Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
Vom Netzwerk:
trieben,
überhaupt Liebe war. War es nicht so, daß er seit einiger
Zeit hinterher über sich selbst ungehalten war - daß er
sich für seine Schwäche und sein tierhaftes Begehren
verabscheute?
    Mit
einem Kopfschütteln riß er sich von dem Thema los, das
sein Gehirn zu überschwemmen und seine Tatkraft zu lähmen
drohte. Schließlich galt es jetzt, einer anderen, viel
stärkeren Bedrohung die gebührende Aufmerksamkeit zu
widmen. Was war beim Feind los? Wann und wo würde er den
nächsten Schlag führen? Prüfend ließ er seinen
Blick über den von den Slawen besetzten Platz wandern. Dort
rührte sich nicht viel. Die meisten hatten offenbar in grob
gezimmerten Unterständen, in Zelten oder unter Bäumen
Schutz gesucht und schienen dort vorläufig auszuharren.
    Zum
Glück für die Menschen in der umkämpften Burg hielt
der Regen den ganzen Tag über an. Die allgegenwärtige Nässe
machte es dem Feind unmöglich, Feuerkugeln und Brandpfeile
einzusetzen. Wohl oder übel mußte der slawische Heerführer
die Fortsetzung des Angriffes auf den nächsten Tag verschieben,
denn auf die Wirkung der brennenden Strohbündel hatte Gotvac
nach dem Verlust der Geiseln seine ganze Hoffnung gesetzt. Er hatte
angeordnet, die Geschosse zum Trocknen in zwei Hütten
auszubreiten, damit sie wenigstens am nächsten Tag einsatzbereit
waren. Zwar hätte er den Tribock mit entsprechend großen
Steinblöcken bestücken können - aber die hatte er
nicht zur Hand.
    Da
die befreiten Gefangenen als Druckmittel ausfielen, war bei den
Slawen jetzt alles darauf angelegt, mit den Feuerkugeln die Burg in
Brand zu schießen. Die Zerstörung des Tores war für
sie ein gelungener Anfang. Damit begnügte sich der Pole, auch
wenn er einen Tag dabei verlor. Das würde sich morgen auszahlen,
wenn sie vielleicht ohne Gegenwehr durch den nun offenen Eingang
drangen!
    Gotvac
hatte auch noch eine andere Möglichkeit vor Augen, seit ihm sein
Berater Feinel auseinandergesetzt hatte, wie er es anstellen müsse,
um am Ende die Ortenburg in die Hand zu bekommen. Noch scheute der
Pole davor zurück, den Vorschlag des Juden zu verwirklichen.
Aber falls es trotz aller Anstrengung nicht gelingen sollte, den
Widerstand des Kastellans der Burg und seiner Mannen im Kampf zu
brechen, dann würde er nicht zögern, auch zu der von Feinel
beschriebenen ruchlosen List zu greifen.
    Dazu
schuf Gotvac für alle Fälle schon einmal die Voraussetzung,
indem er den zuvor verstoßenen Branka wieder in seine alten
Rechte als Hauptmann einsetzte. Mochte dieser Dietrich sich also
verschanzen, wie er wollte - morgen oder übermorgen würde
der junge Held aufgeben müssen! Ein satanisches Lächeln
huschte bei diesem Gedanken über das Gesicht des polnischen
Heerführers. Auf seinen Befehl war Branka im Hauptlager
inzwischen dabei, fünfzig kampferprobte Reisige für einen
besonderen Auftrag auszuwählen. Sollte also die umkämpfte
Feste nicht in Kürze fallen, dann mußte ihm Branka mit
seiner wilden Schar das Druckmittel bringen, das den Kastellan der
Ortenburg letztendlich zwänge, die Waffen niederzulegen!
    Der
Pole war kein Mensch, der allzu viel Sorgfalt auf eine gestellte
Aufgabe verwandte. So kam es, daß er sich am Morgen nach dem
Regentag einer Situation gegenübersah, mit der er nicht
gerechnet hatte.
    Unter
der Führung von Giselbert hatten die Belagerten in der Nacht mit
den vorhandenen Trümmern den Toreingang derart verrammelt, daß
ohne Brecheisen und schwere Äxte kein Durchkommen möglich
war. Unmittelbar hinter der Torhalle waren außerdem drei Reihen
starker Holzstangen aufgepflanzt worden, die nun, schräg in den
Boden gerammt und gestützt, mit ihren zugespitzen Enden
unberufenen Eindringlingen den Weg in die Burg versperrten. Diese
Stachelwehr mußte erst einmal überwunden werden, ehe der
Feind den Zwinger besetzen und vor der Ringmauer und dem Südtor
aufziehen konnte! Zudem lauerten auf der inneren Mauer nicht nur
Bogner, Armbrustschützen und Steinewerfer, sondern auch geübte
Wannenträger, die allzu verwegene feindliche Kletterer auf ihren
Sturmleitern mit kochend heißem Wasser und heißem Öl
zu baden gedachten. Insofern war man jetzt bei den Burgmannen
zuversichtlich, sich des nächsten Ansturmes erwehren zu können.
    Angesichts
der getroffenen Abwehrmaßnahmen hatte Dietrich inzwischen alle
Krieger auf die Innenseite der Burg zurückgezogen. Der relativ
enge Zwinger würde es den Slawen nicht erlauben, sich mit ihrem
Tribock ungefährdet aufzustellen. Die

Weitere Kostenlose Bücher