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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Kammerfrauen
aus dem Palas zu holen und sie im Bergfried unterzubringen. Dort
würde der letzte Rückzugsbereich für einen Teil der
Burgbewohner sein, wenn es den Slawen gelang, in den Innenhof
einzubrechen. Die anderen mußten sehen, wo sie blieben, denn
nicht für alle war Platz in dem mächtigen Wehrturm.
    Seines
Hauptmannes beraubt, war Dietrich nun gezwungen, sich um alles selber
kümmern. Den dafür zuständigen Wannenträgern
befahl er, jetzt das kochende Wasser und das erhitzte Öl aus der
Küche zu holen. Er trommelte fünfzehn Schwertträger
zusammen, die sich bereithalten sollten, um den Eroberern den letzten
Widerstand zu leisten. Seine Bogner und alle Mannen, die mit Wurf-
und Schüttmaterial kämpften, beließ er auf dem
Wehrgang der Mauer, damit sie von dort den Kampf fortsetzten. Nur die
paar Armbrustschützen, die ihm zur Verfügung standen,
mußten sich vor den Schwertkämpfern im Innenhof
aufstellen. Sie sollten der ersten Welle der Angreifer einen blutigen
Empfang bereiten; danach würden er und seine Mannen mit blanker
Klinge das Unmögliche versuchen - den Feind davon abzuhalten,
die Burg zu überrennen...
    Inzwischen
quoll dicker grauer Rauch an der Außenwand der Ringmauer empor
und stieg hinauf in den blauen Morgenhimmel, während die Sonne
schon über den Bergen im Osten stand und Burg und Land in
rötlichem Licht badete. Die Belagerten wußten jetzt, daß
das von den Slawen angebrachte Stützgebälk, das die Mauer
noch vom Einsturz abhielt, bereits brannte. Dietrich eilte auf den
Wehrgang, um einen Blick nach draußen zu werfen, denn im
Zwinger ertönte Kriegsgeschrei und Hörnerklang. Ihm stockte
der Atem, als er sah, daß dort, wo die rauchgeschwärzte
Ruine der Torhalle sich erhob, eine feindliche Streitmacht von wohl
mehr als hundert Mann bereitstand. Zusammen mit jenen, die sich schon
in der Nacht im Zwinger eingenistet hatten, sah er sich einer
wahrscheinlich zehnfachen Übermacht gegenüber.
    Wohlan,
dachte er düster, ihr werdet euch die Burg bitter erkämpfen
müssen!
    Aber
rasch verdrängte er die belastenden Gedanken und besann sich auf
das Nächstliegende. "Alle Mann herunter von der Mauer!"
rief er jenen zu, die in unmittelbarer Nähe des Brandherdes den
Wehrgang besetzt hielten. Es war keinen Augenblick zu früh, den
kaum hatte Dietrich als letzter den gefährdeten Bereich
verlassen, als das Mauerwerk sich mit trockenem Ächzen zu senken
begann. Risse sprangen auf. Mörtel bröckelte und rieselte
herunter. Schließlich stürzte dieser Teil der Ringmauer
mit dumpfem Gepolter in sich zusammen. Eine mit schwarzem Rauch und
funkenstiebenden Holzstückchen vermischte Staubwolke erhob sich
und verdeckte die Sicht auf die entstandene Lücke, als wollte
sie den Belagerten den Anblick der aufgebrochenen Mauer ersparen.
Gleichzeitig ertönte draußen im Zwinger ein infernalischer
Lärm aus menschlichen Kehlen, begleitet von dem gräßlichen
Mißklang von Hörnern, Pfeifen und Trommeln.
    Kaum
hatte sich der Staub etwas gelegt, als auch schon die ersten Scharen
der Slawen mit wildem Gebrüll durch die breite Maueröffnung
drangen. Von Armbrustbolzen getroffen, fielen die vordersten
Angreifer zwischen die Mauertrümmer. Die Nachfolgenden stiegen
über sie hinweg, sprangen kampfbereit in den Burghof, wurden
aber jetzt von Dietrich und seinen Getreuen aufgehalten, die nach
vorne gegen die Mauerlücke eilten. Mit dem Ruf "Gott mit
uns!" stellte Dietrich sich als erster mit gehobenem Schwert den
Slawen in den Weg.
    Ein
furchtbares Gemetzel begann. Unter dem blitzenden Schwertblatt des
Kastellans lernten die eingedrungenen Fremdlinge die entsetzliche
Lektion, daß ein in die Enge getriebener deutscher Recke in der
Not zehn Gegner aufzuwiegen vermochte. Im wirbelnden Blutzirkel der
Klinge des wie ein Löwe kämpfenden Ritters fielen die
Feinde, wie Ährenhalme durch die Sense des Schnitters. Das
spornte seine Getreuen an, es ihm gleich zu tun. Bald hatte alle ein
wütender, erbarmungsloser Kampfeifer ergriffen. Köpfe
rollten, Schädel wurden gespalten, slawische Leiber mitleidlos
durchstochen, und bald funkelte keine Klinge mehr, sondern troff vom
Blute der Gegner.
    Die
Hörner der Slawen bliesen zum Rückzug, und wie durch
Zauberei schien die Mauerlücke vom Feinde befreit. Dietrich
mußte seine vom Kampf erhitzten Krieger mit ernsten Worten
davon abhalten, die Gegner zu verfolgen. Schließlich lauerte
draußen nach wie vor eine starke Übermacht, wenn auch etwa
dreißig Slawen bei diesem

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