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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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begannen sie, die Waffenknechte der Burg, die
im Feuerschein der Fackeln ein gutes Ziel abgaben, mit Pfeilen zu
beschießen.
    Als
Dietrich, aus dem tiefsten Schlummer geweckt, auf dem Wehrgang der
Ringmauer erschien, pfiff gleich ein feindlicher Pfeil an seiner
Kehle vorbei und zwang ihn, rasch Deckung zu nehmen. Giselbert, der
schon kurze Zeit anwesend war, kauerte neben ihm und knurrte:
"Maulwürfe scharren am Fuß unserer Mauer!"
    "Ah
- wo denn?" gab Dietrich zurück.
    Giselbert
zeigte nach links. "Dort, hinter den Stallungen, ein paar
Schritte weiter noch, wo keine Bauten mehr sind."
    Jetzt
hörte auch Dietrich das hackende Geräusch und das Schaufeln
von Geröll. "So handelt es sich um das freistehende
Mauerstück?"
    "Ja.
Sie werden unseren Wall zum Einsturz bringen, wenn wir ihnen nicht
rechtzeitig das Handwerk legen!" entgegnete Giselbert.
    Dietrich
antwortete nicht. Er wußte, was für eine Gefahr hier
heraufbeschworen wurde. Nach kurzer Überlegung rief er seinen
Kriegern zu: "Löscht die Fackeln und die Talgbrände!
Wir wollen den Halunken nicht noch das Licht für ihre Wühlarbeit
liefern!"
    Bald
lag alles in tiefster Finsternis, kein Mond war am Himmel, aber die
Grabarbeiten am Fuße der Mauer gingen munter weiter. Einer der
auf der Westseite des Zwingers befindlichen Slawenkrieger verließ
seine Stellung und eilte ungesehen ins Lager zurück. Zu
Giselbert gewandt, befahl Dietrich: "Laß die größten
Felsbrocken herbeischaffen, die du auftreiben kannst! Bevor wir einen
Ausfall wagen, will ich sehen, ob das Schutzdach der Halunken nicht
zu brechen ist!"
    Er
wußte, daß die meisten der in Holzwannen bereitgehaltenen
Steine höchstens kopfgroß waren und dem massiven Dach der
Feinde nichts anhaben konnten. Tatsächlich aber gelang es seinen
Leuten nach einiger Zeit, im Burgbereich zwei zentnerschwere
Felsstücke aufzutreiben, die sie jetzt keuchend heranschleppten
und für deren Last jeweils zwei Mann notwendig waren. Ächzend
und schnaufend wuchteten sie das erste dieser mächtigen
Wurfgeschosse die schmale Stiege zum Wehrgang empor. Dietrich hatte
sich aufgerichtet.
    "Hierher
mit dem Ungetüm, Männer!" rief er ihnen zu, während
sie sich, unter dem Gewicht des geschleppten Steinbrockens keuchend,
vorsichtig herantasteten. Er hörte das giftige Sirren von
Pfeilen, die von den Slawen aufs Geratewohl in Richtung der Mauer
abgeschossen wurden und unschädlich irgendwo im Burghof
landeten. Endlich hatten die zwei Träger die gewünschte
Zinnenlücke erreicht.
    "Hinab
damit!" rief Dietrich. Die Männer ließen den
steinernen Koloß fallen, er schlug dumpf auf das gepolsterte
Schrägdach auf und es knackte auch hörbar im getroffenen
Holz. Alle auf der Mauer lauschten. Dietrich unterdrückte einen
Fluch - man hörte unten die Feinde emsig weitergraben. Dafür
flogen die Pfeile jetzt dichter, ein Kriegsmann sank getroffen auf
den Wehrgang, und alle waren gezwungen, sich besser zu decken.
    Den
sonst so besonnenen Giselbert schien die Situation nervös zu
machen. Zu Dietrich gewandt, sagte er: "Herr, wir müssen
einen Ausfall wagen, bevor die da unten fertig sind!"
    "Das
wird noch eine Weile dauern", entgegnete der Ritter. "In
der stockdunklen Nacht anzugreifen, gefällt mir gar nicht. Du
kannst Freund und Feind nicht unterscheiden. Aber wir wollen ihnen
den anderen Schädelbrecher auch noch aufs Haupt schmeißen,
dann werden wir sehen, wie fest ihr Dach ist!"
    Der
Vorgang von vorhin wiederholte sich - zwei kräftige Kriegsleute
wuchteten den nächsten Felsbrocken heran und ließen ihn
auf das feindliche Schutzdach plumpsen. Wieder knackte es unten im
Gebälk, und abermals trat die erhoffte Wirkung nicht ein. Jedoch
hatte der steinerne Klotz scharfe Kanten und riß, während
er von dem Schrägdach abrutschte, dessen Polsterung auf.
    Aber
letztlich nützte alles nichts. Offenbar waren die soliden Stämme
des Schirmdaches nicht so leicht zu brechen. Dietrich stand jetzt vor
der Wahl, entweder einen Ausfall zu wagen oder tatenlos abzuwarten,
bis die Slawen die Mauer zum Einsturz gebracht hatten. Er ließ
in Gedanken einen derartigen Angriff an sich vorüberziehen:
Momentan lösten sie die Steine am Fuße der Mauer und
vergrößerten allmählich die entstandene Öffnung.
Sie waren sicher auch schon dabei, Zug um Zug das freigelegte Gemäuer
über dem Loch mit Balken abzustützen, bis sie an der
letzten, zum Innenhof gerichteten Mauerschicht angelangt waren. Diese
letzte Schicht würden sie stehen lassen, um den

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