Die Klinge der Träume
hoffe, Ihr bereut Eure Entscheidung nicht.« Die meisten der Söldner, die sie aus der Stadt gewiesen hatten, hatten sich bei Arymilla verdingt, wenn nicht sogar alle. Im Augenblick bestand ihre größte Furcht darin, dass es der Frau gelingen würde, eine der noch in der Stadt befindlichen Kompanien zu bestechen. Keiner der Söldnerhauptmänner hatte etwas Derartiges berichtet, aber Frau Harfor sagte, dass erste Kontaktaufnahmen stattgefunden hatten. Einschließlich einer Kontaktaufnahme mit a'Balaman.
Der Murandianer widmete ihr eine förmliche Verbeugung und schwenkte den Umhang, den er nicht trug. »Oh, ich habe genauso oft gegen ihn gekämpft wie mit ihm, meine Lady. Wären wir uns an diesem schönen Tag begegnet, hätte ich ihn getötet oder er mich. Mehr ein Bekannter als ein Freund, müsst Ihr wissen. Und ich würde lieber Gold nehmen, um so eine Mauer zu verteidigen statt sie anzugreifen.«
»Wie ich sehe, tragen einige Eurer Männer Armbruste auf dem Rücken, Hauptmann, aber ich habe nicht gesehen, dass sie sie auch benutzt haben.«
»Das ist nicht die Art der Söldner«, sagte Birgitte trocken. Missmut strömte durch den Bund, aber es war unmöglich festzustellen, ob sie a'Balaman oder Elayne galt. Das Gefühl verschwand schnell. Birgitte hatte gelernt, ihre Gefühle zu beherrschen, nachdem sie entdeckt hatten, wie sie und Elayne ihre Emotionen durch den Bund spiegelten. Sicher wünschte sich ihre Behüterin, sie könnte das Gleiche tun, aber der Wunsch war gegenseitig.
A'Balaman legte den Helm auf die Hüfte. »Ihr müsst wissen, meine Lady, es ist folgendermaßen. Wenn man einen Mann zu hart bedrängt, wenn er das Schlachtfeld verlassen will, versucht, ihn niederzureiten oder dergleichen, nun, beim nächsten Mal, wenn man selbst versucht, das Schlachtfeld zu verlassen, dann könnte er den Gefallen erwidern. Wenn ein Mann das Feld verlässt, dann ist er ja schließlich kein Kämpfer mehr, oder?«
»Bis er morgen zurückkommt«, fauchte Elayne. »Beim nächsten Mal will ich sehen, dass diese Armbrüste eingesetzt werden!«
»Wie Ihr befehlt, meine Lady«, sagte a'Balaman steif und machte eine genauso steife Verbeugung. »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich muss nach meinen Männern sehen.« Er ging, ohne die Erlaubnis abzuwarten, und brüllte seine Männer an, ihre faulen Hintern zu bewegen.
»Wie weit kann man ihm vertrauen?«, fragte Elayne leise.
»So weit wie jedem Söldner«, erwiderte Birgitte genauso leise. »Falls ihm jemand genug Gold bietet, wird das ein Würfelspiel, und nicht einmal Mat Cauthon könnte sagen, wie die Würfel fallen.«
Das war eine sehr seltsame Bemerkung. Sie wünschte sich, sie wüsste, wie es Mat ging. Und dem guten Thom. Und dem armen kleinen Olver. Sie betete jede Nacht, dass sie den Seanchanern sicher entkommen waren. Aber es gab nichts, das sie tun konnte, um ihnen zu helfen. Sie hatte genug um die Ohren und musste erst einmal sich selbst helfen. »Wird er mir gehorchen? Mit den Armbrüsten?«
Birgitte schüttelte den Kopf, und Elayne seufzte. Es war schlecht, Befehle zu geben, die nicht befolgt werden würden. Es führte dazu, dass die Leute aus Gewohnheit nicht gehorchten.
Sie ging näher an Birgitte heran und flüsterte fast. »Du siehst müde aus, Birgitte.« Das ging fremde Ohren nichts an. Birgittes Gesicht war hager, die Augen lagen tief in den Höhlen. Das konnte jeder sehen, aber der Bund verriet, dass sie müde bis auf die Knochen war, jetzt schon seit Tagen. Andererseits fühlte Elayne die gleiche tief sitzende Erschöpfung, als wären ihre Glieder aus Blei. Ihr Bund spiegelte mehr als bloß Gefühle. »Du musst nicht jeden Gegenangriff selbst führen.«
»Und wer soll es tun?« Einen Augenblick lang schimmerte die Müdigkeit auch in Birgittes Stimme durch, und ihre Schultern sackten doch tatsächlich nach unten, aber sie richtete sich schnell wieder auf, und ihre Stimme wurde stärker. Es war reine Willenskraft. Elayne konnte es fühlen, in dem Bund, so hart wie Stein, so hart, dass sie am liebsten geweint hätte. »Meine Offiziere sind unerfahrene Jungen«, fuhr Birgitte fort, »oder Männer, die aus dem Ruhestand zurückgekehrt sind und ihre Knochen am Kamin ihrer Enkel wärmen sollten. Ausgenommen die Söldnerhauptmänner, und da ist keiner dabei, dem ich vertrauen kann, ohne ihm über die Schulter zu sehen. Was uns zu der Frage zurückbringt: wer außer mir?«
Elayne wollte widersprechen. Nicht was die Söldner betraf. Birgitte hatte
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