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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Verteidigern
nicht die Möglichkeit zu geben, sie von der Hofseite her
anzugreifen. Den geschaffenen Hohlraum würden sie mit leicht
brennbarem Material - Reisigbündel, Stroh und dergleichen -
füllen und damit ein Feuer entfachen. Sie brauchten dann nur
noch zu warten, bis die Stützbalken verbrannt waren. Der
Mauerbereich über dem Loch, auf diese Weise seiner Abstützung
beraubt, würde durch das eigene Gewicht zusammenstürzen,
und der Weg in den Innenhof der Burg wäre für die Feinde
frei...
    "Herr",
drängte Giselbert erneut. "Bald wird es hell, und die Kerle
da unten sind fertig mit ihrer Wühlarbeit! Greifen wir sie doch
an und zerschlagen ihnen mit ein paar Äxten das Schutzdach - das
geht schnell!"
    Angesichts
dessen, was ihm soeben durch den Kopf gegangen war und wegen
Giselberts Drängen, willigte Dietrich schließlich ein, den
Ausfall zu wagen, wenn auch sichtlich widerstrebend. Er wurde das
Gefühl nicht los, daß es falsch sei, den Feind zum
jetzigen Zeitpunkt im offenen Kampf zu attackieren. Aber die sachlich
nicht zu widerlegenden Argumente seines Hauptmannes bewogen ihn dann
doch, nachzugeben.
    Allerdings
wußten er und Giselbert nichts von dem Aufmarsch zahlreicher
slawischer Bogenschützen, gerufen von jenem Mann, der sich in
der Nacht ins Lager begeben und sie geholt hatte. Somit stand
mittlerweile eine ansehnliche Streitmacht des Feindes schußbereit
auf der jenseitigen Zwingerseite, wo deren Bogner nur auf das
Morgengrauen warteten, das nicht mehr fern war.
    Es
dauerte eine Weile, bis bei den Belagerten die Vorbereitungen für
den Ausfall getroffen waren. Alle verfügbaren Pfeil- und
Armbrustschützen wurden von Dietrich auf die an den Zwinger
grenzende Ringmauer beordert. Sie hatten den Feind mit ihren
Schleudergeschossen davon abzuhalten, den am Mauerfuß grabenden
Kriegern zu Hilfe zu eilen; Schildträger wurden herbeigerufen,
um die offene Flanke des Stoßtrupps gegen feindlichen
Pfeilbeschuß zu schirmen; zwei starke Äxte mußten
herbeigeschafft werden, mit denen Dietrich und Giselbert die
Stützbalken des slawischen Schutzdaches zerschlagen wollten.
    Der
anbrechende Tag schälte bereits die Konturen der Burg aus dem
Dunkel der Nacht, als Dietrich das Zeichen gab, das Tor der Ringmauer
zu öffnen. Fünf Mann stürzten hinaus, voran der Ritter
und sein Hauptmann mit bereitgehaltenen Äxten, die drei anderen
mit mannshohen Schilden, mit denen sie die ganze Gruppe deckten.
    Rasch
hatten sie die Stelle erreicht, wo die Slawen die Ringmauer
untergruben, die nun schleunigst auf der anderen Seite ihres
Schutzdaches hervorkamen, um sich in Sicherheit zu bringen. Sie
gerieten dort allerdings sofort in das Schußfeld der Bogen- und
Armbrustschützen auf der Mauer, und mindestens zwei der Feinde
hauchten ihr Leben aus, während die anderen sich in den toten
Winkel der Torhalle flüchteten.
    Giselbert
war als erster am Schutzdach, allen anderen voraus, und hob eben die
Axt, als jener Pavesenträger, der den Hauptmann zu decken hatte,
stolperte und hinfiel. Gleichzeitig überschütteten die
slawischen Bogner Dietrichs Gruppe mit einem Schwarm von Pfeilen.
Giselbert, von drei Geschossen in Brust und Kehle getroffen, brach
gurgelnd zusammen, und das Blut stürzte ihm stoßweise aus
der Halswunde.
    "Zurück!"
schrie Dietrich, ließ die Axt fallen, packte seinen Hauptmann
unter den Achseln und schleifte ihn ungeachtet des feindlichen
Pfeilhagels in die Sicherheit der Ringmauer. Während zwei
Waffenknechte hastig das Tor schlossen, bettete er Giselbert behutsam
auf den Boden und rief: "Holt den Mönch herbei!"
    Mit
Wehmut im Herzen sah er, wie das Gesicht des treuen Waffengefährten
im aufgehenden Tageslicht weiß und spitz wurde. Sein röchelnder
Atem verkündete das nahe Ende. Als Bruder Josef erschien, war
Dietrichs Kampfgeselle bereits tot. Aber für Trauer blieb keine
Zeit. Einer der auf der Mauer postierten Krieger kam herbeigeeilt.
    "Herr,
sie sitzen schon wieder unter ihrem Schutzdach und wühlen
weiter! Und von ihrem Lager her nähert sich ein großer
Haufe Bewaffneter!"
    Dietrich
nickte, aber ihm schwirrte der Kopf. Er atmete tief ein, um sich zu
beruhigen. "Es ist gut", sagte er nach einigen
Augenblicken. "Geh jetzt zurück auf deinen Posten!"
    Während
ihres Angriffs auf das Schutzdach hatte er gesehen, daß die
Slawen bereits alles vorbereitet hatten, um das Feuer zu entfachen.
Er wußte, daß der Einsturz des Mauerstücks nicht
mehr aufzuhalten war, und befahl deshalb, Ida und die

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