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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nach ein paar Kilometern musste er einsehen, dass sie verschwunden war.
    Vielleicht hat das andere Auto …
    Okay, dachte Albert. Was soll’s? Ich muss einfach eine andere finden.
    Die Welt ist voller Frauen.

11   RÜCKKEHR IN DAVES WOHNUNG
    Janet wachte auf und streckte sich. Sie genoss die weiche Wärme der Laken auf der Haut. An den bloßen Schultern und am Hals spürte sie die kühle Luft, doch unter der Decke war es warm und gemütlich.
    Sie fühlte sich gut. An diesem Morgen war ihr nicht übel.
    Schläfrig streckte sie eine Hand zur Seite. Sie erwartete, Daves nackte Brust zu ertasten. Stattdessen stieß sie an den Rand der Matratze.
    Sie lag in einem Einzelbett.
    Als sie die Augen aufschlug, begriff sie, dass sie in Megs Gästezimmer lag.
    Montagmorgen? Offenbar.
    Ihr zweiter Morgen ohne Dave.
    Bei dem Gedanken an ihn schnürte sich ihre Kehle zu. Sie schluckte, um die Enge loszuwerden. Ihm muss man nicht nachweinen, dachte sie. Er ist es nicht wert, er ist keinen verdammten Pfifferling …
    Nur dass sie ihn geliebt und in seiner Wohnung gewohnt und seit drei Monaten jede Nacht mit ihm geschlafen hatte und morgens bei ihm im Bett aufgewacht war. Jeden Morgen hatte sie ihn nackt und warm neben sich liegen gesehen, und sie hatten sich aneinandergekuschelt, was oft dazu führte, dass sie sich liebten.
    Nie wieder, dachte sie.
    Es ist vorbei. Alles vorbei.
    Ich will ihn nicht mehr sehen und ihn schon gar nicht berühren und erst recht nicht mit ihm schlafen.
    Janet wischte sich mit einem Zipfel des Betttuchs über die Augen. Dann atmete sie tief und zitternd durch.
    Vergiss den Bastard.
    Mit dem Ausdruck sollte ich wohl vorsichtig sein.
    Lächelnd strich sie sich über den Bauch. Er war weich und warm und flach. »Hallo, da drin«, flüsterte sie. »Dein Papa will dich töten, aber das lasse ich nicht zu.«
    Mit einem Mal hatte sie ein schlechtes Gewissen, so etwas laut auszusprechen.
    Sie tätschelte ihren Bauch. »Kannst du mich hören?«
    Nichts.
    »Blinzle einmal für ja und zweimal für nein.«
    Janet lachte.
    »So wie in Der Graf von Monte Christo , Schätzchen. Deine Mutter ist eine Leseratte, vergiss das nicht.«
    Sie setzte sich auf und ließ Laken und Decke auf ihren Schoß rutschen. Die Zimmertür stand ein paar Zentimeter weit offen, aber sie hörte keine Geräusche im Haus.
    Meg war wahrscheinlich schon zur Arbeit gegangen.
    Janet warf die Decke zur Seite und stand auf. Nackt und zitternd eilte sie zu dem Stuhl, auf dem Meg ihr einen Morgenmantel bereitgelegt hatte. Einen großen rosafarbenen, gesteppten Morgenmantel. Sie zog ihn an. Der Stoff war glatt wie Seide. Zuerst fühlte er sich kühl auf der Haut an. Dann wurde er von der Körperwärme aufgeheizt und war kuschelig.
    In der Küche stand eine Kanne mit Kaffee auf der Warm halteplatte. Sie goss sich eine Tasse ein, ging damit ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa.
    Heute stand ein Ausflug in Daves Wohnung auf dem Programm, um ihre Sachen zu holen.
    Das wird nicht gerade lustig, dachte sie, aber es muss erledigt werden.
    Aber nicht sofort.
    Auf dem Wohnzimmertisch vor ihr lag die Los Angeles Times . Zuerst las sie Die Peanuts .
    Es ist immer eine gute Idee, den Tag mit Snoopy zu beginnen.
    Leider war der Comicstrip heute über Lucy und Linus. Snoopy tauchte überhaupt nicht auf.
    Janet begann, den Rest der Zeitung zu lesen. Als sie mit dem ersten Teil fertig war, war ihre Tasse leer. Sie schenkte sich nach und kehrte zum Sofa zurück, um weiterzulesen.
    Ein Artikel unten auf der Seite trug die Überschrift: MESSERMORDE ERSCHÜTTERN CHICAGOER VORORTE. Sie las den Artikel. Danach trank sie noch einen Schluck Kaffee und las über einen Mann, der zu Tode kam, weil sein Auto auf den Eisenbahnschienen liegen geblieben war.
    Nachdem sie auch den zweiten Teil beendet hatte, war ihre Tasse wieder leer. »Du solltest mal langsam in die Gänge kommen«, murmelte sie.
    Gott, ich will das nicht tun!
    Es war elf Uhr, als sie vor dem Wohnblock am Bordstein hielt. Im Radio sang Jim Croce »Time in a Bottle«. Das Lied brachte sie beinahe zum Weinen. Sie hörte es bis zum Schluss an, dann schaltete sie den Motor ab, und das Radio ging aus.
    Eine Weile saß sie einfach reglos da.
    Sie warf einen Blick auf Daves Platz im Carport. Leer.
    Okay, worauf warte ich?
    Sie stieg aus dem Auto.
    Im Foyer blickte sie gewohnheitsmäßig zu den Postfächern. Der Briefträger war noch nicht gekommen, obwohl es eigentlich Zeit war.
    Es fühlte sich alles so vertraut an:

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