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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Spüle, ließ das Wasser laufen und trank einen Schluck.
    Nachdem er sich die Hände abgetrocknet hatte, ging er durch die Schwingtür ins Esszimmer. Es war leer und dunkel. Licht fiel durch eine offene Tür am anderen Ende. Mit der linken Hand in der Anoraktasche bewegte er sich auf das Licht zu.
    Er hörte, wie das Mädchen oben herumlief. Ihr Zimmer musste direkt über ihm sein.
    Er blieb in der Tür des Esszimmers stehen. Links befand sich die Vordertür, rechts das Treppenhaus. Direkt vor ihm lag das Wohnzimmer. Er ging weiter.
    Die Eltern des Mädchens saßen auf dem Sofa und sahen fern. Obwohl es noch nicht einmal neun Uhr war, hatten sich beide schon fürs Bett fertig gemacht. Der Mann trug einen Schlafanzug und einen Morgenmantel. Die Frau hatte unter ihrem Morgenmantel ein Nachthemd an. Sie sah gut aus, selbst mit den Lockenwicklern im Haar. Sie war eine größere, weniger grazile Version ihrer Tochter.
    Sie lächelten Albert an. Der Mann stand auf. »Charlene kommt gleich wieder runter«, sagte er. »Ich bin ihr Vater.«
    »Ich bin Billy Jones«, sagte Albert und ging auf ihn zu.
    Er war groß – über eins achtzig –, breitschultrig und hatte ein markantes Gesicht mit ausgeprägtem Unterkiefer. Der Mann streckte die Hand aus.
    Albert packte die Hand, riss sie nach unten und sprang nach vorn. Gleichzeitig zog er die linke Hand aus der Tasche, ließ das Messer aufspringen und verpasste dem Mann einen Schnitt quer über den Hals. Dann rammte er ihm mit schnellen geraden Stößen die Klinge viermal in die Seite.
    Die Frau begann zu schreien.
    Albert stieß den Mann zurück, sodass er auf sie fiel. Er schnappte sich den Aschenbecher vom Wohnzimmertisch und schlug ihn ihr gegen die Stirn. Ihr Schrei riss ab. Der schwere Glasaschenbecher blieb unbeschädigt.
    Albert hämmerte ihn zweimal gegen die Seite ihres Kopfs, ehe er zerbrach.
    Keuchend trat er zurück.
    Die Frau war auf das Sofa gesunken, ihr Mund erschlafft, ein Lockenwickler hatte sich gelöst und hing über einem geschlossenen Auge.
    Schritte auf der Treppe.
    »Charlene!«, rief Albert. »Komm her!«
    Er kletterte über ihren Vater, setzte sich auf die Lehne des Sofas und schwang ein Bein über den Kopf der Mutter. Mit gespreizten Knien zog er ihren Kopf nach hinten gegen seinen Schritt. Dann drückte er ihr die Klinge an die Kehle.
    »Charleeene!«, rief er in spöttisch gedehntem Tonfall. »Komm heeer!«
    Kurz darauf hörte er sie die Treppe herunterlaufen.
    »Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte Albert.
    Sie stürzte ins Wohnzimmer, sah ihre Eltern und blieb abrupt stehen.
    »Komm sofort her, sonst schneide ich deiner Mutter die Kehle durch.«
    Charlene kam näher, blass und mit trübem Blick, als wäre sie in Gedanken weit weg.
    »Okay, das reicht.«
    Sie blieb mitten im Wohnzimmer stehen.
    »Und jetzt zieh dich aus. Komplett. Alles.«

14   DER MORGEN DANACH
    Der Wecker schrillte. Albert rollte sich über das Bett, streckte den Arm aus, betastete die Rückseite, bis er den Plastikknopf fand, und schaltete den Alarm aus.
    Stille.
    Er sah auf die Anzeige.
    7:25 Uhr.
    Als er die Decke zurückschlug, spürte er kühle Luft über sich hinwegstreichen. Er eilte zum Wandschrank und fand einen alten Flanellmorgenmantel. Vermutlich gehörte er dem Vater, und dieser hatte ihn jahrelang getragen, bevor er den neuen bekam, den er gestern Abend angehabt hatte. Die Ärmel reichten bis über Alberts Fingerspitzen. Er krem pelte sie hoch, während er in Charlenes Zimmer ging.
    Die Mutter lag noch genau so da, wie er sie zurückgelassen hatte, das Gesicht nach unten, Arme und Beine gespreizt und mit Wäscheleine fest an die Bettpfosten gefesselt.
    »Angenehme Nacht gehabt?«
    Sie grunzte.
    »Ich mache das Klebeband jetzt ab, aber wenn du schreist, töte ich dich und Charlene. Kapiert?«
    Sie nickte.
    Albert hob ihren Kopf vom Kissen, griff am Gesicht vorbei und riss ihr das Klebeband vom Mund. Sie schnappte nach Luft, sagte jedoch nichts.
    »Sag ›Guten Morgen‹.«
    Sie schwieg.
    »Sag es.« Er klopfte mit den Knöcheln seiner Faust gegen die mit blutigem Haar verklebte Seite ihres Kopfs. Sie zuckte zusammen und zerrte an den Seilen.
    »Guten Morgen«, ächzte sie.
    »Etwas fröhlicher.«
    »Guten Morgen.«
    »Schon besser.« Er legte die Hände auf ihren Rücken. Die Haut war eiskalt. »Noch mal.«
    »Guten Morgen.«
    »Deinem Mann Mike geht es heute Morgen nicht so gut.« Er kniete sich hin und blickte ihr ins Gesicht. Er konnte nur ein Auge

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