Die Klinge der Träume
Zustand aus dem Regen zu schaffen! Sonst könnte sie schrumpfen!
Plötzlich wurde sie sich des Stöhnens der Verwundeten bewusst, und ihre Wangen röteten sich. Diese Männer bra uchten die Hilfe einer Schwester. Selbst wenn sie Saida r hätte halten können, lagen ihre Verletzungen jenseits ihrer bescheidenen Möglichkeiten, und Aviendha war beim Heilen keinen Deut besser.
»Ja, es ist Zeit«, sagte sie. Hätte sie doch bloß ihre Gefühle unter Kontrolle bringen können! Das hätte auch Birgitte erfreut. Auch auf ihren Wangen zeichneten sich rote Flecken ab, Echos von Elaynes Scham. Sie boten einen merkwürdigen Gegensatz zu dem Stirnrunzeln, mit dem sie Elayne in den Turm drängte.
Feuerherz und Mageen und die anderen Pferde standen noch alle geduldig da, wo man ihre Zügel hatte fallen lassen, genau wie Elayne erwartet hatte. Selbst Mageen war gut abgerichtet. Sie hatten die Mauerstraße ganz für sich allein, bis Ahse und die anderen Kusinen aus der schmalen Seitenstraße kamen. Es waren weder Karren noch Wagen zu sehen. Jede Tür in Sicht war fest verriegelt, jedes Fenster verhüllt, obwohl sich möglicherweise niemand dahinter befand. Die meisten Leute hatten genug Verstand, um zu verschwinden, sobald sie das leiseste Anzeichen bemerkten, dass bald Hunderte von Männern in ihrer Nähe die Schwerter schwingen würden. Ein Vorhang bewegte sich; einen Augenblick lang war ein Frauengesicht zu sehen, dann verschwand es. Manche hatten auch ein abartiges Vergnügen am Zusehen.
Die vier Kusinen unterhielten sich leise miteinander und nahmen die Plätze ein, an denen sie mehrere Stunden zuvor ihr Wegetor geöffnet hatten. Sie betrachteten die Leichen auf der Straße und schüttelten die Köpfe, aber das waren nicht die ersten Toten, die sie in ihrem Leben zu sehen bekommen hatten. Nicht einer von ihnen hätte man erlaubt, sich der Prüfung zur Aufgenommenen zu unterziehen, und doch waren sie ruhig und selbstbewusst, trotz des Regens, der ihr Haar und ihre Kleidung durchnässte, so ehrwürdig wie jede Schwester. Es hatte die Zukunftsängste der Kusinen beschwichtigt, Egwenes Pläne zu erfahren, der Burg angeschlossen zu werden und einen Ort zu bieten, an dem sich Aes Sedai zur Ruhe setzen konnten. Vor allem nachdem sie herausgefunden hatten, dass ihr System der Regeln bleiben und die ehemaligen Aes Sedai sich ihm unterwerfen würden. Nicht alle glaubten daran - im vergangenen Monat waren sieben von ihnen einfach verschwunden, ohne auch nur eine Nachricht zu hinterlassen -, aber die meisten taten es und zogen Kraft aus diesem Glauben. Eine Aufgabe zu haben hatte ihnen wieder Stolz gegeben. Elayne hatte gar nicht erkannt, dass er einen Schlag abbekommen hatte, bis sie aufgehört hatten, sich als Flüchtlinge zu betrachten, die völlig von ihr abhängig waren. Sie gingen nun auch aufrechter. Die Sorge war aus ihren Gesichtern verschwunden. Und sie waren unglücklicherweise auch nicht mehr so schnell bereit, sich einer Schwester zu beugen. Obwohl dieser Prozess schon viel früher begonnen hatte. Einst hatten sie Aes Sedai allen anderen überlegen betrachtet, aber zu ihrer Bestürzung hatten sie erfahren müssen, dass die Stola keine Frau zu mehr machte, als sie auch ohne war.
Ahse betrachtete Elayne, schürzte die Lippen und richtete unnötigerweise ihre braunen Röcke. Sie hatte sich dagegen ausgesprochen, dass man Elayne erlaubte - erlaubte! - herzukommen. Und Birgitte hatte ihr beinahe nachgegeben! Alise war eine energische Frau. »Seid Ihr für uns bereit, Generalhauptmann?«
»Das sind wir«, erwiderte Elayne, aber Alise wartete erst Birgittes Nicken ab, bevor sie sich mit den anderen drei Kusinen zu einem Zirkel verknüpfte. Sie ignorierte Elayne nach dem einen Blick. Nynaeve hätte nie mit dem Versuch beginnen dürfen, ihnen »etwas Rückgrat einzubläuen«, wie sie es bezeichnet hatte. Wirklich nicht! Wenn sie Nynaeve in die Finger bekam, würde sie mit ihr ein paar ernste Worte wechseln.
Der vertraute vertikale Riss erschien und weitete sich zu einem Ausblick auf den Stallhof des Palasts, ein beinahe vier mal vier Schritte großes Loch in der Luft, aber der Blick durch die Öffnung auf den hohen Torbogen einer der weißen Marmorställe war etwas schief. Als sie auf die vom Regen überspülten Pflastersteine des Hofes ritt, sah sie auch den Grund dafür. Ein weiteres, etwas kleineres Wegetor stand geöffnet. Versuchte man ein Wegetor an einer Stelle zu öffnen, an der bereits eines existierte, wurde das
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