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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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die Treppe hinaufzulaufen, durch den dämmrigen Flur mit dem federnden Boden zu gehen, vor Apartment Nummer 230 stehen zu bleiben und den richtigen Schlüssel herauszusuchen. Oft hatte sie ihre Einkaufstüten abstellen müssen, um die Tür aufzuschließen. Aber nicht heute. Die Zeiten waren vorbei.
    Sie öffnete die Tür, trat ein und schloss sie leise wieder. Dann legte sie die Sicherungskette vor.
    »Tust du das für den Fall, dass ich vorbeikommen sollte?«
    Sie zuckte zusammen. Dann legte sie die Stirn gegen die Tür. »Was machst du hier?«
    »Ich wohne hier.«
    »Du solltest auf der Arbeit sein.«
    »Ich hab mir heute freigenommen.«
    »Wo ist dein Auto?«
    »Um die Ecke.« Er kicherte.
    »Weißt du was?«, sagte Janet leise. »Das klingt, als hättest du mir eine Falle gestellt.«
    »Aber du hast den Köder selbst ausgelegt. Schließlich hast du mir extra gesagt, dass du heute Morgen kommen würdest, um deine Sachen zu holen. Es war offensichtlich, dass du mich hier haben wolltest.«
    »Für dich vielleicht. Mir ist es nie in den Sinn gekommen.«
    »Wie ist die Aussicht?«
    »Ganz gut«, murmelte sie, die Augen nur wenige Zentimeter von der Tür entfernt.
    »Ich stand auch schon immer auf Türklinken.«
    »Sehr geistreich.«
    »Ist dir klar geworden, wie albern du dich aufgeführt hast, Janet?«, fragte er in ernstem Tonfall.
    Sie hörte, wie er näher kam.
    »Fass mich nicht an«, warnte sie ihn.
    »Ein Baby zu haben ist eine enorme Verantwortung. Im Moment habe ich nicht das Gefühl, dass einer von uns beiden emotional dafür gerüstet ist.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern. Janet versteifte sich. »Verstehst du meine Bedenken?«
    »Ja. Lass mich los.«
    Er massierte sanft ihre Schultern. »In ein oder zwei Jahren vielleicht, wenn unsere Beziehung an einem Punkt angelangt ist, an dem wir beide bereit sind, diese Verpflichtung …«
    »Halt die Klappe«, sagte Janet. Sie schüttelte seine Hände ab, drehte sich um und sah in sein trauriges Gesicht.
    »Ich bin sicher, du wirst begreifen …«
    »Ich sage dir jetzt, was ich schon begriffen habe«, unterbrach sie ihn. »Ich habe begriffen, dass du mich nicht liebst. Wenn du mich lieben würdest, wolltest du nicht unser Baby töten. Mehr muss ich nicht wissen.«
    Er runzelte die Stirn, ging zur Kommode und nahm eine Pfeife vom Ständer. »Und wie definierst du ›Liebe‹?«
    »Bitte, ich möchte, dass du gehst. Ich will nur meine Sachen holen und verschwinden.«
    »Sag mir zuerst, was du mit ›Liebe‹ meinst.«
    »Bitte?«
    Er lächelte ungezwungen und stopfte seine Pfeife. »Meinst du mit ›Liebe‹ eine beiderseitig befriedigende Beziehung? Eine Beziehung, die die Bedürfnisse beider Seiten erfüllt?«
    »Mann, du bist wirklich redegewandt heute Morgen. Ich weiß, dass deine Hugh-Hefner-Nummer die Mädels beeindruckt, aber ich bin nicht in Stimmung dafür, also spar es dir einfach, okay?«
    Er wirkte amüsiert. »Erkläre mir genau, was du mit ›Liebe‹ meinst.«
    Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür, verschränkte die Arme über ihrem grauen Sweatshirt und sagte nichts.
    Dave zündete seine Pfeife an. »Vertrauen? Gehört Vertrauen zu dem, was du ›Liebe‹ nennst?«
    »Ich möchte, dass du gehst.«
    »Du hast das Vertrauen zwischen uns gebrochen, oder?«
    »Was habe ich?« Sie verspürte eine plötzliche Hitzewelle, die sie erröten ließ.
    »Du hast das Vertrauen gebrochen, gegen unsere Übereinkunft verstoßen, dass du vorsichtig sein würdest. Dieses Vertrauen hast du gebrochen, oder?«
    »Ich war vorsichtig.«
    »Du hast versehentlich den Überblick über deinen Zyklus verloren?«
    » Du warst derjenige, der keine Kondome benutzen wollte.«
    »Weil ich darauf vertraut habe, dass du weißt, wann nichts passieren kann.«
    »Ich habe versucht …«
    »Ich glaube, du wolltest schwanger werden. Ich glaube, du hast absichtlich den Überblick verloren.«
    »Das stimmt nicht.«
    Oder doch?, fragte sie sich. Manchmal war sie leichtsinnig gewesen, daran gab es keinen Zweifel. Hin und wieder hatten sie miteinander geschlafen, obwohl sie wusste, dass es riskanter war als sonst.
    Aber nicht, weil ich schwanger werden wollte , dachte sie. Wir haben uns gehen lassen, das ist alles. Wir waren zu erregt, um aufzuhören.
    Und bei diesen Gelegenheiten war es am schönsten gewesen.
    Nie wieder.
    Janet schaute zu Boden und sagte: »Ich habe dich geliebt. Und ich dachte, du hättest mich auch geliebt, aber da habe ich mich getäuscht.«
    »Ja?« Er

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