Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Fleischermesser.
    Sein Kopf drehte sich, und er blickte Janet mit dem verbliebenen Auge an. Blut strömte aus der leeren Augenhöhle und dem zerschnittenen Mund.
    »Es ist vorbei, Doc«, sagte Janet. »Die Polizei ist in ein paar Minuten hier. Und Krankenwagen sind auch unterwegs. Man wird dich versorgen.«
    »Janet?«, rief Ian.
    »Ja?«
    »Das Telefon ist tot. Ich muss wohl zu den Nachbarn gehen. Bist du sicher, dass da oben alles in Ordnung ist?«
    Kichernd und taumelnd stand Doc auf.
    »Nicht ganz«, schrie Janet.

66   HILFE
    Nicht ganz?
    Bei Janets Antwort blieb Ian fast das Herz stehen. Schmerz pulsierte in seinem Kopf, als er die Treppe hinaufrannte. Er nahm immer zwei Stufen zugleich und schwang den rechten Arm vor und zurück, während der linke geschwollen und steif und nutzlos an der Seite herunterbaumelte.
    »Was ist da los?«, brüllte er.
    Statt einer Antwort wurde irgendwo über ihm eine Tür zugeschlagen.
    »Janet!«
    Ian sprang die letzten Stufen hinauf und sah Lester am anderen Ende des Flurs auf dem Badezimmerboden liegen.
    Er lief zu ihm und blieb stehen.
    Lesters Augen zeigten den leeren Blick eines Toten. Sein Hemd war an mehreren Stellen aufgeschlitzt und blutdurchtränkt. Das braune Lederholster an der Hüfte war leer.
    Hat der Junge den Revolver?, fragte sich Ian.
    Nein, ich habe ihn Lester auf der Party abgenommen.
    Wo ist er?
    Ich muss ihn in Janets Auto zurückgelassen haben.
    Egal. Er ist sowieso nicht geladen.
    Er hob den Kopf, sah ins Bad und überlegte, ob er dort eine Waffe finden könnte.
    Was denn, einen Nagelknipser?
    Er entfernte sich taumelnd vom Bad und rief: »Janet!«
    Keine Antwort.
    Vorhin schien ihre Stimme von weiter links gekommen zu sein. Also ging er in diese Richtung.
    Alle Türen im Flur waren geschlossen.
    Aber weiter vorne schimmerte gelbes Licht unter dem Türspalt hindurch.
    Er rannte hinüber.
    Mit der rechten Hand griff er nach dem Türknauf. Er versuchte, ihn zu drehen. Der Knauf bewegte sich nicht.
    Abgeschlossen? Schlafzimmertüren haben keine Schlösser!
    Diese offensichtlich schon.
    Da Emily Jean und May Beth zusammen in einem Haus wohnten, wollten sie wahrscheinlich ihre Privatsphäre schützen. Und sich sicher fühlen.
    Ian klopfte an die Tür.
    »Janet!«
    »Komm nicht rein«, sagte sie.
    »Die Tür ist abgeschlossen.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Das war ich.«
    »Schließ auf.«
    »Gleich.«
    »Was geht da vor?«
    »Ich will nicht, dass er entkommt.«
    »Janet?«
    »Mach dir keine Sorgen, ja?«
    »Was macht er?«
    »Er kommt mit dem Messer auf mich zu.«
    »Scheiße!« Ian nahm Anlauf und warf sich mit der rechten Schulter gegen die Tür. Beim Aufprall schoss Schmerz durch seinen Kopf und durch den Oberkörper in den gebrochenen linken Arm.
    »Au!«, keuchte Janet. »Lass das! Ich stehe hier!«
    »Dann geh weg!«
    »Bleib draußen!«

67   IM ZIMMER
    Das »Nicht ganz!« war Janet einfach rausgerutscht – eine spontane Antwort auf Ians Frage, ob alles in Ordnung sei, zu einem Zeitpunkt, als sie begriff, dass das Gegenteil der Fall war.
    Sie hatte die Worte zurücknehmen wollen.
    Aber das ging nicht. Was einmal ausgesprochen war, war in der Welt.
    Deshalb kam Ian wahrscheinlich die Treppe herauf, um sie zu retten.
    Mit seinem angeschlagenen Kopf und dem gebrochenen Arm.
    Ich bin in besserer Verfassung als er.
    Ich bin in viel besserer Verfassung als Doc.
    Sie litt nur unter den Kratzern von Mary, einer üblen Stichwunde am Oberschenkel, dem Schlitz im Bauch und vielleicht sieben oder acht Schnitten an Händen und Armen.
    Docs Mund war aufgeschlitzt, er hatte einen Schnitt an der Schläfe, und ein Auge fehlte.
    Aber er hat das Messer.
    Als er auf sie zutaumelte, stemmte sie sich vom Boden hoch, wirbelte herum und lief zur Tür.
    Ich könnte rausrennen und einfach immer weiterlaufen!
    Sie stellte sich vor, wie sie die Treppe hinunterstürmte und Ian an seinem unverletzten Arm hinter sich herzog. Komm, wir müssen hier raus!
    Und vielleicht würde Doc sie erwischen.
    Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht würden sie entkommen, zu den Nachbarn laufen und die Polizei rufen.
    Und Doc würde verschwinden.
    Eine Zeit lang.
    Anstatt hinauszurennen, schlug sie die Tür zu und drückte den Verriegelungsknopf.
    Schnell wandte sie sich um.
    Doc war ihr nicht weiter gefolgt. Er stand dort mit ge spreizten Beinen und zu den Seiten ausgestreckten Armen, als hätte er Mühe, das Gleichgewicht zu halten.
    »Leg das Messer weg«, sagte Janet. »Okay? Du bist

Weitere Kostenlose Bücher