Das Geschäft brummt. Immer mehr Firmen wie Tricorona öffnen Zweigstellen in Peking oder Shanghai.
Kohle muss und wird bei diesen CDM-Vorhaben einer der zentralen Investitionsschwerpunkte in den kommenden Jahren sein, glaubt Björn Odenbro. Moderne Kraftwerke müssten gefördert werden. Auch er würde gern mehr solcher Projekte entwickeln. Doch die chinesische Regierung reguliert den Markt für Emissionsgutschriften sehr stark. Ausländische Firmen können zwar Projekte co-finanzieren, aber diese müssen in chinesischer Hand bleiben. Und die chinesische Regierung verlangt – als einziges Land weltweit – einen Mindestpreis für Emissionsgutschriften.
Der Ökonom Odenbro sah sich nie als Umweltschützer. »Doch nun bin ich einer geworden.« Er glaubt an das Kyoto-Protokoll, das privates Kapital für den Klimaschutz mobilisiert, er glaubt, Umweltschutz und nachhaltiger Ressourcenumgang hätten die besten Chancen, wenn sich damit Geld verdienen lasse, und er |48| glaubt, dass »wir derzeit
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