Die Klinge der Träume
eigene gerade weit genug verschoben, dass sich die beiden nicht berührten, obwohl der Abstand zwischen ihnen schmaler als eine Rasierklinge war. Eine Zweierreihe Männer schien aus der Außenmauer des Stallhofs zu reiten und bog ab, um durch das offene Eisentor den Hof zu verlassen. Einige von ihnen trugen glänzende Helme und Harnische oder Plattenrüstungen, aber jeder Mann hatte den roten Mantel der Königlichen Garde. Ein großer, breitschultriger Mann mit zwei goldenen Knoten auf der linken Mantelschulter stand mit in die Hüfte gestemmten Helm im Regen und schaute ihnen zu.
»Das ist ein Anblick für müde Augen«, murmelte Birgitte. Kleine Gruppen Kusinen suchten auf dem Land nach allen, die Elayne unterstützen wollten, aber das war eine Sache des Zufalls. Bis jetzt hatte sie zwar von Dutzenden Gruppen gehört, die einen Weg in die Stadt suchten, aber nur fünf Gruppen finden können, die zusammen weniger als tausend Mann ergaben. Es hatte sich herumgesprochen, wie viele Soldaten Arymilla um die Stadt herum zusammengezogen hatte, und Männer, die Trakand unterstützten, wollten nicht so ohne weiteres gefunden werden. Vor allem machten sie sie sich Sorgen, wer sie finden würde.
Als Elayne und die anderen auftauchten, kam sofort rot gekleidetes Stallpersonal mit dem Weißen Löwen auf den linken Schultern angelaufen. Ein dürrer Bursche mit schiefen Zähnen und einem weißen Haarschopf griff nach Feuerherz' Trense, während eine schlanke Frau mit grauem Haar Elaynes Steigbügel hielt, damit sie absteigen konnte.
Elayne ignorierte den Wolkenbruch und ging auf den großen Mann zu, ließ bei jedem Schritt Wasser aufspritzen. Das Haar hing ihm feucht ins Gesicht, aber sie konnte sehen, dass er jung war und seine mittleren Jahre noch nicht erreicht hatte.
»Das Licht leuchte auf Euch herab, Leutnant«, sagte sie.
»Euer Name? Wie viele Männer habt Ihr mitgebracht? Und von wo?« Durch die kleinere Öffnung war eine Reihe von Reitern zu sehen, die zwischen hohen Bäumen aus der Sicht verschwand. Wann immer ein Paar durch das Tor hindurchritt, erschien am anderen Ende der Reihe ein neues. Elayne hätte nicht geglaubt, dass es noch so viele Gardisten gab.
»Charlz Guybon, meine Königin«, erwiderte er, ließ sich auf ein Knie sinken und drückte die Hand im Panzerhandschuh auf die Steinfliesen. »Hauptmann Kindlin in Aringill gab mir die Erlaubnis zu dem Versuch, Caemlyn zu erreichen. Das war, nachdem wir erfuhren, dass Lady Naean und die anderen entkommen waren.«
Elayne lachte. »Steht auf, Mann, steht auf. Noch bin ich keine Königin.« Aringill? Dort waren nie so viele Gardisten stationiert gewesen.
»Wie Ihr wünscht, meine Lady«, sagte er, kam auf die Füße und machte eine Verbeugung, wie sie für die Tochter-Erbin eher angemessen war.
»Können wir darüber drinnen weitersprechen?«, fragte Birgitte gereizt. Guybon betrachtete ihren Mantel mit den goldenen Ärmelstreifen und den Rangknoten und entbot ihr einen Salut, den sie mit einem flüchtig über die Brust gelegten Arm erwiderte. Falls er überrascht war, eine Frau als Generalhauptmann zu sehen, war er klug genug, es sich nicht anmerken zu lassen. »Ich bin bis auf die Haut durchnässt, und du auch, Elayne.« Aviendha befand sich direkt hinter ihr. Sie hatte sich das Schultertuch um den Kopf gewunden und schien jetzt nicht mehr so begeistert vom Regen sein, wo ihr die weiße Bluse am Körper klebte und sich die dunklen Röcke mit Wasser vollgesogen hatten. Die Gardistinnen führten ihre Pferde auf einen der Ställe zu - mit Ausnahme der acht Frauen, die bei Elayne bleiben würden, bis ihre Ablösung eintraf. Guybon enthielt sich auch jeden Kommentars über sie. Ein sehr kluger Mann.
Elayne gestattete, bis zu der schlichten Kolonnade gedrängt zu werden, die Zugang zum Palast bot. Sogar hier umringten die Gardistinnen sie, vier vor ihr und vier hinter ihr, sodass sie sich wie eine Gefangene vorkam. Doch sobald sie aus dem Regen heraus war, spielte sie nicht länger mit. Sie wollte es wissen. Sie versuchte erneut, Saidar zu umarmen - mit der Macht war es eine Kleinigkeit, die Feuchtigkeit aus ihrer Kleidung zu entfernen -, aber die Quelle entschlüpfte ihr wieder. Aviendha kannte das Gewebe nicht, also mussten sie dort stehen und alles voll tropfen. Die schmucklosen Eisenkandelaber an den Wänden waren noch nicht entzündet, und durch den Regen war alles in ein Halbdunkel getaucht. Guybon kämmte sein Haar mit den Fingern halbwegs zurecht. Beim
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