Die Klinge: Roman (German Edition)
ausweglose Lage nach.
»Wenn Frauen im Spiel sind«, sagte Ian, »ist nichts einfach.« Er lächelte bitter, als er sich vorstellte, wie Laura ihn wegen dieser Unterstellung spielerisch gegen die Schul ter boxte. »Nichts ist einfach«, murmelte er.
»Was soll ich tun?«
»Das hängt von dir ab. Wenn ich es beenden wollte, würde ich es ihr sagen. Ich würde versuchen, dabei nett zu sein. Du weißt schon, ihr sagen, wie viel mir die Bezie hung bedeutet hat und dass ich immer gern daran zurück denken werde.«
Er sah, wie sich ein Lächeln auf Charles’ Gesicht ausbreitete. »Das wäre nicht mal gelogen«, sagte der Junge. »Ich bin sicher, dass ich sie nie vergessen werde.«
»Aber lass keinen Zweifel daran, dass die Affäre für dich vorbei ist.«
»Ich glaub, das könnte ich versuchen. Vielleicht … Gott, manchmal steckt der Karren echt im Dreck.«
»Deshalb hat der liebe Gott uns Schaufeln gegeben.«
Charles stieß ein leises, bitteres Lachen aus. »Ja«, sagte er. »Kann sein. Jedenfalls danke, dass Sie mir zugehört haben. Und danke für den Rat.«
»Ich hoffe, er hilft dir. Halte mich auf dem Laufenden, ja?«
»Klar. Können Sie mir eine Bestätigung schreiben, damit ich zurück zur Hausaufgabenbetreuung kann?«
Ian füllte das Formular aus.
16 BERUFSAUSSICHTEN
Als Janet am Donnerstagmorgen aufwachte, tastete sie nicht neben sich nach Dave.
Eine Brise bauschte die Vorhänge und strich kühl über die Seite ihres Gesichts. Sie zog die Decke bis zum Ohr hoch und rollte sich in der Wärme zusammen.
Es war gestern schön gewesen, so lange im Bett liegen zu bleiben, weil es keinen besonderen Grund zum Aufstehen gegeben hatte. Ein wahrer Luxus. Doch heute lagen die Dinge anders. Sie musste zur Stellenvermittlung an der U.S.C. Man findet keine Arbeit, indem man im Bett bleibt.
Tja, manche Leute schon.
Sie lachte leise unter der Decke.
Prostituierte. Und was war mit Hausfrauen? Klar. Das wollten einem die Emanzen jedenfalls einreden. Wenn man heiratete, war man eine monogame Hure.
Mir würde es nichts ausmachen.
Sie drehte sich auf den Bauch. Das warme Kissen fühlte sich gut an in ihrem Gesicht.
Und wie finde ich einen Mann, der monogam leben will?, fragte sie sich.
Mit Glück?
Indem ich eine Hasenpfote trage?
Komm mal lieber in die Gänge.
Sie setzte sich auf die Bettkante und erschauderte. Ihr hauchdünnes Nachthemd war für Sommernächte mit Dave gut geeignet gewesen. Aber wenn man an einem Oktobermorgen allein aufwachte, war es nicht gerade ideal.
Sie eilte ins Bad, zog das Nachthemd aus und drehte die Dusche auf. Während sie darauf wartete, dass das Wasser warm wurde, betrachtete sie sich im Spiegel.
Hatte sie zugenommen?
Ein wenig vielleicht. Aber nicht so viel, dass es jemandem auffallen würde.
Sie strich sich ein paar Strähnen braunen Haars aus den Augen.
Die Augen sahen nicht schlecht aus, das musste sie zugeben. Aber nicht »verträumt« wie die des Mannes bei dem Footballspiel.
Ich denke immer noch an ihn?
Der gut aussehende geheimnisvolle Fremde.
Als sie sich vorstellte, mit ihm zusammen zu sein, überkam Janet eine heiße Unruhe. Im Spiegel sah sie, wie ihre Haut rot anlief. Die Brustwarzen richteten sich auf.
Beruhige dich, dachte sie. Ich weiß noch nicht mal, ob er nicht ein totaler Idiot ist.
Das würde ich wirklich gern herausfinden.
»Ich frage mich, wer er ist«, flüsterte sie und beobachtete dabei im Spiegel, wie sich ihre Lippen bewegten.
Meg hatte ihn nicht erkannt, und Meg schien jeden zu kennen, der am City College arbeitete.
Er könnte der Vater eines Schülers sein.
Doch er hatte zu jung ausgesehen, um schon ein Kind zu haben, das aufs College ging.
Vielleicht ist er einfach ein Footballfan.
Ich sollte öfter mal zu den Spielen gehen, dachte Janet. Vielleicht sehe ich ihn dort wieder.
Über ihn nachsinnend, stieg sie unter die Dusche.
Janet wurde nicht nervös, bis sie Lippenstift auftrug.
Warum sollte ich nervös sein?, dachte sie. Entweder haben sie ein Stellenangebot für mich oder eben nicht. Wenn nicht, komme ich damit auch klar. Es gibt immer irgendeine Arbeit.
Sie nahm ihre Autoschlüssel und die Handtasche. Als sie aus Megs Haus trat, sah sie auf die Uhr. Die Fahrt zur U.S.C. sollte ungefähr eine halbe Stunde dauern – vorausgesetzt, dass sie nicht von irgendeinem Idioten auf dem Highway umgebracht wurde.
Das war immer eine realistische Möglichkeit. Sie hegte keine großen Sympathien für die Highways in L. A.
Aber was ist
Weitere Kostenlose Bücher