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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ahnen, was ihre Vertreibung angeht. Andererseits, Altara ist Altara. Ich würde darauf wetten, dass sie in Amadicia und Tarabon nicht so warmherzig empfangen werden.« Er schüttelte den Kopf.
    »Wir sollten es jedenfalls hoffen, denn sonst…« Er führte den Satz nicht zu Ende, aber man konnte sich leicht vorstellen, was er meinte.
    Mat warf Tuon einen Blick zu. Was fühlte sie wohl, wenn sie Thom so über ihr Volk sprechen hörte? Sie sagte nichts, sondern ging nur an seiner Seite und betrachtete aus dem Schutz der Kapuze alles neugierig.
    Die breiten gepflasterten Straßen von Maderin wurden von zwei- oder dreistöckigen, größtenteils aus Ziegeln erbauten Gebäuden mit Schindeldächern gesäumt. Läden, deren Schilder im Wind baumelten, waren zwischen Ställe und die Häuser der Reichen mit ihren großen Lampen über den Torbögen sowie die Unterkünfte von Ärmeren - wenn man nach der Wäsche urteilte, die in fast jedem Fenster hing - gequetscht. Pferdekarren und Handkarren beladen mit Ballen oder Kisten oder Fässern schoben sich durch die mäßig dichte Menge aus Männern und Frauen, die flinken Schritts dahineilten. Kinder spielten Fangen.
    Tuon studierte alles mit gleichmäßigem Interesse. Ein Bursche, der einen Schleifstein auf Rädern schob und rief, dass er Scheren und Messer so schärfte, dass man damit Wünsche schneiden konnte, erregte genauso sehr ihre Aufmerksamkeit wie eine schlanke, hartgesichtige Frau in Lederhosen, die zwei Schwerter auf den Rücken geschnallt trug. Zweifellos die Leibwächterin eines Kaufmanns oder vielleicht auch eine Jägerin des Horns, auf jeden Fall aber eine Seltenheit. Einer vollbusigen Domani in einem eng anliegenden, fast durchsichtigen roten Kleid, die von zwei kräftigen Leibwächtern in Schuppenrüstungen begleitet wurde, schenkte sie die gleiche Aufmerksamkeit wie einem dürren einäugigem Burschen in zerschlissener Wollkleidung, der aus seinem Bauchladen Nadeln und Schleifen verkaufte. In Jurador war Mat diese Art von Neugier an ihr gar nicht aufgefallen, aber in Jurador hatte sie bloß Seide finden wollen. Hier schien sie alles, was sie sah, ihrem Gedächtnis anzuvertrauen wollen.
    Thom führte sie bald in ein Labyrinth aus gewundenen Straßen, von denen die meisten die Bezeichnung nur deshalb verdienten, weil sie mit groben Steinblöcken in der Größe von zwei Männerfäusten gepflastert waren. Häuser in der Größe wie auf der Hauptstraße, von denen einige Läden im Erdgeschoss beherbergten, ragten über ihnen auf und verbargen beinahe den Himmel. Viele der Straßen waren zu schmal für Pferdekarren - in einigen hätte Mat nicht die Arme ganz ausstrecken müssen, um beide Häuserseiten berühren zu können -, und mehr als nur einmal musste er Tuon gegen eine Hauswand drängen, um schwer beladene Handkarren auf den unregelmäßigen Pflastersteinen vorbeipoltern zu lassen; die Karrenmänner riefen Entschuldigungen, ohne aber langsamer zu werden. Träger liefen ebenfalls durch dieses enge Labyrinth, Männer, die die Nase fast auf dem Boden hatten und von denen jeder einen Ballen oder Kisten auf dem Rücken trug, die von einem gepolsterten, um die Hüften geschlungenen Lederriemen gehalten wurden. Allein ihr Anblick bereitete Mat Rückenschmerzen. Sie erinnerten ihn daran, wie sehr er Arbeit hasste.
    Er wollte Thom schon fragen, wie weit sie noch gehen mussten - Maderin war keine so große Stadt -, als sie den We iß en R ing in einer gepflasterten Seitengasse erreichten, ein Ziegelgebäude mit zwei Stockwerken gegenüber einem Messerladen. Das Schild über der roten Tür, ein weißer Kreis aus gekräuselter Spitze, ließ seine Schultermuskeln erneut verkrampfen. Man konnte das ja als Ring bezeichnen, aber das war eindeutig das Strumpfband einer Frau. Es mochte keine Spelunke sein, aber Schenken mit derartigen Schildern waren auf ihre Weise sehr ungemütlich. Er lockerte die Messer in seinen Ärmeln und auch die in seinen Stiefelschächten, tastete nach den Klingen unter dem Mantel, zuckte mit den Schultern, bloß um den Stahl zu fühlen, der dort hing. Obwohl, wenn es dazu kam… Tuon nickte anerkennend. Die verdammte Frau konnte es nicht er wart en , dass er in eine Messerstecherei verwickelt wurde! Selucia hatte genug Verstand, um die Stirn zu runzeln.
    »Ah, ja«, sagte Thom. »Eine weise Vorsichtsmaßnahme.«
    Und er überprüfte die eigenen Messer, was die Knoten in Mats Schultern noch verkrampfter werden ließ. Thom trug fast so viele Klingen wie er

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