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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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grauenhaften Gemetzel ihr Leben
gelassen hatten. Aber auch Dietrich hatte fünf seiner tapferen
Kämpfer verloren.
    Lange
währte die Ruhe nicht. Schon bald rückten die Feinde unter
kriegerischem Lärm erneut vor. Diesmal änderten sie jedoch
ihre Taktik. Gotvac hatte seine Bogenschützen in Stellung
bringen lassen, die Dietrich und seine Kampfgefährten mit
Schwärmen von Pfeilen eindeckten und sie zwangen, zurückweichen
und die Maueröffnung freizugeben. So mancher tapfere Recke neben
dem Ritter sank trotz gehobenem Schild getroffen zu Boden. Die jetzt
schon hoch am Himmel stehende Augustsonne tauchte den umkämpften
Platz in ein grelles Licht, als wollte sie den Lebenden vor Augen
führen, was angesichts der in ihrem Blute liegenden Toten auf
sie wartete.
    Am
Ende sah ein zusammengeschmolzenes Häuflein dem erneuten Ansturm
der Slawen entgegen. Wie ein Sturzbach drangen die Feinde erneut
durch die Maueröffnung und ergossen sich in den Burghof.
Abermals röteten sich die Klingen der Verteidiger bei ihrer
schaurigen Arbeit, aber es war umsonst. Neben Dietrich fiel links und
rechts einer seiner Getreuen nach dem anderen unter den
Schwertstreichen der allzu zahlreichen Gegner.
    Er
selbst wurde mit den wenigen, die ihm im Kampfe noch zur Seite
standen, bis in die Nähe des Bergfrieds zurückgetrieben. Er
fühlte, wie sein Schwertarm zu erlahmen begann, wie das
klingenführende Handgelenk ermüdete und zunehmend
schmerzte, wie die Linke, die seinen zerhauenen Schild hielt, taub
und fühllos wurde. In bitterer Erkenntnis sah er den Augenblick
nahen, wo keine Macht der Welt ihn und seine letzten Gefährten
mehr vor dem Untergang retten konnte. Das ohrenbetäubende
Geschrei der Slawen wurde nur noch übertönt von gellenden
Fanfaren, mit denen die nachrückenden Scharen zum entscheidenden
Vorstoß vorwärtsgepeitscht wurden.
    Dennoch
nahm Dietrich alle noch in ihm vorhandene Kraft zusammen, und sein
zusammengeschmolzenes Häuflein kampffähiger Helden
mitreißend, gelang es ihnen noch einmal, den auf sie
eindringenden Feinden mit wuchtigen Schwertstreichen klaffende Wunden
zu schlagen und ihrer kleinen Schar etwas Luft zu verschaffen. Der
Angriff schien ins Stocken zu geraten. Verwundert nahm Dietrich wahr,
daß die hinteren Reihen der Slawen zurückwichen. Seine
Verblüffung wuchs, als er sah, daß sie fast fluchtartig
den Burghof verließen. Wie von Zauberhand gestoppt, verklang
das Getöse der slawischen Lärminstrumente. Er hörte
den Hufschlag zahlreicher Rosse, bekam eine Schar Berittener ins
Blickfeld, und dann erblickte er das Kriegsbanner des Geroldseckers.
    Ein
schwarzes Pelztier raste durch die Mauerlücke, sprang über
die Trümmer hinweg, wich elegant den weichenden Slawenkriegern
aus und umtanzte im Taumel der Wiedersehensfreude den blutbespritzten
Dietrich.
    Der
erwachte endlich aus seiner sprachlosen Erstarrung und gab
unverzüglich die ungesprochene Botschaft Greifs weiter. "Die
Unsrigen sind da!" rief er seinen Gefährten zu und trieb
mit ihnen die zurückgebliebenen Angreifer in die Arme der zur
Hilfe herbeigeeilten Streitmacht aus Mortenauer Rittern und
zahlreichen Reisigen, die eben dabei waren, die fremden Eroberer in
die Flucht zu schlagen.
    *
    Als
es gegen Mittag ging, stand fest, daß Dietrich die Hälfte
seiner Mannen verloren hatte, während beim Gegner weit mehr als
ein halbes Hundert erschlagen wurden. An der Spitze der Streitkräfte,
die zur Rettung der so hart umkämpften Ortenburg herbeigeeilt
waren, stand der junge Egeno von Geroldseck. Er saß jetzt mit
dem vom Kampf erschöpften Dietrich und Ida zusammen in einer der
Kemenaten, wo die beiden Männer sich an einer rasch zubereiteten
Mahlzeit stärkten, während die Gräfin vor allem dem
tüchtig zugreifenden Egeno wohlgefällig zusah.
    "Ich
glaubte schon, daß ich mein Leben in dem düsteren
Bergfried beschließen müßte", sagte sie, zu
Egeno gewandt. "Da kamt Ihr und habt uns gerettet!"
    "Nicht
ich", entgegnete der junge Geroldsecker zwischen zwei Bissen und
deutete auf Dietrich. "Ihm müßt Ihr dafür
danken, Gräfin."
    "Ja,
schon. Aber es sah doch wohl so aus, als wäre die Übermacht
zu groß."
    "Gerade
deshalb gebührt ihm der Dank!" erwiderte Egeno und sah Ida
forschend an. Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein Hauch von Röte,
was ihn für einen Moment stutzen ließ. Wie um seine
Bemerkung zu bekräftigen, fuhr er, zu dem schweigend kauenden
Dietrich gewandt, fort: "Euer Heldenruhm ist bis vor König
Philipps Thron gelangt, und die

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